Let's face it: Gedanken zu Euro-Krise und Währungsreform

  • Jetzt ist Donnerstag und es ist weniger als eine Woche seit meinem Artikel „Notare in Panik…“ vergangen.
    Letzten Freitag schrieb ich: wenn ein großer Anbieter Lieferschwierigkeiten für Standardmünzen bekommt, sollte das ein Warnzeichen sein. Das ist schon 2 Werktage nach meinem Posting passiert.


    Timing ist eine hochinteressante Sache. Im letzten Herst war ich geradezu enttäuscht, wie so viele Leute, denen die Sollbruchstellen des Systems bekannt waren, wieder zu Tagesordnung übergehen. Obwohl alle Probleme bekannt waren, entwickelte sich die Krise so langsam, dass sie aus dem Bewusstsein vieler Leute verschwand.


    Damals schrieb ich den Post: „Aufruf zur Konsequenz im eigenen Handeln“
    Keiner weis genau, wann sich die Krise wieder bescheunigt.
    Aber es ist offensichtlich, dass kein einziges Problem, das zur Krise führte, gelöst wurde.
    Es gibt keine Entwarnung.“


    Soweit mein Zitat vom Dez 2009.


    Es ging mir vor allem um Leute wie Rainer_D, die 1000 hochsinnige Posts über das Geldsystems schreiben, aber wenn das Auto komische Geräusche macht, sofort die Unzen verkloppen, um einen „Top Gebrauchten“ Opel Kombi zu kaufen.


    Ich schrieb damals: „Keiner weis genau, wann sich die Krise wieder bescheunigt.“

  • Ich schrieb im Dez 2009:
    “Unter dem Eindruck der ständigen bedrohlichen Meldungen im Frühjahr 2009 war es deutlich leichter, sich auf die finale Krise vorzubereiten.
    Keiner weis genau, wann sich die Krise wieder bescheunigt.
    Aber es ist offensichtlich, dass kein einziges Problem, das zur Krise führte, gelöst wurde.
    Es gibt keine Entwarnung.“ Soweit das Zitat vom Dez 2009.

    Es ging mir vor allem um Leute wie Rainer_D, die 1000 hochsinnige Posts über das Geldsystems schreiben, aber wenn das Auto komische Geräusche macht, sofort die Unzen verkloppen, um einen „Top Gebrauchten“ Opel Kombi zu kaufen.

    Ich schrieb damals: „Keiner weis genau, wann sich die Krise wieder bescheunigt.“

    Das ist eine Lebenserfahrung aus den Aktienmärkten: wenn man eine Erkenntnis gewonnen hat, kann es sein, dass es Jahre dauert, bis diese Erkenntnis sich an den Märkten durchsetzt.
    Und wenn sie sich durchsetzt, dann wird sie übertrieben.“
    Damals (im Dez 2009) war das erste Downgrading der Kreditwürdigkeit von Griechenland schon durch.
    Ich hätte niemals geglaubt, dass ausgerechnet das kleine Griechenland der Trigger sein wird, der den Blick des Marktes auf die Überschuldung der Staaten und die Ungleichgewichte der Euro-Zone lenkt.

    Ähnlich wie Jim Rogers oder Pimcos Bill Gross rechnete ich eher mit einem Pfund-Crash.

    Aber wieder einmal hat der Markt die schwächste Stelle identifiziert: hinter Pfund und Dollar steht nichts. Hinter dem Euro steht nichts und niemand.

    Die Geschwindigkeit mit der aus dem Trading-Game der Hedge-Fonds eine virulente Euro-Existenzkrise geworden ist, ist schlichtweg erstaunlich.

  • Auch als ich letzte Woche geschrieben habe, dass man in Ruhe seine „persönliche Verteidigungslinien“durchspielen sollte, rechnete ich mindestens noch mit 1-2 Wochen, bevor der Massen-Run auf Gold – und aus dem Euro einsetzt.

