Zufälligerweise habe ich das entsprechende Kapitel in Igor Uszczapowskis Buch "Optionen und Futures verstehen" gestern gelesen.
Da die Clearing Stelle den Handel garantiert, auch wenn einzelne Marktteilnehmer sich übernommen haben sollten, muss sie genügend Sicherheiten (=Margin) einfordern. Die "initial Margin" muss dabei der maximalen Tagesschwankung entsprechen. Einfach aus dem Grund weil eine eintägige Verzögerung bei der Nachschusspflicht entsteht.
Beispiel: der Bankrotteur A verkauft einen Silber Kontrakt bei 36 USD. Er steckt seine letzten 11.138 USD in die Initial Margin für diesen Kontrakt. Silber steigt auf 39 USD. Am nächsten Tag müsste A nachschiessen, kann das aber nicht. Die Clearing Stelle löst seinen Kontrakt auf und behält die Margin. Steht Silber immer noch bei 39 USD beträgt der Verlust 3*5000 USD = 15.000 USD minus 11.138 USD = 3.862 USD. Weil die Margin zu klein war, bleibt die Clearing Stelle auf dem Verlust sitzen!
Wenn eine Börse also zuwenig Margin verlangt, erhöht sie ihr eigenes Risiko. Verlangt sie zuviel, verliert sie Kunden. Ich nehme an, dass sich die CME zu einem guten Teil über das Margin Konto finanziert. Bei 11.138 USD initial Margin und etwa 130.000 offenen Kontrakten sind da 11.138*130.000*2(long +short!) = 2.895 Millionen USD allein für Silber angelegt.
Die Erhöhung der Margin bei steigenden Kursen dürfte eigentlich nur den Shorts wehtun. Die Longs die zu viel günstigeren Kursen eingekauft haben, haben jede Menge Überschuss auf ihren Margin Konten. Die Shorts sind bereits dick in den Miesen und müssen noch mehr nachschiessen. Wer natürlich heute zu mehr als 38 USD long gegangen ist muss allein schonmal 5000 Dollar pro Kontrakt variable Margin nachschiessen.
Durch die Erhöhung der initial margin verschafft sich die CME also etwa 607*130.000*2 USD = 157 Mio USD Kapital.
Das Konto der variablen Margin ist eigentlich ein Nullsummenspiel. Das was die Einen nachschiessen müssen, wird den Anderen gutgeschrieben. Da die CME aber mit Sicherheit mehr Zinsen erwirtschaftet, als sie den Gewinnern gutschreibt, sollten auch hier üppige Gewinne fliessen.