Liest man die Meldungen zum Goldpreis von Ende 2007 sowie Anfang 2008, so bekommt man den Eindruck, dass der Goldpreis sich auf einem hohen Niveau befindet. So schreibt z.B. Reuters am 01.02.2008: „Platin und Gold auf Rekordhoch“. In der Tat markierte der Goldpreis mit 936 US-$ ein Allzeithoch. Der Höchstkurs vom 21.01.1980, der intraday bei 871 US-$ lag, wurde bereits um 7,4% überboten. Das gleiche gilt für den Goldkurs gemessen in €. Dieser lag am 01.02.2008 mit 628 € je Unze ebenfalls über dem Rekordhoch aus dem Jahr 1980, wo Gold in € umgerechnet auf Schlusskursbasis bei ca. 588 € notierte.
Diese Beobachtung wird allerdings bereits dann relativiert, wenn man sich den Preis für eine Unze Gold in japanischen Yen ansieht. Lag der Kurs am 21.01.1980 noch bei 204850 Yen je Unze, so notiert Gold gemessen in der japanischen Währung am 01.02.2008 mit 99800 gerade mal halb so hoch wie vor 28 Jahren.
Diese Differenz kann offensichtlich damit begründet werden, dass der japanische Yen in den letzten 28 Jahren gegenüber dem US-$ aufgewertet hat, und zwar von 241 Yen je US-$ auf 106 Yen je US-$.
Das genaue Gegenteil trifft auf den südafrikanischen Rand zu. Gemessen in dieser Währung notierte Gold am 21.01.1980 bei 695, aktuell jedoch bei 6879 und damit fast 1000% höher. Ob Gold billig oder teuer erscheint, hängt also in hohem Maße davon ab, in welcher Währung der Preis ausgedrückt wird.
Geht man etwas weiter zurück bis zum Jahr 1942, so stellt man fest, dass der Goldpreis gemessen in Yen in diesem Jahr bei ca. 140 notierte. Nur 10 Jahre später war er bereits auf 12600 und damit um 9000% gestiegen. Dies kann damit begründet werden, dass der Yen nach dem 2. Weltkrieg im Zuge von Bretton Woods auf 360 Yen je US-$ abgewertet wurde. Betrachtet man die Entwicklung des Goldpreises in Yen zwischen 1952 und 2008, so kommt man auf eine jährliche Steigerung von ca. 3,8%. Im Zeitraum 1942 bis 2008 lag diese jedoch bei durchschnittlich 10,4%. Dies zeigt, dass es neben der Währung auch auf den Betrachtungszeitraum ankommt, in dem die Steigerung des Preises gemessen wird.
Eine Steigerung des Goldpreises gemessen in einer Papierwährung bedeutet umgekehrt einen Rückgang des Preises der Währung gemessen in Gold. Steigt also beispielsweise der Goldpreis gemessen in US-$ von 250 auf 936, so bedeutet dies, dass der ‚Preis’ des US-$ gemessen in Gold von 124,4 auf 33,2 Gramm je 1000 $ gefallen ist. Dies bedeutet, dass ein Anstieg des Goldpreises auch auf einen Verfall der jeweiligen Papierwährung zurückgeführt werden kann und somit ein Anstieg des nominalen Preises nicht zwangsläufig bedeutet, dass das Metall ‚teurer’ wurde.
Um die Einflüsse einer verfallenden Währung auf den Goldpreis gemessen in dieser Währung ‚herauszurechnen’ bietet es sich an, den Preis des Goldes nicht in der Papierwährung selbst, sondern in realen Gütern zu messen wie beispielsweise in Öl, in Silber, in Weizen oder auch in Unternehmen. Aktuell kostet eine Unze beispielsweise 10 Fässer Öl, 54 Unzen Silber oder 100 Bushel Weizen. Alternativ kann man auch mit 1,9 Google-Aktien eine Unze Gold erwerben.
Misst man den Goldpreis in einzelnen Gütern, ergibt sich jedoch das Problem, dass fraglich ist, welches Gut nun das richtige ist, um den Goldpreis bzw. dessen Steigerung auszudrücken. Misst man den Goldpreis in Fässern Öl, so stellt sich heraus, dass der ‚Preis’ einer Unze Gold in den letzten 10 Jahren von 30 auf 10 Fässer gefallen ist. Gemessen in Weizen hat der Preis jedoch bei 100 Bushel je Unze stagniert.