    Letztlich ist dass, was derzeit in der Euro-Zone passiert, gar nicht soviel anders, wie dass, was in den USA und GB passiert ist.
    Eigentlich wäre das kanonische Rezept der Fiat-Welt, dass auch die EZB Geld drucken müsste, um damit griechische Anleihen zu kaufen.

    Nur die EZB hat zwei Hypotheken: die eine ist die Inflationsparanoia der Deutschen und die andere ist, dass sie für eine Änderung der Regeln sich mit allen Ländern der Euro-zone abstimmen müsste.

  • Wie letzte Woche geschrieben, hat zudem die Kanzlerin einen großen Fehler gemacht.

    Gerhard Schröder hätte irgendeinen Schwachsinn über europäische Solidarität erzählt und den Griechen-Bailout mit der Vertrauensfrage verknüpft,
    aufmüpfige Abgeordnete hätte man mit namentlichen Probeabstimmungen, Waterboarding und Daumenschrauben auf Kurs gebracht.

    Die Kanzerlin war zu schwach für diese Tour und hat letztlich die Wahrheit gesagt: der Griechen-Bailout ist für die Stabilität des Euro notwendig.

    Dem deutschen Michel in Gesicht zu sagen, dass die Stabilität seiner Währung von den erwiesenermaßen korrupten Eliten am Mittelmeer abhängt: das war ein Fehler.

    Die Büchse der Pandora ist geöffnet und generiert Zweitrundeneffekte.

    In den letzten Tagen wurde bei Google das Wort „Währungsreform“ häufiger eingegeben als nach dem Lehman-Kollaps (allerdings noch immer etwas weniger, als im Frühjahr 2009).

    Alle wichtigen Goldhändler sind praktisch ausverkauft.

  • Im Herbst 2008 wurde nach Lehman sehr viel Geld von Banken abgehoben. Die Zahl stand hier mal im Forum.


    Das Geld von Giro-Konten und Tagesgeld-Konten ist ja bekanntlich kein Geld, sondern eine Forderung des Konto-Inhabers an die Bank.


    Ich habe es damals mal (2008) überschlagen: wäre doppelt soviel Geld abgehoben worden, dann wäre das Banksystem kollabiert.


    Wieviel Geld derzeit abgehoben wird, wissen nur Banker und Notenbanker.


    Bedrohlich ist dabei die Flucht in Immobilien, Gold und fremde Währungen.
    Auch der Kauf einer Immobilie mit Cash bedeutet, dass Kreditgeld vernichtet wird.


    Wenn jemand 200.000 euro Cash auf den Tisch legt, um eine Immo, die vorher zu 80% Kreditfinanzeriet war, zu kaufen,
    dann wird nach dem Kauf der Kredit gelöscht und die Geldmenge M3 (glaube ich) sinkt.

  • Der sinkende Außenwert des Euro löst eine Flucht aus dem Euro aus, die das Sinken des Euro beschleunigt.
    Amerikaner haben den fallenden Außenwert des Dollars kaum mitbekommen.
    Für Menschen, die kaum realisieren, dass es noch andere Länder gibt, ist es schwer zu verstehen, dass die eigene Währung im Verhältnis zu anderen Währungen sinken kann.

    Aber Deutsche realisieren den Wertverlust des Euros: Bild-Zeitung von heute, Cover-Story.

    Niemand kann genau sagen, wieweit uns diese Bewegung treiben wird.
    Der Fall des Euro wird angetrieben von der Gier der Hedge Fonds und – so glaube ich – inzwischen auch von der Angst der Deutschen, vor dem Wertverlust ihres Papiergeldvermögens.

    Seit der Lehman-Krise sind selbt hartgesottene Festanleger ins Lager der Tagesgeld-anhänger gewechselt.
    Genug schnell bewegliches Euro-Cash ist also da.

    Bis heute konnten Interventionen den Euro-Crash managen.
    Besonders natürliche Schwellen, wie die runden Zahlen, verlangsamen den Absturz.
    Ein Spekulant, der an der Grenze von 1,2800 gegen den Euro gehebelt spekuliert, müsste lebensmüde sein.
    Solche Grenzen werden im Trading meist nur mit sehr viel Anlauf, Momentum oder eindrucksvollen Nachrichten überwunden.

