Habe von einem User eine interessante Frage bekommen: er würde eigentlich sehr sehr gerne weiter Gold akkumulieren, sogar nach einer Dienstmädchenhausse.
Darin eingeschlossen ist die Frage, wie sehr der Goldpreis nach dem Ende einer Dienstmädchenhausse fallen könnte.
Was Aktienhaussen betrifft, da ist das Ende einer Dienstmädchenhausse absolut brutal: bei einer klassischen Übertreibung fallen die Kurse danach ins Bodenlose und man muss sogar damit rechnen, dass die Protagonisten der Hausse Pleite machen:
Ca. 90% der Eisenbahngesellschaften des großen Eisenbahnbohms im 19. Jh gingen pleite, die Louisianna-Gesellschaft ging pleite, die Südseegesellschaft ging pleite, die Dot-Com-Firmen gingen pleite.
In den 50er Jahren gab es mal eine heftige Hausse der sogenannten Nifty-Fifty (so oder so ähnlich geschrieben). Damals haussierte die Meinung, dass das die 50 ewigen Aktiengesellschaften seien, die weltweit eine so marktbeherrschende Stellung haben, dass sie für immer Gewinne machen werden.
d.h. bei den Aktien wurde quasi der Gewinn für die nächsten 200 Jahre schon mal eingepreist.
Die hälfte aller Firmen von damals dürfte noch existieren; unter einem Goldstandard hätte man wohl 30-40 Jahre warten müssen, bis man sein Geld wiedergesehen hätte.
Dank Inflationierung des Dollar sahen Besitzer von IBM und GE-Aktien ihre Einstiegskurse deutlich eher wieder.
Interessant ist die letzte Goldhausse.
In den Köpfen vieler Goldbugs existiert die Idee, dass es 1980 einen Goldspike bis 800 dollar gab und dass man dann bis 2007 warten musste, um wieder Kurse bei 800 dollar zu sehen.
Ein Blick auf die taggenauen Charts von 1980 zeigt: der Spike bei 800 Dollar war nur eine Sache von Tagen und Stunden: das hatte mit dem Einmarsch der Russen in Afganistan zu tun.
Lange vor und nach dem Spike haussierte Gold bei 600 Dollar (nach einem Aufstieg von 35 bis 600 Dollar). Und nach dem Spike erklomm Gold dann für eine ganze Weile 700 Dollar.
http://www.bundesbank.de/stati…evisen&func=row&tr=WU5501
Bei den unter Bundesbank.de gespeicherten Monatsmittelwerten ist der 800 dollar peak überhaupt nicht zu erkennen.
Zudem fiel Gold nicht von einem Tag auf den anderen: jahrelang stieg der Dollar leicht, Gold fiel leicht: und so kam es, dass es in DM immer wieder neue Goldhöchstkurse gab.
Im Jan 1980 gab es parallel zum dollar-hoch einen Kilopreis von 37.400 DM,
dann ging Gold bis auf 25000 DM runter um im Jan 1983 wieder bei 37900 zu stehen.
Selbst 1985 als der amerikanische Aktienmarkt brummte und Gordon Gecko der Welt zeigte, dass der U.S. Kapitalismus wieder funktioniert, stand Gold noch bei 25.000 DM.
Wer beim absoluten Höchstkurs zu 100% eingestiegen wäre und dann bei 25.000 euro fünf jahre später ausgestiegen wäre, hätte 34% verlust gemacht.
Aber schon für jemanden, der 12 (in Worten: zwölf) Monate vor dem Höhepunkt der Hausse eingestiegen war, bei 15900 DM, hätte 5 Jahre nach dem Höhepunkt der Hausse satte 57 % plus gemacht.
Für alle, die früher als 12 Monate vor dem Hausse-Höhepunkte eingestiegen waren, sieht die Rechnung natürlich noch besser aus.
d.h. es kam nicht darauf an, ob man den perfekten ausstiegszeitpunkt findet, sondern darauf an, VOR Eintritt des exponentiellen Preisanstiegs dabei zu sein.
Beim Goldausstieg hatte man also jahrelang Zeit, um die Lage zu analysieren.
Zu diesem Zeitpunkt lief die Hausse-Maschinerie wie geschmiert: die Südafrikanische Münze begann Krügerrands in kleineren Stückelungen zu prägen, Mitarbeiter der Dresdner Bank versuchten mit Vorträgen und Hochglanzbroschüren die deutschen Kunden süchtig nach Gold zu machen.
1981-85 war Dump Money in Deutschland voll im Gold investiert. Und obwohl die Kurse 5 Jahre seitwärts liefen bekam niemand so richtig mit, dass die Hausse vorbei war. Wer sensibel war, hätte wirklich erkennen können, dass der Zenit der Edelmetallhausse überschritten war.
In Dollar fiel der Kurs vom Hausse-Mittelkurs bei 600 Dollar auf 400 dollar und blieb dort ne Weile.
Richtig unter die Räder kam der Kurs erst wärend des Brown Bottoms, als Gordon Brown als Schatzkanzler den Verkauf des Goldes der Bank of England anordnete.
Wenn man davon ausgeht, dass jemand 1980 in 4-5 Positionen Gold gekauft hat und dann mitbekommen hat, dass er in einer Hausfrauen-Hausse ist, dann hätte er je nachdem ob er in Dollarland oder DM-Land wohnt, bei Verkäufen innerhalb von 1-5 Jahren Verluste von ca. 20-34% gemacht.
