Börse Tokio nur eine Ausnahme?

  • Zitat

    Original von mesodor39
    Wenn dort die Menschen mit ihren Sparbüchern bis zur Tür Schlange stehen oder noch nach regulärer Öffnungszeit vor der Bank warten, daß sie öffnet..... ......dann weis man zumindest, was die Stunde geschlagen hat.


    Ganz vereinzelt in der Menge stehen dann auch die Leute mit dem Schlüssel zu ihrem Schließfach in der Hand, mit sorgenvoller Miene ab und an einen flackernden Blick auf die Schlange der zerlumpten Gestalten vor der Suppenküche werfend. :D


    Gruß
    mvd

  • Zitat

    Original von mvd


    Ganz vereinzelt in der Menge stehen dann auch die Leute mit dem Schlüssel zu ihrem Schließfach in der Hand, mit sorgenvoller Miene ab und an einen flackernden Blick auf die Schlange der zerlumpten Gestalten vor der Suppenküche werfend. :D


    Gruß
    mvd


    Nebelschwaben ziehen durch die Straße und verschlucken den stumpfen Aufschrei eines Bankkunden, der in einer dunklen Gasse von dem Mob ausgeraubt wird. Der Priester am Suppenstand betet das "Ave Maria" und ein dreibeiniger Hund pieselt an die Kellergitter der Bank.
    Ein Polizeipanzerwagen biegt um die Ecke und bleibt stehen. Das flackernde Blaulicht wirft gespenstische Schatten. Dann fährt der Wagen leise weiter....


    Es grüßt
    Der Misanthrop :D

  • »Frau Merkel, die Apache-Hubschrauber sind da. Bitte machen Sie sich fertig, wir müssen fliehen, die Roten sind schon am Reichstag.« Wie in Trance drehte sich die Kanzlerin um, wedelte ihren Amtschef mit ihren kleinen Händen weg. Mit unsicheren Schritten ging sie hinüber zum Panoramafenster im obersten Stock der Bundeswaschmaschine, starrte hinüber zum Hauptbahnhof, aus dessen ausgeweidetem Stahlskelett giftiggrüne Rauchschwaden waberten.


    Merkel schloß die Augen und umklammerte ihre Handtasche. Mein Gott, welcher Prüfung unterziehst du mich? Zunächst war doch alles ganz gut gelaufen. Bei der Kanzlerwahl am 22. November 2005 hatte sie 445 der 448 Stimmen der großen Koalition erhalten – ein Traumergebnis. Und als zu Jahresanfang 2006 die Senkung der Lohnnebenkosten wirksam wurde, legten die nun noch konkurrenzfähigeren deutschen Exporte deutlich zu. Im Jahresverlauf war der Handelsüberschuß auf unglaubliche 200 Milliarden Euro gestiegen und die Arbeitslosenzahl auf 4,5 Millionen gefallen – kein Wunder, daß sie von Time als »Woman of the Year« präsentiert worden war. Doch da bahnte sich die Katastrophe bereits an: Am 1. Dezember 2006 stellte US-Präsident Bush dem Iran ein 90-Tage-Ultimatum zur Stillegung aller nuklearen Anlagen und zog die bis dahin größte Kriegsschiff-Armada der Weltgeschichte im Persischen Golf zusammen. Die Invasion begann am 7. März 2007, und gleich von Anfang an flogen die Tornados der Bundesluftwaffe mit. Was hätte sie als Kanzlerin auch anderes tun sollen? Verweigern ging nicht, dazu war sie Bush zu sehr verpflichtet.


    Anfang Mai 2007 war die Offensive der US-Armee 300 Kilometer vor Teheran zum Stillstand gekommen. Vor dem Hintergrund einer ausweglosen Kriegslage setzte die Flucht internationaler Anleger aus dem Dollar ein. Am 26. September lag der Dollar/Euro-Wechselkurs bei 3:1. Den größten Kollateralschaden hatte die einzige Lokomotive der deutschen Wirtschaft zu verkraften, die Exportindustrie. Der Absatz der Automobilbranche in die Dollarzone brach zusammen: In Wolfsburg und Sindelfingen stapelten sich nagelneue PKW auf den Werkshöfen, General Motors sperrte die Fabriktore von Opel Bochum gleich ganz zu.