Um diesem Problem zu begegnen, wird der Goldpreis nicht in einem einzelnen Gut, sondern in einem Warenkorb gemessen. Hierbei bietet sich beispielsweise der Warenkorb an, der für die Berechnung des CPI (Consumer Price Index) in den USA verwendet wird. Hierzu wird also der Goldpreis durch diesen Index geteilt und das Ergebnis im Zeitverlauf betrachtet. Zudem wird dieser Quotient so berechnet, dass der letzte Datenpunkt genau dem aktuellen Preis gemessen in US-$ entspricht, am 01.02.2008 also 936 Punkte.
Das Ergebnis zeigt der angehängte Chart.
Es wird ersichtlich, dass sich der Goldpreis gemessen in US-$ aus dem Jahr 2008 zwar nach oben bewegt hat, dass das aktuelle Niveau aber noch ca. 60% unter dem aus dem Jahr 1980 liegt. Diese Beobachtung wird gerne als Argument dafür angeführt, dass der Goldpreis zum jetzigen Zeitpunkt noch ‚vergleichsweise’ niedrig ist und dass er erst auf 2300-2400 US-$ steigen müsse, um das Niveau von 1980 wieder zu erreichen.
Diese Argumentation zeigt, dass auch bei dem ‚Herausrechnen’ der Einflüsse einer Papierwährung der Zeitpunkt der Preismessungen eine große Rolle dabei spielt, ob der Preis nun ‚relativ’ gesehen hoch oder niedrig ist. Vergleicht man den aktuellen Preis nämlich mit dem des 19. und 20. Jahrhunderts vor 1980, so erscheinen 937 US-$ relativ gesehen hoch, da ein Niveau von 600 US-$ seit dem Bestehen der USA nie überschritten wurde. Ein weiteres Problem besteht darin, dass Zweifel darüber bestehen, ob der CPI wirklich die Entwicklung der Verbraucherpreise in einem repräsentativen Warenkorb widerspiegelt. Während die Verbraucherpreissteigerung in den USA zuletzt mit ca. 4% angegeben wurde, steigt die Geldmenge indes annualisiert um knapp 20%. Würde man beispielsweise unterstellen, dass die eigentliche Preissteigerung in den letzten 20 Jahren um 1 Prozentpunkt höher lag als angegeben, so läge die Obergrenze für den realen Goldpreis im 19. Jahrhundert statt bei 600 bei 732 US-$. Bei 2 unterschlagenen Prozentpunkten bei 888 US-$ und damit nur knapp unter dem aktuellen Niveau.
Last but not least kann angenommen werden, dass die Goldkäufer analog zu den Aktienkäufern von Erwartungen – inbesondere zur Preissteigerungerate – getrieben werden. Gehen die Goldkäufer beispielsweise von den genannten 2 Prozentpunkten aus, die unterschlagen wurden und von einer durchschnittlichen Preissteigerung von 10% p.a. über die nächsten 5 Jahre, so befände sich der reale Preis des Goldes im Jahr 2013 selbst bei einem Anstieg auf 1200 US-$ noch 17% unterhalb des realen Höchstpreises aus dem 19. Jahrhundert.
Ein letzter Versuch, eine Aussage darüber zu treffen, ob Gold teuer oder billig ist, besteht darin, den Goldpreis mit dem Preis von Aktien zu vergleichen. Klassischerweise wird hierbei der Dow Jones Industrial Average verwendet und der Kurs des Index durch den Preis des Goldes geteilt. Hierbei stellt sich heraus, dass der Quotient aus Indexstand und Goldpreis im Jahr 1973 bei ca. 1 lag, während es bis zum Februar Jahr 2008 auf 13,4 gestiegen ist. Aktien sind also aktuell im Vergleich zum Gold 13,4 Mal so ‚teuer’ wie 1973.
Hierbei ergeben sich allerdings ebenfalls zwei Probleme. Zum einen handelt es sich beim Dow Jones nicht um einen richtigen Index, der die enthaltenen Aktien nach deren Marktkapitalisierung gewichtet, sondern um eine Summe von Aktienkursen multipliziert mit einem sich ändernden Faktor. Dies bedeutet, dass die Aktien nach ihrem nominalen Kurs gewichtet werden. Dass sich dies auf die Entwicklung des ‚Durchschnittskurses’ auswirkt, sieht man z.B. daran, dass der Dow Jones Mitte 2007 um ca. 20% höher notierte als im Jahr 2000, während der S&P 500 das Niveau von 2000 nur leicht überschritt.
