INFLATION / DEFLATION - Debatte

  • Hi Edel Man, dieser Artikel aus Tagesanzeiger (CH) zielt in die gleiche Richtung:
    http://www.tagesanzeiger.ch/wi…rinflation/story/19843006

    Zitat

    Tatsächlich
    sorgen sich manche Experten inzwischen weniger vor einer Deflation -
    bei dem Geschütz, das namentlich die US-Notenbank zur Abwehr aufstellt.
    Ihre Furcht gilt stattdessen einer späteren Hyperinflation, wenn die
    Weltwirtschaft dereinst wieder Fuss fasst und die enorme Liquidität
    nachfragewirksam wird.


    Bei einem Tsumnami geht das Wasser zuerst ein bischen zurueck
    (Deflation) - sozusagen der Anlauf fuer die Flutwelle (Inflation).




    K.

  • The simple answer is that the overall USEconomy ... is enduring both inflation and deflation simultaneously. Inflation is defined as the growth of the monetary base (money supply) beyond the growth of the economy itself.

    Diese Feststellung ist ein Widerspruch in sich. Inflation und Deflation gleichzeitig geht einfach nicht. Lange Rede - kurzer Sinn: Hier winden sich die Inflationisten mehr oder weniger noch, die Deflation zu akzeptieren.

    Ausser den realwirtschaftlichen Indikatoren und Daten gibt es keinen Grund fuer einen Aktiencrash.

  • Inflation und Deflation gleichzeitig geht einfach nicht.

    Wenn man Infla bzw. Defla als übergeordneten ökonomischen Zyklus versteht, hast du sicherlich recht. Nun gibt es aber Leute, die von Asset-Deflation bei gleichzeitiger Geldmengen- oder Wasweissich-Inflation reden, damit aber eigentlich rezessive bzw. inflatorische Entwicklungen in wirtschaftlichen Teilbereichen meinen. Da kann man dann schön aneinander vorbeireden.

  • Da kann man dann schön aneinander vorbeireden.

    Ja, da kann man nicht nur anneinader vorbeireden, sondern das Thema endlos zerreden, bei der am Ende jeder fuer sich Recht behaelt. Aber die Deflationisten haben hier nach m.M. Oberwasser, weil sie mit der klassischen Inflationsdefinition (Inflation der Geldmenge) den eindeutigen Trend zur Deflation feststellen.

    Ausser den realwirtschaftlichen Indikatoren und Daten gibt es keinen Grund fuer einen Aktiencrash.

  • Aber die Deflationisten haben hier nach m.M. Oberwasser, weil sie mit der klassischen Inflationsdefinition (Inflation der Geldmenge) den eindeutigen Trend zur Deflation feststellen.

    Alle Zeichen deuten in Richtung Deflation, keine Frage. Deshalb unternimmt die Fed alles, um gegenzusteuern und greift - nachdem qualitative Maßnahmen (Zins) weitgehend wirkungslos verpufft sind - zu ungewöhnlich agressiven Mitteln ("quantitative easing" = Heli-Geld). Damit handelt sie sich schon auf mittlere Sicht ein sehr schwierig zu kontrollierendes Problem ein. Wie nimmt man die eingeschossene Quantität nach der möglicherweise erfolgreichen Abwendung der Defla wieder aus dem System, ohne den dann zaghaften Aufschwung und Optimismus zu gefährden? Das geht nur sehr behutsam und die Gefahr ist groß, dass die dann reichlich vorhandene Liquidität zu einer starken Inflation an den Rohstoffmärkten bzw. einer erzwungenen massiven Abwertung des Dollar führt.

  • Damit handelt sie sich schon auf mittlere Sicht ein sehr schwierig zu kontrollierendes Problem ein.

    Ich denke, die unmittelbare Deflation ist ein nicht kontrollierbares oder beherrschbares Problem. Insofern muss man sich um die Folgen der Inflationierungs-Massnahmen mittelfristig keine Sorgen machen.

    Ausser den realwirtschaftlichen Indikatoren und Daten gibt es keinen Grund fuer einen Aktiencrash.