    Das war die Stunde, in der die Kanzlerin Peter Hartz aus dem Gefängnis holte. Der zog ein Konzept aus der Tasche, an dem er schon lange gearbeitet haben mußte. Auf eine einfache Formel gebracht, lautete seine Devise: Panzer statt PKW. Für das großangelegte Rüstungsprogramm müßten Finanzmittel aus den Sozialetats umgelenkt werden. Am brisantesten war sein Rentensicherungsgesetz (Hartz VIII): Rentner ab dem 70. Lebensjahr konnten demnach freiwillig einer lebensbeendenden Maßnahme zustimmen. In diesem Fall würde ihre kumulierte Rente bis zum 75. Lebensjahr ihren Nachkommen ausbezahlt. Da die durchschnittliche Lebenserwartung bisher 77,8 Jahre betragen hatte, rechnete der Staat mit Entlastungen der Rentenkasse in zweistelliger Milliardenhöhe.


    Selbstverbrennungen von Rentnern aus Protest gegen die Euthanasiepolitik setzten eine Kettenreaktion in Gang: Selbstauflösung der Ostlandesverbände der SPD, Verlust der Bundestagsmehrheit, Notstandsgesetze, Generalstreik der Gewerkschaften, Rebellion von Bundeswehreinheiten, Bildung einer Nationalen Volksarmee unter dem Kommando von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine.


    »Kommen Sie endlich, Frau Bundeskanzlerin. Berlin ist verloren. Und in Spangdahlem wartet eine frische Panzerkompanie auf Ihre Befehle.« Merkel nickte ergeben. Was blieb ihr übrig?


    Quelle: Telepolis - Heise Verlag


    Gruß
    mvd

  • Zitat

    Original von Misanthrop
    Ein Polizeipanzerwagen biegt um die Ecke und bleibt stehen. Das flackernde Blaulicht wirft gespenstische Schatten. Dann fährt der Wagen leise weiter....


    ... in eine unbekannte Richtung.


    Die Nebelschwaben vermählen sich mit der Dämmerung. Sie bricht herein! Die Nacht. Dunkel wards. Der Mond schien helle. Als ein Auto, blitzeschnelle, langsam um die Ecke fuhr. Drinnen lagen stehend Goldbarren ...


    Gruß


    KR :D

    Zeit ist der Freund von wunderbaren Unternehmen und der Feind von mittelmäßigen Unternehmen. Warren Buffett

    Einmal editiert, zuletzt von Kaufrausch ()


  • Der Bankdirektor lenkte den Wagen persönlich. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Die unterschlagenen Goldbarren schlugen leise aneinander und ließen ihren unverwechselbaren stumpfen, dumpfen Klang hören.
    Das Lenkrad fest umklammert, steuert der Bankdirektor langsam auf die Hauptstraße zu, die im Schein brennender Holzbarrikaden ihr flackerndes Antlitz entblößte.
    Gebückte Gestalten huschten schemenhaft vorbei und die Dunkelheit verschluckte sie.
    "Hoffentlich komme ich an der Barrikade vorbei", dachte sich der Bankdirektor und umklammerte das Lenkrad noch fester.
    Sein ausgeklügelter Fluchtplan duldete keine Verzögerung....

  • Zitat

    Original von mvd


    Ganz vereinzelt in der Menge stehen dann auch die Leute mit dem Schlüssel zu ihrem Schließfach in der Hand, mit sorgenvoller Miene ab und an einen flackernden Blick auf die Schlange der zerlumpten Gestalten vor der Suppenküche werfend. :D


    Gruß
    mvd


    Das kann gut sein. Jedoch:
    moderne Schließfächer können rund um die Uhr, zu jeder Tages- und Nachtzeit be- oder entleert werden.


    Und sollte dies nicht mehr der Fall sein: Pech gehabt!. Irgendwann öffnen die Banken auch wieder. Und Eigentum ist derzeit auch noch grundgesetzlich garantiert.


    Die Dinge, die ich in einen Save legen würde, die sind in einer Kriese für den Staat ohnehin nicht von strategischer Bedeutung. Was wollen die Deppen denn mit ein paar hundert dezentrierter oder verprägter Münzen anfangen?. Oder mit meinen privaten Unterlagen (Zeugnisse, Diplom)?. Gold würde ich niemals in einen Banksave legen. Bei Silber und alten Münzen aus unedlem Metall habe ich da viel geringere Bedenken.