    Heute wurde die Grenze von 1,2800 aus dem Stand heraus gebrochen. Die Verteidiger des Euro wurden regelrecht verprügelt.

  • Jetzt rächt sich das Fractional Reserve Banking: die Erschaffung des Kreditgeldes aus dem Nichts.
    Wenn man gegen den Euro spekuliert, dann geht die Broker-Firma zu einer Bank, die Euros erschaffen kann.
    Dort wird ein Kredit in Euro gegeben, der nur zu 1% unterlegt sein muss.

    Das kann jeder mit einer Demo von einem Trader-Konto mal ausprobieren:
    Mit 1000 euro kann man 99.000 euro kredit bekommen, die Euros verkaufen und 10 min später, billiger zurückkaufen.
    Der Trader hat 30 oder 50 euro gewonnen, aber an den Märkten 100.000 euro bewegt.

    Die Deutsche Bank vergibt z.B. Euro-Kredite an Broker-Firmen.

    Als die Banque de France in den 20er Jahren den Kampf gegen die Spekulanten gewann,
    da konnte sie sich auf einen riesigen Vorrat an Gold und Dollars stützen.

    Die Spekulanten versuchten zwar alle verfügbaren Franc zu bekommen und gegen Dollar und Gold zu verkaufen,
    aber die Banque de France hatte mehr Gold und Dollars als die Spekulanten.

  • Man sehe sich die Devisenreserven der EZB und im Vergleich dazu die Bilanzsumme der Deutschen Bank an:
    Durch die ungedeckte Erschaffung von Kreditgeld, ist es heute den Spekulanten möglich, gigantische Summen zu bewegen, gegen die selbst die Reserven einer Notenbank klein sind.

    Mit 1000 euro kann ich mir für die Dauer der Spekulation 99.000 euro borgen.

    Bei Annahme, dass Trader pro Trade 3000 euro einsetzen und hebeln, reden wir über 297.000€ , die pro Trade bewegt werden.
    In Deuschtland soll es ca. 50.000 Hobby trader geben, weltweit dürften vielleicht eine halbe Mio oder mehr sein, dazu kommen die Banken und Hedge-Fonds.
    Alle Trader achten auf die gleiche Chartsignale und Nachrichten.
    Wenn 50.000 Trader einen 3000 euro trade gegen den Euro machen, bewegen sie an den Märkten also 14,8 Mrd euro.

    Die Deutsche Bank borgt dann für ein paar Minuten oder Stunden den Brokerfirmen, bzw. den Klienten der Brokerfirmen ein paar Mrd – und danach bekommt sie die Euros ja mit Zinsen zurück.

    Das alles ist seit langem bekannt.

  • Die Realwirtschaft füttert die Finanzbagage noch durch, denn sie kauft bei Goldman Sachs und der Deutschen Bank für Millioneneträge Finanzderivate, mit denen sie sich gegen die Volatilität der Märkte absichert – obwohl die Volatilität der Märkte durch Goldman Sachs, die Deutsche Bank und das fractional Reserve Banking erst erzeugt wird.
    Was könnte Daimler und Lufthansa verdienen, wenn sie nicht jährlich dutzende Millionen für Währungsabsicherungen ausgeben müssten ?

    Dass die Finanzwirtschaft nicht den Menschen dient, sondern wie ein Krebsgeschwür produktives Gewerbe zerstört und aussagt ist seit langem bekannt.

    Bisher glaubte die Politik allerdings, dass das immer nur die „anderen“ betrifft.

    Wie in anderen Threads schon beschrieben, kranken wie Menschen leider – und wissenschaftlich nachgewiesen – an einem Gehirn, dass nicht fähig ist, abstrakt erkannte langfristige Probleme in Handlungsweisen umzusetzen, typisch Steinzeitmensch.

