Warum werden Credit Default Swaps nicht verboten?

  • Zunächst an diejenigen, die das nicht kennen: ein Credit Default Swap (CDS) ist eine Versicherung, die man gegen einen Schuldnerausfall abschliessen kann. Will heissen: Ich zahle soundsoviel Prämie an jemanden dafür, dass er mir meine griechische Staatsanleihe einlöst und zurückzahlt, wenn Griechenland selbst nicht mehr zahlt.


    Das hört sich erstmal gut an, ist aber als Derivat mittlerweile absolutes Teufelszeug, weil diese CDS einfach so gehandelt werden, ohne dass ein Absicherungszweck dahintersteckt. Da CDS derzeit völlig ungeregelt gehandelt werden, kann also jeder Spekulant auf den Ausfall eines Staates wetten - also CDS kaufen, den Preis in die Höhe treiben und somit den jeweiligen Staat dazu zwingen, immer höhere Zinsen zu zahlen. Schön zu beobachten an der Entwicklung der Staatsanleihen von Portugal und Spanien, die völlig unberechtigt in die Abwärtsspirale von Griechenland hineingezogen werden. Wenn es nach der Verschuldung geht, müssten US- Anleihen unter viel grösserem Abwärtsdruck leiden.


    Es wetten also irgendwelche Leute auf Staatspleiten ohne Absicherungszweck. Das halte ich für äusserst gefährlich und bin dafür, jedwede CDS-Geschäfte für kraftlos zu erklären und die entsprechenden Spekulanten am besten standrechtlich zu erschiessen oder zur Teilnahme an DSDS zu verurteilen.

  • Es wetten also irgendwelche Leute auf Staatspleiten ohne Absicherungszweck. Das halte ich für äusserst gefährlich und bin dafür, jedwede CDS-Geschäfte für kraftlos zu erklären und die entsprechenden Spekulanten standrechtlich zu erschiessen.


    nun, rein rechtlich gesehen, wäre das schonmal:
    - Bildung einer kriminellen Vereinigung
    - vorsätzliche Kreditgefährung
    - Geheimnisverrat
    - Anstiftung zu Straftaten gegen den Staat


    Aber dagegen könnte nur der entsprechende Staat selbst vorgehen. Wird er das tun? Dann flögen ja die ganzen Bilanzfälschungen auf und die Kosmetik, um überhaupt am Euro teilnehmen zu dürfen!


    Eine Hand wäscht die andere, so wird das wohl untergehen und irgendwer dafür bezahlen müssen.
    Da die Griechen das offensichtlich ziemlich locker sehen, werden es wohl die Deutschen und Franzosen bezahlen müssen...


    Na dann mal los. MwSt.-Erhöhung in D zur Rettung für Griechenland... 8o ... Spanien, Portugal, Italien...


    Nur wenn D dann in der Situation ist, ist nichts und niemand mehr zum Retten da. Na, Klasse!


    Aber mal nachgehakt!
    Steht denn D überhaupt noch so gut oder besser da, als Kriechenland?
    Da wäre ich mir nämlich gar nicht mehr so sicher! 8)


    Werden die PIGS vielleicht nur gerettet werden müssen damit der Acker-Joe keine Staatsknete aufsaugen muß?


    Die DeuBa steht ja wie ein Fels in der Brandung (obwohl die nun mit der Werbung gar nichts zu tun hat). Die empfehlen immer nur, wer gerettet werden muß, beanspruchen aber selbst gar keine Hilfe...
    Die sorgen scheinbar immer nur dafür, daß ihre "Ausfallrisiken" gerettet werden, und ziehen dann dort sofort das Geld raus.


    Bei einer Insolvenz ist das eine strafbewährte Handlung, einen Gläubiger bevorzugt zu bedienen...


    Ich denke, bei geordneten Insolvenzen einiger Banken in D, wäre zwar die DeuBa umgefallen, aber die anderen Banken gerettet worden...