  • Besitzer Deiner Einlagen ist die Bank und es gibt Situationen, in denen du als Eigentümer Deine Besitzrechte nicht ausüben kannst.


    grundgesetzlich garantiert :D
    ... ist auch, daß die Bundeswehr nur zur Verteidigung unseres Landes eingesetzt wird;
    ...ist auch, daß unsere Regierung nur zum Wohle des dt. Volkes handelt

  • Zitat

    Original von Misanthrop
    Der Bankdirektor lenkte den Wagen persönlich. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Die unterschlagenen Goldbarren schlugen leise aneinander und ließen ihren unverwechselbaren stumpfen, dumpfen Klang hören.
    Das Lenkrad fest umklammert, steuert der Bankdirektor langsam auf die Hauptstraße zu, die im Schein brennender Holzbarrikaden ihr flackerndes Antlitz entblößte.
    Gebückte Gestalten huschten schemenhaft vorbei und die Dunkelheit verschluckte sie.
    "Hoffentlich komme ich an der Barrikade vorbei", dachte sich der Bankdirektor und umklammerte das Lenkrad noch fester.
    Sein ausgeklügelter Fluchtplan duldete keine Verzögerung....


    ..., denn das Volk rottete sich zusammen. Das konnte man überall sehen, in diesen Tagen. Und Bankdirektoren hatten an Ansehen verloren. Man war froh, Leib und Leben gerettet zu haben.


    Nun aber ging es um's Ganze. Das Vermögen der Bank stand auf dem Spiel. Was sollten diese Taugenichtse da draußen schon mit dem Gold anfangen können? Der Direktor hielt an der Straßensperre, als es ihm bedeutet wurde. "Was haben Sie da hinten geladen?" fragte ein mürrischer Langhaariger mit zerrissenen Hosen. "Goldbarren!" grunzte der Direktor und setzte sein breitestes Grinsen auf. "Durchsuchen!" befahl der Langhaarige ein paar Punks, die neben ihm standen. Da fiel ein Schuss ...

    Zeit ist der Freund von wunderbaren Unternehmen und der Feind von mittelmäßigen Unternehmen. Warren Buffett

  • Zitat

    Original von Kaufrausch
    ..., denn das Volk rottete sich zusammen. Das konnte man überall sehen, in diesen Tagen. Und Bankdirektoren hatten an Ansehen verloren. Man war froh, Leib und Leben gerettet zu haben.


    Nun aber ging es um's Ganze. Das Vermögen der Bank stand auf dem Spiel. Was sollten diese Taugenichtse da draußen schon mit dem Gold anfangen können? Der Direktor hielt an der Straßensperre, als es ihm bedeutet wurde. "Was haben Sie da hinten geladen?" fragte ein mürrischer Langhaariger mit zerrissenen Hosen. "Goldbarren!" grunzte der Direktor und setzte sein breitestes Grinsen auf. "Durchsuchen!" befahl der Langhaarige ein paar Punks, die neben ihm standen. Da fiel ein Schuss ...


    Der Langhaarige schaute verdutzt, torkelte leicht und fiel dann mit einem leichten Grinsen auf den Lippen rückwärts in eine Pfütze.
    Die Punks schauten sich an und verschwanden schnell in der Dunkelheit....
    Der Bankdirektor steckte seinen Revolver ein, schloss die Seitenscheibe und trat das Gaspedal seines 200er Diesel durch. Mit leichtem Aufbäumen zog das Gefährt an und die Goldbarren ließen ihr metallisches Lied hören.
    "Noch so eine Verzögerung und der Flieger ist ohne mich weg.....", murmelte der Bankdirektor und sein Fuss trat das Gaspedal noch weiter durch, so das der Wagen auf der regennassen Straße leicht ins Schlingern kam.
    Die Barrikade lag hinter ihm und das fahle Licht der Straßenbeleuchtung ließ gespenstische Schatten an den Häuserwänden auftauchen.
    Der Motor summte sein sonores Lied und das Klingklang der Barren verstummte.....
    :D


  • :D


    ..., denn die Straßen waren besser hier, im Südwesten der Stadt. Aber es war jetzt fast gespenstisch still. Niemand war mehr hier auf den Straßen zu sehen. Viele waren weggezogen. Der Direktor dachte nach. Würde seine Beech noch im Hangar stehen? Wäre sie noch flugtauglich? Oder hatten vielleicht längst dunkle Gestalten die Avionik geklaut? Oder das Avgas aus den Tanks gezapft? Die Straße machte jetzt eine leichte Biegung und es ging durch ein kleines Waldstück. Der Regen tropfte hier noch von den Tannen auf die Straße. Es war feuchtkalt und ein eigenartiger Modergeruch lag in der Luft, der aber nicht von den Tannen zu kommen schien ...

    Zeit ist der Freund von wunderbaren Unternehmen und der Feind von mittelmäßigen Unternehmen. Warren Buffett

  • Zitat

    Original von Kaufrausch
    Es war feuchtkalt und ein eigenartiger Modergeruch lag in der Luft, der aber nicht von den Tannen zu kommen schien ...