    Die vor einem Jahr angestoßene Idee, dass man die Finanzmärkte regulieren müsste, hat von daher die gleich Qualität wie meine Idee, dass ich eigentlich abnehmen müsste.

    Zurück zum Euro:
    Derzeit stürzen sich die Finanzmärkte auf den Euro, wie blutrünstige Kampfhunde auf ein kleines Kind.
    Um es ehrlich zu sagen: wir müssten keine Angst haben: die wollen nur spielen.
    Ehrlich.
    Niemand hat vor, den Euro zu zerstören.
    Die Märkt wollen Parität zwischen Euro und Dollar, danach stellen sie ihre Positionen glatt und streichen sie fette Gewinne ein.
    Alle sind happy: die deutsche Exportwirtschaft kann billig nach Russland und Brasilien exportieren, die Trader bei Goldman Sachs bekommen wieder 20 Mio Bonus für Jachten und Edelnutten und die europäischen Bürger bezahlen seufzend 2,20 pro Liter Benzin und schimpfen auf Putin und die Bosse der Mineralölkonzerne.

  • Die eine Trillion-Euro-Frage ist aber, ob es so kommt.

    Denn der brave deutsche Kleinsparer (mit scharfem S, wie in den Sketchen bei Loriot) hält den Angriff der Kampfhunde nicht für eine Show, sondern bare Münze.

    Wie im Thread letzte Woche beschrieben, halte ich es für denkbar, dass es der unselige Kanzlerinnen-Fehler, die Transferzahlungen mit der Stabilität der Währung zu begründen, vor dem Hintergrund der angelsächsischen Anti-Euro-Spekulation zu fiesen Zweitrundeneffekten führt.

    Wenn ich mir mein Völkchen, die Deutschen, so ansehe: wir haben viele sehr angenehme Eigenschaften: nur mit den Gefühlen hapert es etwas. Wir sind weder so lustig wie die Engländer, noch so charmant wie die Franzosen, aber Panik, dass können wir richtig gut.
    (Im englischen Sprachgebrauch spricht man auch vor der „German Angst“ )

  • Die anglo-amerikanischen Spekulanten haben zwar vor, einen hübschen Devisentrade zu machen, aber sie kennen recht wenig die deutsche Gefühlswelt.
    Und nach 10 Bildzeitungen mit Euro-Stories, zwei Wiso-Sendungen und einem ARD-Brennpunkt könne die Flucht aus der eigenen Währung in Deutschland durchaus zu einem Phänomen werden, dass die Liquidität und Eigenkapitalsituation der Banken gefährdet.

    Zudem ist unser gesamten Wirtschafts und Finanzsystem darauf ausgerichtet, dass das Kapital im Land bleibt.

    Balkanländer oder südamerikanische Länder leben seit Jahrzehnten damit, dass niemand den Wahnsinn begeht, nennenswertes Vermögen in Landeswährungen zu bunkern.
    Wenn es irgendwo Vermögen in diesen Ländern gibt, dann wandert dass in die USA, in die Schweiz und auf die Caymen Islands.

    Auch nur der Ansatz einer Kapitalflucht, die in Ex-Jugoslawien, Kolumbien oder Senegal normal wäre, würde bei uns das Wirtschaftssystem bedrohen.

    Wir haben früher hier im Forum oft geschrieben, dass die Eliten viel zu freundlich und pro-europäisch eingestellt sind, um die Euro-Zone zu verlassen. Eine Kapitalflucht, eine Abstimmung mit dem Portemonnaie könnte eine Währungsreform erzwingen.

    Die Deutschen würden niemals für die Einführung der D-Mark demonstrieren: sie würden einfach das Geld abheben und in irgendwas konvertieren, was ihrer Vorstellung von Sicherheit am nächsten kommt:
    Schweizer Franken, Immobilien, Gold.

  • Als Dr.Berninger in seinen Videos erzählte, dass er mit einer Währungsreform für Mitte Januar 2010 rechne, habe ich hier im Forum geschrieben, dass das Quatsch ist.