    Aber genau deshalb durfte ja hier keine Bank über die Klinge springen, weil dann für Joe das Licht ausgegangen wäre...

  • @ rainer_d


    Den Nagel auf den Kopf getroffen, super! :thumbup: (und das um diese Uhrzeit, Respekt)

    Man will nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als die anderen. Und das ist deshalb so schwer, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind.
    Charles-Louis de Montesquieu - 1689 - 1755

  • Da die Griechen das offensichtlich ziemlich locker sehen, werden es wohl die Deutschen und Franzosen bezahlen müssen...

    Aha, seit wann sind die Franzosen Nettozahler - ah, genau so wie die Engländer die ja auch immer sagen wo es langgeht.

    Die empfehlen immer nur, wer gerettet werden muß, beanspruchen aber selbst gar keine Hilfe...

    :D Gibt es von diesen Hör-Trauerspiel noch keine Kauf-CD :D

    Aber genau deshalb durfte ja hier keine Bank über die Klinge springen, weil dann für Joe das Licht ausgegangen wäre...

    :D Es gibt für diese Acker-Systeme genügend Fackelträger, auch hier im GSF - also werden die dunklen Zeiten noch auf sich warten lassen. :D

    [smilie_happy] Humor ist, wenn man's trotzdem macht - sagte der Eunuch! [smilie_happy]


    :D :thumbup: :D Wer anderen eine Grube gräbt ist entweder Totengräber oder baut eine Künette :!: :D :thumbup: :D

  • CDS sind kein Teufelszeug, sondern sinnvolle Instrumente zur Absicherung. Die Prämie des CDS drückt eben das Risiko aus, dass der Schuldner ausfällt. Und wenn die Gefahr eines Ausfalls bei Griechenland größer wird, so wird der CDS eben teurer. Spekulanten werden sicherlich nicht die CDS in die Höhe treiben und so den Staat dazu zwingen, höhere Zinsen zahlen zu müssen. Das halte ich für ziemlichen Unsinn. Der CDS spiegelt den Zins-Spread wider. Soll heißen: weil Griechenland höhere Zinsen bezahlen muss (was marktbedingt, weil Schuldnerausfall größer ist) wird der CDS teurer.


    Das Problem bei den CDS ist eher, dass die ganze Welt mit diesem Dreck vernetzt ist. Fällt einer um, gibt es einen Dominoeffekt. Ein Ausfall hat den Ausfall Anderer zur Folge, wenn ihre Forderungen und ihre Absicherung den Bach runter gehen. Ebenso ist die Konzentration von short CDS bei einigen Instituten eine Gefahr für das System. Wäre AIG nicht gerettet worden, wären ziemlich viele CDS platt gewesen. Das hätte einen Kollaps zur Folge gehabt.


    Nicht die CDS sind das Problem, sondern die Verflechtung, ein Segen der Globalisierung.


    Das Zocken mit CDS bringt nicht die Staaten an den Rand des Ruins, sondern ihre Verschuldung verbunden mit immer höherem Schuldendienst und höheren Zinsen, die sie zahlen müssen, damit sie ihre Anleihen überhaupt am Markt loswerden können. Die höheren CDS sind nur ein Symptom, nicht die Ursache. Von daher macht es keinen Sinn, diese zu verbieten.


    Meine bescheidene Meinung...

    Wie merke ich mir die 11 88 0 ?
    11 Millionen Griechen kriegen 88 Milliarden Euro und zahlen 0,- Euro davon zurück.


  • ...Das halte ich für ziemlichen Unsinn. Der CDS spiegelt den Zins-Spread wider. Soll heißen: weil Griechenland höhere Zinsen bezahlen muss (was marktbedingt, weil Schuldnerausfall größer ist) wird der CDS teurer.



