Naja, gogh, die Frage ist ja WAS ist derGoldstandard eigentlich.
Geldmenge / fester Umtauschkurs = Goldmenge, d.h. 100%ige Deckung.. stellen sich viele vor (die dann $20000/oz Preise errechnen), nur wann hat es das gegeben?
Vielmehr war es so:
Es gab einen festen Wechselkurs zum Gold und eine kleine Menge Gold. In den USA z.B. konnte man dann seine Banknoten gegen echtes Gold zum festen Wechselkurs tauschen. Was in der Praxis keiner machte, da man eben mit Noten und nicht mit Gold zahlte. Alle hätten sowieso nicht umtauschen können, dafür gab's zuwenig Gold. In Krisenzeiten wurde am Markt (Börse) zu höheren Kursen getauscht, wenn es notwendig war konnte der Staat per Dekret den Wandel in Gold unterbinden. In Deutschland gab es seit 1875 diesen Umtausch in Gold nicht mehr, so könnte man sagen einen echten Goldstandard gab es in Deutschland von 1871 bis 75, 4 Jahre. Danach hast du ganz normales Geld bekommen, konnten die Silbermark oder die Goldmarkstücke sein oder Banknoten.
Der wirkliche Unterschied bestand eigentlich nur in dem festen Wechselkurs. Wären die Goldbugs damit zufrieden? Bei $500 willkürlich festgelegten Kurs wohl nicht. Wobei sich dann gleich die Frage stellt wie hoch der Umtauschkurs eigentlich sein sollte. Antwort. so hoch, daß das Gold bei der Zentralbank lagert und keiner auf die Idee kommt, seine Noten einzutauschen. Bei $500 wäre es nicht der Fall, bei entsprechend höherem Kurs schon.
Und damit hätten wir schon eine Antwort darauf, warum es unter dem Goldstandard keine Inflation gab. Es lag nicht an der Gold"deckung" (de facto nicht vorhanden), sondern am festen Wechselkurs und der limitierenden Wirkung auf die Staatsfinanzen. Natürlich konnte der Staat all das machen was er auch heute macht. Nur wenn er zu viele Schulden machte, konnte man den Wechselkurs nicht mehr aufrechterhalten, d.h. zunächst verschwand das Gold aus den Tresoren und dann mußte ein neuer Kurs gefunden werden und man mußte Reserven neu anhäufen und das Vertrauen in einen Wechselkurs überhaupt wieder stärken.
Aber der eigentliche Grund für die Inflationslosigkeit damals ist der, daß die Geldmenge nicht gestiegen ist, jedenfalls nicht stärker als bestimmte Parameter (Bevölkerungswachstum usw.).
Und warum stieg die Geldmenge nicht? Weil Kredite anders gebraucht wurden.
Der Staat zieht in den Krieg, setzt den Goldstandard aus, macht viele Schulden, verliert und das Geld wird wertlos, da die Schulden nicht zurückgezahlt werden können. Wenn er den Krieg gewinnt, kassiert er Reparationen und zahlt die Schulden zurück. Zurückgezahlte Schulden sind nicht inflationär, da die Geldmenge wieder beim alten landet. Nicht zurückgezahlte Schulden sind auch nicht inflationär, da auch hier die Geldmenge nicht ansteigt, wenn Gläubiger und Schuldner verschwinden. Der Schuldner geht pleite, der Gläubiger verliert sein Geld und es ist wieder alles beim alten. Interessant wird es, wenn der Schuldner nicht verschwinden kann so wie der Staat. Ein Staat kann nicht pleite gehen, oder besser er kann will aber nicht. Ist der Staat in fremder Währung verschuldet, so zahlt er nicht und seine Gläubiger verlieren ihren Anspruch in fremder Währung, die fremde Währung verliert also nicht an Wert. hat der Staat aber nun die Währung unter Kontrolle (seine eigene), so wird er seine Pleite verhindern indem er mit Tricks arbeitet. Bargeld drucken (Hyperinflation, alte Schulden werden mit neuem geld bezahlt, Geldmengenerhöhung). Oder die heutige Variante. Prolongieren. Immer neue Schulden aufnehmen und die alten samt Zinsen niemals abzahlen. Es entsteht ein dauerhafter Strom neuen Geldes und eien shcleichende Inflation. Genau das was der Sozialstaat macht. Somit ist der Sozialstaat an der Inflation Schuld und die Abschaffung des Goldstandards nicht Ursache sondern Folge der Inflation. Und ohne Inflation ist kein Sozialstaat möglich.