    Inzwischen ist die Lage anders.
    Üblicherweise wird eine Währungsreform durchgeführt, um einen Geldüberhang zu kappen.


    Falls der Kapitalabfluss aus Deutschland bedrohlich wird, dann hätte eine Währungsreform vor allem eine Aufgabe: den Kapitalabfluss stoppen und deutsches Kapital vor Entwertung zu schützen.


    Wenn wir in Südamerika wären und eine eigene Währung hätten, dann würde die Regierung den Kapitalabfluss stoppen, indem sie Konten einfriert und Devisenkontrollen einführt.


    In Deutschland ist es anders: eine Währungsreform und die Wiedereinführung der D-Mark würde zu einem sofortigen Kapitalzufluss führen und die Bundesbank hätte arge Schwierigkeiten, zu verhindern, dass die Währung zu sehr steigt.


    An die "südamerikanische Lösung", d.h. wir bleiben im Euro, aber alle Konten werden eingefroren, mag ich nicht so recht glauben,
    da mit einer Wiedereinführung der DM eine Lösung auf der Hand liegt.

  • Ich kann mir NICHT vorstellen, dass in Deutschland die D-Mark eingeführt wird, und die Regierung Firmenvermögen so einschrumpft, dass die Firmen keine Löhne mehr zahlen können. Während also amerikanische Firmen an ihren Dollars ersticken werden deutsche Firmen auf die Knochen gestrippt?
    sehr sehr unwahrscheinlich.


    Ähnliches gilt bei Immo-Krediten: es kann sein, dass viele, die auf Inflation spekuliert haben, bald einen Kredit in der härtesten Papierwährung der Welt, der neuen D-Mark, am Hals haben.


    Was Gold betrifft: damit kann man super schlafen, aber im Umfeld einer Währungsreform könnte es sein, dass es noch für eine ganze Weile recht kitzlig sein, Gold wieder zurückzutauschen.


    Wie oben gesagt, wäre eine jetzige Währungsreform nicht das finale Endgame, sondern eine Umstellung ohne Kapitalschnitte oder ohne große Kapitalschnitte, um die deutsche Währung von den Eruptionen am Mittelmeerraum zu entkoppeln.


    Die kommenden Tage werden interessant. Viele Menschen in Deutschland fällen derzeit Entscheidungen, wie sie sich positionieren – und tragen diese Meinung nach draußen.


    Ein Vermögensverwalter, der Herr Flossbeck von der Firma Flossbeck & von Storch, bisher nur den Lesern der FTD bekannt, gibt in der Bild-Zeitung Interviews, in denen er den Griechen-Bailout ablehnt.
    Tom Buhrow, der Tagesthemen-Moderator, hat am Wochenende einen sehr skeptischen Kommentar in der „Welt“ veröffentlicht.
    (Das muss man sich mal vorstellen: ARD und Springer-Verlag verkehren sonst nur über Anwälte).


    Der gleiche Kommentar wurde nun in Englische übersetzt und in der New York Times veröffentlicht.

  • Es sieht so aus, als ob der Axel Springer Konzern sein Urteil über den Euro gefällt hat.

    Anders als in der Politik, ist man in der Privatwirtschaft bereit, auch die schlimmsten Fehlentscheidungen zu korrigieren.

    Ich erinnere mich, als beim Medienkonzern Gruner + Jahr es zu einer Fehlentscheidung bei der Besetzung der „Stern“-Chefredaktion gekommen war.
    Neuer Chefredakteur war der ehemalige Chefredakteur der „Berliner Zeitung“ geworden.
    Ein begabter Zeitungsmacher, der zwar eine Zeitung, aber keine Zeitschrift machen konnte. Und auch gar nicht zum damaligen „Stern“-Team passte.

    Woche für Woche sank die Auflage. Immer wieder wurde dementiert und der G + J Vorstand stellte sich hinter den Chefredakteur.
    Irgendwann sagte G+J Vorstandsvorsitzender Schulte-Hillen zu den Vorstandskollegen: „Lets face it“. – Lass uns dem Problem ins Auge blicken, lass es uns bewältigen.