    Wie man bei Island gesehen hat eignen sich CDS in Kombination mit genügend hinterfotzigen Motiven dazu den ersten Dominostein umzulegen um kleinere Markteilnehmer in den Ruin zu treiben. Dass der kleinere Marktteilnehmer dabei auch Fehler machen muss und angreifbar sein muss ist unbestritten. Dieses kleine Ländle mit eigener Währung musste seine Lektion durch Hedgefonds aus der CoL lernen...Nämlich das Kaupthing und Co. nicht so ungestraft in England grasen dürfen. CDS, Carry Trades und die englische Presse waren die Instrumente dazu.

  • Wenn die CDS nur zu Absicherungszwecken eingesetzt würden, dann würde ich Dir Recht geben. Aber genau das ist nicht der Fall. So können und werden ohne Grundgeschäfte entsprechende Marktbewegungen ausgelöst. Deswegen bin ich für ein Verbot.

    eine nicht ganz logische konsequenz, wie ich finde.
    wie wäre es mit einer beschränkung auf cds in höhe tatsächlich gehaltener abzusichernder papiere.


    erlaubt man das nicht mehr, müssten die banken im übrigen ihre risiken mit deutlich mehr eigenkapital unterlegen, was sie derzeit nicht in ausreichender höhe beschaffen könnten. nach derzeitiger gesetzeslage müsste man dann zig banken sofort schließen. -> game over.

  • tomson


    Hedgefonds haben sich die Hütte mit CDS vollgeladen und hatten kein Interesse daran, dass ein Unternehmen überlebt. Schließlich würde man bei einem Default viel mehr Geld verdienenn. Das ist sicherlich perfide und sollte unterbunden werden.


    goldmob


    Ja, die Banken wären fertig, weil die Risiken nicht mehr durch EIgenkapital hinterlegt wären. Da gebe ich Dir vollkommen Recht.


    @all


    Der CDS Markt ist ein aufgeblasener IOU-Papiermarkt, der in sich zusammen stürzen kann. CDS zeigen wesentlich besser die Situation des Emittenten, als jede Ratingagentur, denn der Markt lügt in der Regel nicht. Wenn man sich die 5-Jahres CDS anschaut, dann weiß man, wer (nach Marktmeinung) richtig am A.... ist.


    Wenn man sich den CDS als Swap, Future oder Option vergegenwärtigt und deren Verbot fordert, dann dürfte keiner mehr einen Dax-Future, Dax-Optionen oder andere Instrumente handeln, es sei denn als Kauf-Vorbereitungshandlung oder als Absicherungsgeschäft. Nichts anderes gilt für die Crimex. Und die Diskussion um eine Oberbegrenzung von Positionen kennen wir ja.


    Meine Vorstellung ist, dass man durch die Spekulation in CDS nicht einen Staat in den Ruin treiben kann. Sehr wohl kann man durch andere Maßnahmen seine Kreditwürdigkeit untergraben.


    Im Kauf von CDS zu Spekulationszwecken sehe ich daher keine Maßnahmen, die einen Staat in den Ruin treiben können. (es sei denn, man hilft ein bisschen nach).
    Andere Ansichten ? Vielleicht mit Quellen ?

    Wie merke ich mir die 11 88 0 ?
    11 Millionen Griechen kriegen 88 Milliarden Euro und zahlen 0,- Euro davon zurück.

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  • erlaubt man das nicht mehr, müssten die banken im übrigen ihre risiken mit deutlich mehr eigenkapital unterlegen, was sie derzeit nicht in ausreichender höhe beschaffen könnten. nach derzeitiger gesetzeslage müsste man dann zig banken sofort schließen. -> game over.


    Das ist ja genau der Grund wieso sie erfunden wurden:


    Zitat

    "..Das Ziel war, das Ausfallrisiko auf eine andere Partei zu übertragen, um so die regulatorische Auslastung des Eigenkapital zu reduzieren..."


