Fragen zum Hedging, Hedgebook, Shorten...

  • Hallo zusammen,


    vielleicht eine blöde Frage, aber kann mir das jemand erklären mit dem Hedging/De-Hedging und dem Hedge-Book? Wie funktioniert Hedging und was bedeutet in diesem Zusammenhang "short"? Ich hab schon bei wikipedia geschaut, aber so richtig klar ist mir das immer noch nicht.


    Wäre nett, wenn mir jemand auf die Sprünge helfen könnte. DANKE!!!

    "Der Pessimist ist ein ehemaliger Optimist, welcher mit der Realität Bekanntschaft gemacht hat."(Schopenhauer)

  • Hallo Kazati,


    ich bin mir nicht sicher was genau du wissen willst, aber ich versuche die Begriffe mal zu erklären: Hedging ist eine Absicherung, z.B. kann sich ein Goldproduzent durch den Verkauf von Kontrakten auf die künftige Förderung gegen einen fallenden Goldpreis absichern. Im Gegenzug hat dieser Goldproduzent alledings nichts von einem steigenden Preis. Das Hedge Book ist demnach einfach die Gesamtheit aller solcher Absicherungskontrakte (Hedges). De-Hedging ist der Prozess des Abbaus solcher Kontrakte.
    "Was bedeutet in diesem Zusammenhang "Short"?"
    Ein Goldproduzent der sich - wie oben beschrieben - durch Kontrakte vor fallenden Goldpreisen absichert, ist "short gold". Würde dieselbe Firma stattdessen ihr Gold (in Erwartung höherer Kurse) zurückhalten wäre sie "long gold".
    Hoffe geholfen zu haben,


    Precious

    „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.”
    Mahatma Gandhi

  • ah, ich sehe mein Beitrag wurde verschoben. Ist mit Sicherheit sinnvoller so :)

    ein Goldproduzent durch den Verkauf von Kontrakten auf die künftige Förderung gegen einen fallenden Goldpreis absichern.

    Genau das verstehe ich nicht. Wie funktioniert das?


    Ist das so gemeint, dass ein Goldproduzent Gold verkauft, dass er noch gar nicht hat?
    Sagen wir mal der Goldpreis steht bei $990. Ein Käufer bestellt nun Gold zum 1.1.2010. Wenn am Stichtag der Goldpreis bei $500 stünde, müsste der Käufer ja nur
    die $500 zahlen, aber durch die Kontrakte muss er trotzdem $990 zahlen?


    -- Edit --
    aber durch die Kontrakte muss er trotzdem $990 zahlen?


    --> Das wäre doch bei einem ganz "normalen" Kaufvertrag doch auch der Fall? Wozu dann Hedging?

    "Der Pessimist ist ein ehemaliger Optimist, welcher mit der Realität Bekanntschaft gemacht hat."(Schopenhauer)

    Einmal editiert, zuletzt von kazati ()

  • Ist das so gemeint, dass ein Goldproduzent Gold verkauft, dass er noch gar nicht hat?


    so ähnlich:
    haben schon ... halt auf zigtausend Tonnen noch zu förderndes und aufzubereitendes Gestein verteilt ...


    Sagen wir mal der Goldpreis steht bei $990. Ein Käufer bestellt nun Gold zum 1.1.2010. Wenn am Stichtag der Goldpreis bei $500 stünde, müsste der Käufer ja nur
    die $500 zahlen, aber durch die Kontrakte muss er trotzdem $990 zahlen?


    genau!


    Das wäre doch bei einem ganz "normalen" Kaufvertrag doch auch der Fall? Wozu dann Hedging?


    bei einem "normalen" Kaufvertrag - also bei einem Kassa-Geschäft - ist die Ware aber sofort zu liefern (und zu bezahlen)
    zum Hedgen macht man Terminverträge - legt also die Konditionen eines zu einem späten Zeitpunkt auszuführenden Handels jetzt bereits fest


    "normal" ist, wenn Du in den Supermarkt gehst und nen Korb voll mit Lebensmitteln (zum aktuellen Tagespreis) kaufst - und sofort mitnimmst


    Hedging wäre, wenn Du (z.B. als Beamter oder Rentner mit nominal gesichertem Einkommen) mit dem Filialleiter einen Vertrag schließt, dass Du bis Ende 2011 jede Woche 3 Liter Milch, 1 Päckchen Butter, 1 Glas Marmelade, 20 Semmeln, 1 Pfund Vollkornbrot, 1 kg Hackfleisch, 2 Pfund Spaghetti, ect. zu einem heute festgelegten Festpreis einkaufst/geliefert bekommst
    (unabhängig davon, wie sich die handelsüblichen Lebensmittelpreise in diesen 2 1/4 Jahren entwckeln)

  • Vielen Dank für die ausführliche Erklärung!!!