Im Vergleich zu dem, was Menschen an lehrgeld gezahlt haben, die die Dot Com Hausse oder die Eisenbahnhausse mitgemacht haben, ist das wenig.
Wenn jemand 1970 Gold in DM gekauft hätte und 1998 verkauft hätte, hätte sich eine jährliche durchschnittliche Preissteigerung von 15% ergeben.
Auch wer 1977 gekauft hätte und 1998 verkauft hätte, hätte jährlich nooch 2% plus gemacht.
(das wäre natürlich unter den Inflationsrate gewesen)
Nun muss dazu gesagt werden, dass es in den 80er Jahren eine koordinierte Drückung des Goldes gab.
Auch nach 1990 hielt das an: viele osteuropäische Länder, die ihr Gold sogar über die Zeit des II. Weltkriegs gerettet hatten, durften dem IWF nur beitreten, wenn sie ihr Staatsgold verkaufen.
Die Goldpreisentwicklung ohne diese massive Drückung hätte anders ausgesehen.
Ein zweites mal kann so eine massive Drückung nicht veranstaltet werden: das Gold ist nicht mehr in den Händen der Notenbanken.
Schlussfolgerung: wer beim Gold VOR dem exponentiellen Preisanstieg von 1979 eingestiegen ist, der hätte sein Gold mit gutem gewissen halten können: bis heute.
Schlussfolgerungen für die Zukunft:
Auch heute muss niemand angst haben, dass EM Preise so sehr fallen, dass ein Vermögen völlig zerbröselt.
Einbrüche wie bei aktien im bereich von -50% pro Jahr sind beim Gold nahezu nicht vorstellbar.
Wie in einem anderen Thread dargelegt, ist es derzeit fast egal, ob der deutsche Kleinsparer nun voll ins Goldfieber einsteigt oder nicht.
Gold notiert derzeit nahezu bei 2,2 Unzen pro Monatsbrutto: wie 1950 oder 1980.
Aber Gold stellt nur 0,8% der weltweiten Vermögenswerte dar:
Anders als 1980 oder 1970 oder 1950 oder 1930: da waren es 10%
(Und bei den 0,8% ist noch mit eingerechnet, dass der Goldschmuck dem Markt als Devise zu verfügung steht: ich denke, halbwegs frei verfügbares Anlagegold dürfte nur 0,2-6% des weltweiten Vermögens darstellen.)
Entscheidend für den Goldpreis wird in Zukunft nicht ob deutsche Sparer was von ihrem Gehalt ins Gold stecken, sondern ob ein Teil des fest im Schuldsystem verankerte Big Money aus Anleihen rausgeht und ins Gold rein.
Da die größten Schuldner die Staaten sind, kann es durchaus sein, dass es nicht zu einer klassischen Hausse kommt, sondern zu Extremen:
Entweder zeitweise handelsbeschränkungen – oder wiedereinbindung des Goldes ins Finanzsystem.
Wenn Gold wieder 10% des weltweiten Vermögens darstellt, dann hat es seinen alten Platz wieder eingenommen – und könnte da jahrelang bleiben, ohne dass sein Preis nennenswert sinkt.
Anders als bei den Dot-Com-Aktien, die von einem Tag zum anderen wie „entzaubert“ schienen, dürften die Gründe, die Schulden und Papiergeld unterminieren und Gold heben so gravierend sein, dass niemand sich einfach mal schüttelt und dann mutig aus dem Gold rausgeht, um Immos, Schuldscheine oder Aktien zu kaufen.
Von daher könnte man also auch bei dieser goldhausse mit einem sehr langsamen abklingen der hausse rechnen.
Auf die Frage, ob man auch nach der Hausse noch Gold akkumulieren könnte: ?
Ich weis es nicht: der Fächer der Szenarien geht dann einfach zu weit auseinander….
Nehme ich mal den extremen Fall, dass eine Goldhausse mit einem niedergang des Papiergeldsystems, einer Währungsreform und folgenden stabilen Goldunterlegten Währungen einhergeht.
Es ist ja schön, für hartes geld zu arbeiten. Aber jeder der schon ein paar Unzen gebunkert hat, dürfte es zeitlebens seltsam finden, für 8g Gold pro Monat zu arbeiten.
Ich weis nicht, ob man große Lust hat, bei 8g Gold Monatslohn noch weiter Gold zu akkumulieren. Vielleicht ist in ein paar Jahren jeder deutsche Goldbug nur noch auf der Verkäuferseite und die reichen Asiaten kaufen uns Unze für Unze alles ab. Who knows..
Wie es dann weitergeht, das hat damit zu tun, wie die Welt in 10-20 Jahren aussehen wird.
Für jemanden, der sehr viel Geld verdient, macht es auf jeden Fall sinn, was zu sparen, z.B. in Gold.
Aber falls in 20 jahren von unserem Wohlstand nichts mehr übrig ist und Europa gegenüber Asien zurückgefallen ist, dann macht es kaum sinn, 8g Gold pro Monat zu sparen: dann sollte man eher in die Bildung der eigenen Kinder investieren oder mit einer Ortsveränderung den Befreiungsschlag versuchen.