    Der Bankdirektor riß das Duftbäumchen ab, das am Spiegel baumelte und warf es angewiedert aus dem Fenster des Wagens.
    Der Airport lag vor ihm.....
    Schnell lud er die Goldbarren in seine Beech, rollte zum Rollhalteort der Startbahn 31, wartete auf die Startfreigabe des Towers und nachdem das ready erfolgte.....schob er den Gashebel nach vorne und nahm Fahrt auf.
    Das Ende der Landebahn kam immer näher. Der Flieger nahm kein Fahrt auf. Jetzt setze er alles auf eine Karte. Nach 1.200 Metern war das Landebahnende erreicht. Die Fahrt reichte nicht aus und die Beech krachte in den Fangzaun und brannte aus. Das Gewicht der Barren war einfach zu hoch.
    Und die Moral von der Geschicht?
    Gierig sein lohnt sich nicht :D

  • Zitat

    Original von mesodor39
    Heute (20.01.2006) wurde besagte Einzelaktie erneut vom tokioter Handel ausgesetzt. Und gestern der dritte Immobilienfonds geschlossen. Dies nur so am Rande.


    2006 werden wir noch mehr "Überraschungen" erleben....und das nicht nur mit Immos oder Bilanzmanipulationen namhafter Unternehmen.
    Die Luft wird dünn.....


    Es grüßt
    Der Misanthrop :D


  • Hätte mal ne weight & balance machen sollen, der Knauser. :D Oder bei der Bahnmittelmarke den Gashahn zudrehen. :P


    Aber, sooo schnell ist die Geschichte ja nicht zu Ende. Es geht weiter:


    Der Bankdirektor konnte sich gerade noch rechtzeitig retten. Außer ein paar Schürfwunden hatte er nichts abbekommen. Allerdings war nun guter Rat teuer. Die Feuerwehrwagen rückten an und löschten den Brand. Verstört fuhr der Direktor in einem roten Wagen zum Tower mit zurück. Das Gold hatte glücklicherweise bisher niemand bemerkt. Er überlegte, während er die Wendeltreppe zu Charlie hinaufstieg, was als nächstes zu tun sei. Da klingelte sein Handy ...


    :D

    Zeit ist der Freund von wunderbaren Unternehmen und der Feind von mittelmäßigen Unternehmen. Warren Buffett

  • Zitat

    Original von Kaufrausch
    Da klingelte sein Handy ...
    :D


    Seine Frau war dran und fragte nach wo er blieb. Das Essen stünde schon auf dem Tisch.
    Angewiedert und ohne Antwort schmiß er das Handy aus dem Feuerwehrwagen.....
    Wie würde er jetzt nur rechtzeitig zu seiner Geliebten kommen, die am Frankfurter Flughafen auf ihn wartet?
    Die beiden Tickets in die Karibik für sie und für ihn verbrannten gerade in der Beech, die Barren hatten ihre Schmelztemperatur erreicht und tropften auf die Landebahn.
    Sein linker Arm schmerzte und er dachte nach....

  • Das Heulen von Sirenen weckte den Frühpensionär aus dem unruhigen Schlaf. Irgendwas muss auf dem kleinen Flughafen passiert sein, denn ein rötlicher Feuerschein flackerte hinter dem Wäldchen.
    Er war wohl doch eingeschlafen, nachdem er so lange grübelnd im Bett lag. Den halben Tag hatte Er vor der Bank verbracht und gewartet.
    Am Nachmittag versuchte Er, den Bankdirektor am Telefon zu erreichen. Vergebens. dabei war Er mit dem Direktor befreundet. Sein liebster Tennispartner.
    Der Pensionär sah zu seiner Frau herüber, die friedlich schlief. Sie wird schon Recht haben, als sie sagte, der Bankdirektor hat
    an solche Tagen keine Zeit zum telefonieren. Sie meint auch, daß morgen ganz bestimmt die Bank wieder geöffnet ist.
    Schliesslich leben Wir in in einem Rechtsstaat, wo Eigentum das höchste Recht darstellt. Das gilt auch für unsere Goldbarren.
    Ja, ich habe Alles richtig gemacht, dachte der Frühpensionär. Einige Goldbarren gekauft, als es noch richtig billig war.
    Und da Er einen Bankdirektor zum Duzfreund hat, war für die sichere Verwahrung des Goldes auch gesorgt.
    Der Frühpensionär dachte, jetzt muss ich noch etwas Schlaf finden und morgen früh um 9 Uhr hole ich das Gold ab.
    Meine Frau wird Recht behalten und die Bank hat morgen geöffnet.
    Alles wird gut......