    1)

    Zitat

    Sagen wir mal der Goldpreis steht bei $990. Ein Käufer bestellt nun Gold zum 1.1.2010. Wenn am Stichtag der Goldpreis bei $500 stünde, müsste der Käufer ja nur
    die $500 zahlen, aber durch die Kontrakte muss er trotzdem $990 zahlen?

    Aber warum geht ein Käufer solch eine Verbindung dann ein?


    2)


    Wenn ich als Verkäufer via Kontrakte verkaufe, dann heißt das, dass ich short eingestellt bin?! Kann sich ein Käufer auch gegen steigende Preise absichern? Also long eingestellt sein?



    3)

    Zitat

    Hedging wäre, wenn Du (z.B. als Beamter oder Rentner mit nominal gesichertem Einkommen) mit dem [...]

    Warum ist das so wichtig?

    "Der Pessimist ist ein ehemaliger Optimist, welcher mit der Realität Bekanntschaft gemacht hat."(Schopenhauer)

    Einmal editiert, zuletzt von kazati ()

  • 1)
    Aber warum geht ein Käufer solch eine Verbindung dann ein?


    weil er das Gold zu dem vereinbarten Termin auch dann für - bei Deinem Beispiel - 990 Euro/Unze kriegt, wenn der Kassakurs zwischenzeitlich auf 1.500 oder 2.000 Dollar/Unze gestiegen sein sollte


    und die Frage

    Kann sich ein Käufer auch gegen steigende Preise absichern?


    sollte damit auch beantwortet sein ;)


    2)
    Wenn ich als Verkäufer via Kontrakte verkaufe, dann heißt das, dass ich short eingestellt bin?!


    nicht unbedingt ... es kann auch heißen, dass Deine Arbeiter jeden Monat einen festen Dollar-Betrag als Lohn ausbezahlt bekommen wollen unabhängig davon, wie der Goldpreis gerade steht ... und die Leasingraten für die großen Radlader (mit denen Du das Erz herumfährst) sind ja wohl auch jeden Monat zu zahlen, egal wie der POG gerade steht ...

  • Aber warum geht ein Käufer solch eine Verbindung dann ein?

    Ein Käufer geht auf solch ein Geschäft ein weil er steigende Preise erwartet (bzw. sich gegen steigende Preise absichern will). Es gibt bei jedem Terminkontrakt also eine short und eine long Seite.


    Wenn ich als Verkäufer via Kontrakte verkaufe, dann heißt das, dass ich short eingestellt bin?! Kann sich ein Käufer auch gegen steigende Preise absichern? Also long eingestellt sein?

    Siehe oben. Der Verkäufer der Kontrakte verkauft ist short und damit gegen sinkende Preise abgesichert. Der Käufer der Kontrakte ist long und damit gegen steigende Preise abgesichert. Ein Kontrakt, zwei Funktionen.

    „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.”
    Mahatma Gandhi

  • Gern geschehen, aber dafür ist das Forum ja da (unter anderem). Finde es immer gut wenn jemand die Grundprinzipien der Märkte verstehen will. Warum hat mir eigentlich während meiner Schulzeit niemand sowas beigebracht? Gehört wohl zu den Dingen von denen die breite Masse besser nichts verstehen soll. Nicht auszudenken was passieren würde wenn größere Teile der Bevölkerung anfingen unser Wirtschafts-/Geldsystem zu hinterfragen...

    „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.”
    Mahatma Gandhi

  • Vielen Dank für die Aufklärung.


    Und das ist nur die Bilderbuch-Erklärung von Hedging-Vorgängen, wie sie sich klassischerweise im Handel vor allem mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen und anderen Rohwaren herausgebildet haben. Die allermeisten Hedges heute betreffen Währungen und Zinsentwicklungen.


    Natürlich können solche Hedging-Abkommen auch weiter verkauft, beliehen, verbrieft etc. werden. Man kann Hedging-Verträge eingehen mit Sachen, die man gar nicht hat bzw. deren Beschaffung im Falle der Fälle äußerst zweifelhaft ist und dann auch noch auf dieses Risiko wieder einen weiteren Swap schreiben usw. ad libitum - das ist in der Hauptsache der heutige Papiersalat des Finanzsektors.


    Grüße
    auratico

  • ... Die allermeisten Hedges heute betreffen Währungen und Zinsentwicklungen.


    ... Man kann Hedging-Verträge eingehen mit Sachen, die man gar nicht hat bzw. deren Beschaffung im Falle der Fälle äußerst zweifelhaft ist ...


    dann ist es aber kein "Hedging" im eigentlichen Sinne des Wortes (sprich: keine Absicherung, um zukünftige Verpflichtungen erfüllen bzw. benötigte Rohwaren erwerben zu können), sondern reine Spekulation mit Terminkontrakten

Schriftgröße:  A A A A A