Und dieses schlechende Inflationssystem funktioniert sogar sehr gut. Denn durch die Inflation fallen die Schulden real ja wieder zurück auf ein niedrigeres Niveau.
Bei dem System gibt es nun 3 Probleme.
1. Zum einen werden die Schulden nicht in dem Maß real fallen wie sie nominal erhöht werden, d.h. mit der Zeit steigt langsam das reale Schuldenniveau. Durch andere Tricks (z.B. mäßiges Bargeldrucken) erzeugte Inflationsschübe, sozusagen eine Sonderinflation, läßt die Schulden real fallen und haucht dem System neues Leben ein, Beispiel 70er Jahre.
2. Durch die schleichende Enteignung der Staatsgläubiger (Anleihehalter) wird natürlich das wirtschaftliche Gewicht von der Privatwirtschaft immer mehr in Richtung Staat und Staatswirtschaft verschoben. Staatseinnahmen in % BIP z.B. steigen stetig an, Bürokratie, mehr Beamte usw., dafür ist wohl noch keine Lösung gefunden worden und das könnte das System zum Fall bringen. D.h. alle Jahre wieder müssen Vorschriften gelockert werden der Privatwirtschaft mehr Freiheit eingeräumt werden oder die Wirtschaft endet so wie in der DDR.
3. Der Staat wird schizophren und kann sich nicht entscheiden was er will. Zum einen die monetäre Inflation durch Prolongieren von Schulden, real sollen die Schulden fallen. Taucht dann aber die Inflation in der Realität (Gehälter, Preise) auf, so werden Zinsen erhöht, Preiskontrollen eingeführt usw. D.h. es soll Inflation und doch keine Inflation geben, das beste aus beiden Welten, was in der Praxis natürlich nur 2 verschiedene Resultate haben kann.
a) Die Inflation findet real statt, führt aber durch statische Preise bei einzelnen Gütern zu Lieferengpässen, Mangelwirtschaft (Beispiel Lebensmittelrationierung/Preiskontrollen in Kriegszeiten). Verarmung der breiten Bevölkerung durch statische Gehälter (und wenige extrem Reiche, deren Gehälter nicht statisch gebunden sind, z.B. Manager etc.). Evtl. Endresultat Revolution á la DDR.
b) Die Inflation findet real nicht statt, die Preise bleiben stabil und Warenengpässe bleiben aus, Gehälter haben weiterhin hohe Kaufkraft. Dafür steigen die Staatsschulden real umso stärker an, Pleiten in der Privatwirtschaft, Arbeitslosigkeit (und deswegen mangels Gehalt wieder keine Waren), noch stärkere reale Staatsschuldenausweitung durch Fürsorge des Sozialstaats den Bedürftigen gegenüber.
Alles rein theoretische Überlegungen, deren Auswirkungen einem dann doch merkwürdig vertraut vorkommen. Am Ende hatten BRD und DDR gar nicht so wenig Gemeinsamkeiten. Einziger Ausweg so wie im Ostblock: Echte Inflation (=Gelddrucken, physisch). Dynamisierung der Gehälter (sonst Abwanderung in den Westen) und Preise (Schwarzmarkt), alles sozialstaatliche (Renten, Pensionen) bleibt statisch. Zerschlagung der Staatsbürokratie (400 Euro wegen zu schnell fahren bei 40000 Durchschnittsgehalt, Wild West Klima).
Alternativ könnte das Systemgleichgewicht wiederhergestellt werden mit nur "etwas" Inflation, wa aber sehr schwer ist. Im Szenario b) kann Inflation nur noch durch Gelddrucken in physischer Form erzeugt werden und die Gefahr einer Hyperinflation ist sehr hoch. Sobald die Gehälter steigen, werden auch die durstigen Sozialstaatsangewiesenen gierig. Erhöht man dort auch, so muß man die Gehälter umso stärker erhöhen, was wieder erhebliches Hyperinflationspotential besitzt. Letzten Endes wird es nicht möglich sein. Außer vielleicht in Japan: fügsame Bevölkerung, hohe Ersparnisse, hoher realer Wohlstand, am geringsten ausgeprägtes Sozialsystem der "westlichen" Welt.
Es bleibt spannend, aktuelle Entwicklungen waren seit den Sozialistenbewegungen des 19. Jhds. eigentlich vorprogrammiert.
Gruß
S.