    Schulte-Hillen nahm die Peinlichkeit und den völligen Gesichtsverlust hin und korrigierte die Fehlentscheidung.
    Wer einmal in einem Konzern gearbeit hat und weis, mit welcher Aura des Göttlichen die Vorstandsentscheidungen umgeben sind, der kann ermessen, wie viel Gesichtsverlust dabei war, wenn man den Chefredakteur des Flaggschiffs nach ein paar Wochen austauschen muss.
    Eine Woche später hatte der „Stern“ eine neue Chefredaktion, auf dem Titel gab es wieder Busen und die Auflage ging wieder nach oben.

    Zurück zum Euro.
    Das mit dem Euro war eine schreckliche Fehlentscheidung und der Griechenbailout korrigiert keinen der Geburtsfehler des Euro.
    Ich habe derzeit den Eindruck, dass sich ein Teil der Wirtschaftselite von der politischen Elite absetzt und „Lets face it“ gesagt hat.

  • Viele Menschen haben jetzt Angst, ein normales Gefühl, dass unserer Überlebensfähigkeit dient. Ich sage immer: „alle Säugetiere, die keine Angst hatten, haben die Saurierzeit nicht überlebt.“

    Veränderungen von solcher Dramatik dürften für jeden ein paar hässliche Seiten haben, aber ich vermute, dass eine Währungsreform zum jetzigen Zeitpunkt für die meisten Menschen recht harmlos verlaufen dürfte. Rein theoretisch würde ja nur die Einführung des Euro rückgängig gemacht. Wie weiter oben gesagt: ein Währungsschnitt in Deutschland, ohne dass es in anderen Währungen einen Währungsschnitt gibt, würde keinen Sinn machen.

    Richtig gefährlich wird es eigentlich nur, wenn die Kräfte, die den Euro auseinanderreißen unkontrollierbar werden: dass wäre, wenn die Menschen sich von der Währung völlig abwenden und nicht mehr Euros in Gold, Immos und Schweizer Franken tauschen, sondern in Waren.

  • Wie wird es weitergehen? zum jetzigen Zeitpunkt kann es durchaus sein, dass jemand, der sein Geld auf der Bank lässt, besser durch die Währungsreform kommt, als jemand der es in Gold oder Auslandswährungen konvertiert. Falls jedoch alle Menschen diese Einsicht gewinnen, dann würden sie ihr Geld auf der Bank lassen, es würde keinen Kapitalabfluss geben – und es würde damit auch kein Handlungsdruck auf Politik und Notenbank geben.

    Wenn Herr Flossbeck in der Bildzeitung den Griechenbailout ablehnt, dann provoziert er damit, dass die Wähler ihre Abgeordneten unter Druck setzen und der Griechenbailout letzlich scheitert. Ein gescheiterter Griechenbailout würde einen Währungssturz des Euros verursachen, der entweder zu Chaos oder zu einem Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone führt.

    Nicht zu unterschätzen die Rolle des Zufalls: wer hätte gedacht, dass die Steuerschätzung („Ausfälle in Höhe von 39 Mrd Euro“) wenige Stunden vor Verabschiedung des Griechen-Gesetzes herauskommt ?

  • Es kommen spannende Wochen auf uns zu, die Entwicklung ist aber extrem ungewiss.


    Während des II. Golfkriegs sagte ein Moderator bei NTV: „der Dax hat heute wieder 200 Punkte verloren und es ist völlig ungewiss, wie lange das weitergeht.“
    Die Antwort war ganz einfach: der dax stand damals bei 2800 Punkten und wenn das so weiter ginge, dann wäre er ein paar Tage später unter Null gewesen.
    Da es einen Dax unter Null nicht geben konnte, war klar, dass es bald eine Bodenbildung geben müsste.


    Der Euro hat gestern im Vergleich zum Dollar einen Cent verloren: Noch 130 solche Tage und der Euro hat einen Wert von unter Null.
    Von daher ist klar, dass die Euro-Krise nicht monatelang mit der gleichen Schlagzahl fortlaufen wird.