  • Zitat

    Original von Misanthrop
    Angewiedert und ohne Antwort schmiß er das Handy aus dem Feuerwehrwagen.....


    Saaach ma, das geht doch nicht! Wie kann er denn die Wendeltreppe raufgehen und dann das Handy aus dem Feuerwehrwagen schmeißen? :rolleyes:


    Also ok, ich überlese jetzt mal diese kleine Unstimmigkeit. :D


    ... dachte er. Dann schlief der Pensionär ein. Er träumte schlecht. Im Traum sah er den Bankdirektor mit den Goldbarren abhauen. Er sah, wie der Direktor in den Zaun krachte, die Wendeltreppe hochstieg und das Handy aus dem Feuerwehrwagen schmiss.


    Schweißgebadet wachte er auf, als das Telefon schrillte. Die schnarrige Stimme am anderen Ende der Leitung kannte er von irgendwoher. Sie befahl, dass er so schnell wie möglich seinen Lada mit dem großen Hänger an den Rand der Stadt fährt. In dem Pensionär stiegen unwillkürlich Fragen hoch: "Wer, wie, was, warum, woher, ..." stammelte er. "Später!", raunzte der Bankdirektor am anderen Ende der Leitung. Dann beschrieb er ihm den genauen Weg zur Absturzstelle. "Ja, aber ..." bekam der verdutzte Pensionär noch gesagt, dann war die Leitung tot. Jetzt war auch seine Frau erwacht. "Was ist, Dickerchen?", fragte sie ihn mit leicht näselnder Stimme. "Ach nichts, ich muss los" ...

    Zeit ist der Freund von wunderbaren Unternehmen und der Feind von mittelmäßigen Unternehmen. Warren Buffett

  • Zitat

    Original von Kaufrausch
    Jetzt war auch seine Frau erwacht. "Was ist, Dickerchen?", fragte sie ihn mit leicht näselnder Stimme. "Ach nichts, ich muss los" ...


    Er zog sich an und hustete sich dabei fast die Luge aus dem Leib...."Scheiß Raucherhusten", dachte er, nahm sich von irgendwoher ein Sockenpaar, roch daran und zog sich diese im Dunkeln an.
    Dann schlurfte er in die Küche, zündete sich seinen alten Stumpen an und suchte seine ausgelatschten Schuhe die er unterm Küchentisch auszuziehen pflegte. Dabei stieß er sich an der Kante der Küchentischs und seine Frau keifte.
    "Eines Tages dreh ich ihr die Gurgel um", dachte er noch, zog die Haustüre hinter sich zu und ging zu seinem Lada.
    Er war auf dem Weg zum Flughafen. Es regnete und die Scheibenwischer konnten nicht so schnell wischen wie der Regen fiel.
    Vor ihm fuhren 2 Fahradfahrer auf einem Tandem. Plötzlich rutschte der erste Radfahrer mit dem Fuss vom Pedal und verriß den Lenker. Der alte Mann in dem Lada konnte nicht mehr reagieren und erwischte das Tandem in voller Breitseite. Der Stumpen fiel ihm aus dem Mundwinkel, sein Handy klingelte, der Regen prasselte noch stärker
    auf das Wagendach und vermischte sich mit dem Blut auf der geborstenen Windschutzscheibe ........ :D

  • Quitschend kam der Wagen zum Stehen.
    Wie ein riesiges Spinnennetz haben sich Risse über die Scheibe gezogen.
    Doch der Pensionär sah weder die flache Delle auf der Motorhaube noch die 2 reglosen Gestalten im Rückspiegel, die mit den unnatürlich verkrümmten Gliedmassen an Schaufensterpuppen erinnerten.
    Nein er blickt immer noch in die Augen der jungen Frau, deren Gesicht sich scheinbar in Zeitlupe der Windschutzscheibe seines Autos nähert. Diese hellgrauen, weit aufgerissenen Augen. Nur langsam verschwindet dieses Bild.
    Der Motor ist abgewürgt, nur ein leises Klingeln unter seinem Sitz stört die Stille.
    Wie im Reflex greift die zittrige Hand nach unten. Beim zweiten Versuch findet der Daumen den kleinen grünen Knopf und der alte Mann drückt sich das Handy scheinbar mit aller Kraft an das rechte Ohr.....

Schriftgröße:  A A A A A