    In "normalen" wirtschaftlichen Zeiten machen CDS u.U Sinn um die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen/Staaten zu bewerten. In Zeiten wie man sie seit 2 - 3 Jahren hat wirken CDS zusätzlich destabilisierend. Ob man den Handel mit CDS überhaupt kurzfristig vermindern/regulatorisch einschränken kann, ist aufgrund des von dir genannten Zusammenhang mit dem EK unwahrscheinlich. Wenn sich CDS also plötzlich gegen seine "Herren" wendet welche den Zauber in die Welt gebracht haben resp. den Zauber anwenden (Wall Street, CoL, DB etc.) wird es nicht so "einfach" gehen wie beim temporären Verbot der ungedeckten Leerverkäufe...


    Ich halte es für Schindluderei welche im simpelsten Fall mehr Spekulation über das eigene EK ermöglichen soll und im schlimmsten Fall als machtpolitische Waffe eingesetzt werden kann um Marktteilnehmer/Länder kaputt zu machen.


    Man kann sich als Gedankenspiel ausmalen welche Auswirkungen Soros's Währungsangriffe auf die D-Mark, die Tigerstaaten etc. gehabt hätten wenn es damals bereits CDS Kontrakte in der heutigen Form gegeben hätte...

  • eine nicht ganz logische konsequenz, wie ich finde.
    wie wäre es mit einer beschränkung auf cds in höhe tatsächlich gehaltener abzusichernder papiere.


    erlaubt man das nicht mehr, müssten die banken im übrigen ihre risiken mit deutlich mehr eigenkapital unterlegen, was sie derzeit nicht in ausreichender höhe beschaffen könnten. nach derzeitiger gesetzeslage müsste man dann zig banken sofort schließen. -> game over.


    Dem kann ich zustimmen. Derivate sind ja im Grundsatz kein Teufelszeug sondern durchaus sinnvoll, um sich gegen künftige Preisschwankungen abzusichern. Das Problem ist nur, dass sich der Derivatemarkt mittlerweile völlig ungehemmt und ungeregelt weiterentwickelt hat. Mit geringstem Kapitaleinsatz werden irrwitzige Hebelwirkungen erzielt, die - ich sag es es mal symbolisch - Berge versetzen können. Zu was anderem als Spekulation sollen beispielsweise Optionen auf Futures gut sein? Es gibt doch bereits die Option und den Future auf die Kasse.


    Solange Derivate durch eine zentrale Clearingstelle wie der Eurex mit täglichem Gewinn- und Verlustausgleich abgwickelt werden, geht die Sache auch noch. Aber was ist mit dem ganzen OTC-Zeugs, was im Hintergrund im Interbankenhandel zusammengefummelt wird? Da sollte meiner Meinung nach rigoros durchgegriffen werden. Das hätte natürlich auch Auswirkungen auf den Privatanleger, da es dann nicht mehr soviele schöne Zertifikate und strukturierte Anleihen geben würde. Das wäre allerdings kaum ein Verlust, da diese Produkte in erster Linie dazu dienen, die Margen bei den Banken zu erhöhen.


    Mal abgesehen vom Verbot von CDS ohne Grundgeschäft denke ich auch, dass es am Besten wäre, jeglichen Derivatehandel über entsprechende Börsen / Clearingstellen abzuwickeln und OTC-Geschäfte zu verbieten. Verstösse müssten drakonisch geahndet werden. Also z.B. bei Banken und Versicherungen Entzug der Bank- bzw. Versicherungslizenz und Gefängnisstrafen für involvierte Mitarbeiter vom Vorstand bis zum Händler, sowie Einzug des Privatvermögens. Das ist die einzige Möglichkeit, die Derivateblase einigermassen einzudämmen. Ein schöner Traum, da dazu die Politiker weltweit an einem Strang ziehen müssten. Da das wohl kaum stattfinden wird, darf man gespannt sein, wann es zum grossen und letzten Knall des jetzigen Wirtschafts- und Währungssystems kommt.

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