    Das Wort „Krise“ ist griechisch und bedeutet: Entscheidung!

  • Wie wird es weitergehen? zum jetzigen Zeitpunkt kann es durchaus sein, dass jemand, der sein Geld auf der Bank lässt, besser durch die Währungsreform kommt, als jemand der es in Gold oder Auslandswährungen konvertiert.

    Warum? Bitte erklären.

  • Es kommen spannende Wochen auf uns zu, die Entwicklung ist aber extrem ungewiss.


    Während des II. Golfkriegs sagte ein Moderator bei NTV: „der Dax hat heute wieder 200 Punkte verloren und es ist völlig ungewiss, wie lange das weitergeht.“
    Die Antwort war ganz einfach: der dax stand damals bei 2800 Punkten und wenn das so weiter ginge, dann wäre er ein paar Tage später unter Null gewesen.
    Da es einen Dax unter Null nicht geben konnte, war klar, dass es bald eine Bodenbildung geben müsste.


    Der Euro hat gestern im Vergleich zum Dollar einen Cent verloren: Noch 130 solche Tage und der Euro hat einen Wert von unter Null.
    Von daher ist klar, dass die Euro-Krise nicht monatelang mit der gleichen Schlagzahl fortlaufen wird.

    Zunächst mal danke für deine Mühe und den schönen Artikel.


    Obige Aussage halte ich jedoch für verfehlt, da natürlich nicht die absoluten Wertverluste, sondern die prozentualen zu betrachten sind. Es ist also durchaus möglich, dass der DAX Tag für Tag 5% verliert...100 Jahre lang

  • Warum? Bitte erklären.

    Wenn jetzt eine Währungsreform kommt, dann um deutsches Geld vom Euro abzuspalten.
    NICHR um den Währungsüberhang zu beseitigen.


    Und:
    wegen der Aufwertung der neuen Währung.
    die neue Währung wird mehrere Tage lang nicht an den Devisenmärkten notiert sein. Dann eröffnet sie auf einem völlig anderen Kurs, als der Euro geschlossen hat.
    So wie das bei Devisen auch manchmal nach dem Wochenende passiert.
    selbst Eichelburg sagt, dass eine neue DM sofort aufwerten würde, da sich die Investoren auf diesen sicheren Hafen stürzen werden.


    Gold wird - denke ich - seinen Weg gehen und langfristig gegen alle Papierwährungen aufwerten.


    Kurzfristig sah es aber schon oft anders aus.


    Viele, die jetzt Gold kaufen, sind "Tagesgeldanleger", die noch nie in ihrem Leben einen Kursverlust gesehen - und ausgehalten haben.


    Natürlich muss man Gold haben - einfach um unabhängig von den Entscheidungen anderer zu sein.


    Hier im Forum ist einer, der hat 1989 ein paar Monate vorm Mauerfall sein DDR-Geld (14.000 Ostmark) in 2 Krügerrand getauscht.
    Daraus wären bei der Währungsreform 1990 aber 7000 westmark geworden: und er hätte sich sehr viele Krügerrands kaufen können.
    Wer hätte gedacht, dass aus der Ostmark (Kurs 5:1) bei der Währungsunion mal zum Kurs 2:1 dann DMs werden.
    -----


    Ich nehme immer wieder eine Formulierung von Gburek aus dem letzten Jahr auf: man sollte sich den Zahn ziehen, dass man ohne finanzielle Verluste durch die kommenden Jahre kommt.
    ---


    Es gibt leute, die nie im Leben Gold hatten und nun jeden Cent, also wirklich jeden Cent in Immobilien stecken.
    Mir hat mal einer geschrieben, der hat nur noch Cash-Reserven für 1 Woche, weil alles andere in Gold steckt.
    Das finde ich nicht nur übertrieben, sondern auch gefährlich.
    Gold soll ja eine Absicherung sein, und nicht etwas, was das Leben gefährlich macht.

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