Kommentar in Die Welt v. Stefan Schilbe (Chefvolkswirt bei HSBC Trinkhaus & Burkhardt) (20.3.):
In den Vereinigten Staaten hat der Schuldenberg von privaten Haushalten, Unternehmen und Staat eine Höhe von 34 400 Mrd. US-Dollar erreicht. Dies entspricht mehr als dem dreifachen der US-Wirtschaftsleistung und stellt einen historischen Rekord dar. Selbst in der Depression der 30er Jahre lag die Schulden/BIP-Relation mit 287 Prozent deutlich niedriger. Kalkuliert man nur mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 5 Prozent, müssen jährlich Zinsen von über 1700 Mrd. US-Dollar bezahlt werden. Rund ein Siebtel der jährlichen Wirtschaftsleistung wird also allein für die Zahlung von Zinsen aufgewendet !
Wie läßt sich dieses Problem lösen ? Der günstigste Weg wäre hohes Realwachstum ohne neue Schulden. Die Chancen für eine solche Lösung sind jedoch gering. Gerade seit Mitte der 90er Jahre, die gemeinhin mit hohen realen Wachstumsraten assoziiert werden, hat sich die Verschuldung deutlich erhöht. Für jeden Dollar Wirtschaftswachstum wurden im Schnitt gut 4 Dollar neue Schulden gemacht. Befördert wurde dies durch die extrem niedrigeren Zinsen. Ohne den Willen, neue Schulden zu machen, können die privaten Haushalte ihren exzessiven Lebensstandard nicht aufrechterhalten. Schließlich ist die Sparquote mit weniger als 2 Prozent weitgehend verdampft, nachdem sie im Jahre 1992 noch 8 Prozent betrug. Da wiederrum die gesamte Expansion der US-Wirtschaft seit Anfang 2000 vom Konsum getragen wurde, würde eine Schwäche des privaten Konsums das Wachstum abwürgen.
Alternativ können die US-Bürger ihr Sparverhalten anpassen. Die mit dem Konsumverzicht verbundenen Wachstumseinbußen sind allerdings politisch nicht erwünscht, da sie das Problem der Arbeitslosigkeit verschärfen. Gleichzeitig dürfte eine Rückzahlung der Schulden die desinflationären Tendenzen verschärfen und im Extremfall sogar in eine Deflation münden. Das politisch favorisierte Szenario besteht offenbar in einer Inflationierung der Volkswirtschaft. Über das höhere nominale Wachstum und die damit verbundenen Steigerungen der Löhne, Unternehmensgewinne und Steuereinnahmen ließen sich die Schulden leichter bedienen.
Die expansive Geldpolitik der US-Notenbank Fed hat bereits zu einer dramatischen Erhöhung des Dollar-Angebotes geführt. Ein Gedankenspiel verdeutlicht dies: Ende der 70er Jahre war die umlaufende Geldmenge bei Goldpreisen von 400 US-Dollar pro Unze vollständig durch den in den Tresoren der Fed liegenden Goldschatz unterlegt. Wollte die US-Notenbank die inzwischen explodierte Geldmenge vollständig durch ihren seither unveränderten Goldbestand - rund 8150 Tonnen - decken, müßte jede Unze Gold mit über 2300 US-Dollar bewertet sein.
Langristig dürfte damit vor allem eine Asset-Klasse von der US-Schuldenpolitik profitieren: das Gold. Bei einer Wiederkehr der Inflation nach dem Muster der 70er Jahre wäre das gelbe Metall ein geeigneter Schutz. In einer volkswirtschaftlichen Extremsituation wie der jetzigen sollte das gelbe Metall also in keinem Portfolio fehlen.
Ein guter Kommentar. Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Es gibt immer mehr Menschen, die in die gleiche Richtung wie wir denken !