Zum anderen ergibt sich auch bei dieser Betrachtung die Problematik, dass das Ergebnis in starkem Maße davon abhängt, welchen Zeitraum man betrachtet. Verteuerten sich die Aktien des Dow Jones zwischen 1973 und 2008 im Verhältnis zu Gold auf das 13,4-fache, so wurden sie im Betrachtungszeitraum 1929 bis 2008 um ca. 27% ‚billiger’. Dehnt man den Zeitraum auf 200 Jahre aus und betrachtet den S&P 500 Index zwischen 1800 und 2008, so stellt man fest, dass Gold sich p.a. im Durchschnitt um 1,1% gegenüber Aktien ‚verbilligt’ hat. Hieraus könnte man ableiten, dass Gold auch über einen langen Zeitraum hinweg betrachtet vergleichsweise billig ist. Allerdings muss man hierbei berücksichtigen, dass sich auch die Menge des Goldes selbst erhöht hat, und zwar um ca. 1,6% p.a. in den letzten 100 Jahren, was den relativen Preisverfall rechtfertigen könnte. Hinzu kommt, dass im S&P 500 Index neben den Aktienkursen auch die gezahlten Dividenden enthalten sind. Werden diese herausgerechnet, so führt dies ebenfalls zu einer ‚Verbilligung’ des Aktienindex im Vergleich zum Goldpreis.
Abschließend soll noch die Entwicklung des Goldpreises im Vergleich zum Preis von Weizen, Öl und Silber genauer betrachtet werden.
Im Jahr 1861 kostete ein Bushel Weizen in Chicago ca. 60 US-Cent, während eine Unze für 20,22 US-$ zu haben war. Damit konnte eine Unze Gold ca. 35 Bushel Weizen kaufen. Im Jahr 2008 liegt das Verhältnis wie bereits geschrieben bei ca. 100, der Goldpreis gemessen in Weizen hat sich also seitdem fast verdreifacht.
Anders sieht es beim Öl aus. Während man im Jahr 1861 für eine Unze noch ca. 40 Fässer Öl bekam, ist diese Zahl im Jahr 2008 auf 10 und damit um 75% gefallen.
Beim Silber verhält es sich ähnlich wie beim Weizen. Im Jahr 1861 bekam man für eine Unze Gold lediglich 15,5 Unzen Silber, im Jahr 2008 bereits 54, was einer Steigerung von 250% entspricht.
Die Ausführungen zeigen, dass der Preis des Goldes immer relativ gesehen werden muss. Zum einen hängt er davon ab, ob er in einer Währung oder in einem Gut bzw. einem Warenkorb aus Gütern gemessen wird. Zum andern hat der gewählte Betrachtungszeitraum einen großen Einfluss darauf, ob der Preis relativ niedrig oder hoch erscheint. Hieraus ergibt sich natürlich, dass für nahezu jeden Preis ‚argumentiert’ werden kann, dass dieser gerade relativ hoch oder niedrig ist, wenn der jeweilige Startzeitpunkt des Betrachtungszeitraums gezielt ausgewählt wird. Um zu ‚argumentieren’ dass Gold aktuell vergleichsweise billig ist, wird gern die Goldpreisentwicklung mit der von Aktien seit dem Jahr 1973 verglichen oder der aktuelle Preis mit dem realen Preis von 1980, welcher mehr als doppelt so hoch lag wie heute. Ebenfalls wird der Vergleich mit 1980 bemüht, um zu argumentieren, dass Silber immer noch vergleichsweise billig ist. Während Gold seinen Stand von 1980 bereits überschritten hat, ist Silber mit aktuell 17 US-$ je Unze noch ca. 66% von seinem Höchststand von 50 US-$ entfernt und somit optisch vergleichsweise billig. Allerdings muss man berücksichtigen, dass der Silberpreis bis 1980 stärker gestiegen war als der Goldpreis. Betrachtet man statt 28 Jahren einen Zeitraum von 100 Jahren, so stellt sich heraus, dass Gold pro Jahr um 3,8% gestiegen ist und Silber mit 3,5% p.a. lediglich 0,3%-Punkte schwächer gewesen ist.
Unterstellt man jedoch, dass die Mehrheit der Goldinvestoren den Höchststand von 1980 bei umgerechnet 2300 US-$ im Blick hat, so bietet Gold aktuell immer noch ein Potenzial von ca. 150%, bis dieses Niveau wieder erreicht ist. Bei steigender Inflationserwartung natürlich noch mehr. Wer bereits Gold gekauft hat und sich dieses Potenzial ständig vor Augen führen möchte, für den bietet es sich an, den Chart oben zu kopieren und beispielsweise als Hintergrund für den Windowsbildschirm auszuwählen. Alternativ kann man sich den Chart auch als Poster ins Wohnzimmer hängen und das Potenzial offline genießen.
Bestellen kann man ihn als DIN A2 oder DIN A1 Poster unter http://gold.langfristcharts.com
Wem noch andere Varianten einfallen, wie man den Preis des Goldes messen kann, kann sie hier gern hin schreiben