    Einmal editiert, zuletzt von Tollar ()

  • Ich denke, die unmittelbare Deflation ist ein nicht kontrollierbares oder beherrschbares Problem. Insofern muss man sich um die Folgen der Inflationierungs-Massnahmen mittelfristig keine Sorgen machen.

    Ich erlaube mir nochmal ein Zitat aus der Berner Zeitung zu wiedergeben, denn Königswasser hat es genau so gesagt, wie ich unsere vorhergehende Diskussion verstanden habe.


    Zitat

    Als noch weitaus schwieriger und delikater wird sich herausstellen, die geschaffene Liquidität zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dosierung wieder abzuschöpfen. Beginnen die Währungshüter damit zu früh, riskieren sie den Aufschwung vorzeitig abzuwürgen. Handeln sie zu spät, explodieren die Preise und bildet sich eine neue, womöglich noch weitaus grössere Spekulationsblase an den Finanz- und Immobilienmärkten heraus. Es wird ein Tanz auf Messers Schneide.

  • Ich denke, die unmittelbare Deflation ist ein nicht kontrollierbares oder beherrschbares Problem.

    Ich glaube, Bernanke sieht das anders. Er muss die Defla bekämpfen. Es ist sein politischer Auftrag. Eine Defla schadet der politischen Klasse und fördert Extremismus. Deshalb können Demokratien keine Defla zulassen. Die fatale Konsequenz der Logik: Inflate or die.

  • Nach der konventionellen Denkweise in der Berner ist das ein Problem, nur sehe ich das mittelfristig als kein Problem an, wenn dann langfristig.


    Etwas abseits der Konventionen gedacht, sehe ich eher einen "Reset" (Neuordnung des Geldsystems) kommen.

    Ausser den realwirtschaftlichen Indikatoren und Daten gibt es keinen Grund fuer einen Aktiencrash.

  • Hast Du eine Vorstellung, in welcher Gestalt sich dieser Reset äußern könnte?

    Da gibt es vielerlei Gestalten. Von Ron Paul's Goldwaehrung ueber Vollgeld bis hin zu einem Null-Zins-Fiat-Staatsgeld ist alles moeglich. Die grossen Privatbanken weltweit koennten dem aber zuvor kommen und neue Fakten in Form eines globalen Fractional Reserve Systems schaffen.

    Ausser den realwirtschaftlichen Indikatoren und Daten gibt es keinen Grund fuer einen Aktiencrash.

    • Offizieller Beitrag

    Sehr lesenswert, insbesondere für Gold &Silberbugs.


    Briefwechsel zwischen ihm und Rick Ackerman:


    http://news.goldseek.com/RickAckerman/1231225260.php


    Grüsse


    "Die Märkte haben nie unrecht, die Menschen oft." Jesse Livermore, 20.Jh.

    "Die Demokratie ist das Paradies der Schreier und Schwätzer, Phraseure, Schmeichler und Schmarotzer, die jedem sachlichen Talent weit mehr den Weg verlegen, als dies in einer anderen Verfassungsform vorkommt." E.von Hartmann

    Dieser Beitrag ist eine persönliche Meinung gem. Art.5 Abs.1 GG und Urteil des BVG 1 BvR 1384/16


  • Interessant, ich habe nun auch Prechter gelesen. Er hat wirklich gute Ansätze und zwei, drei verblüffende Lang-Frist-Charts. Besonders sein Mut, aus heutiger Sicht abwegige Prognosen zu wagen (auch über Elliott-Wellen) ist instruktiv. Auch wenn ich die Elliott-Wellen in weiten Teilen etwas für Hokus-Pokus halte, so dienen sie doch dazu, mal über "Unmögliches" nachzudenken.


    Wenn es darauf ankommt bleibt Prechter aber unscharf und vor allem inkonsequent. Er traut seinen eigenen Prognosen nicht, und das zu Recht (IMO).


    So empfiehlt er im Grunde Cash und Kurzläufer, und schreibt etwas von absolutem Dollartief der Edelmetalle in der Deflation, er zieht dazu den Silberpreis 1929 heran (IMO Quatsch, da Silber keinen monetären Charakter entwickeln konnte, da Gold schon Geld war.) Schließlich aber schreibt er dann doch, dass die heutigen Währungen "pure Einbildung" seien und Gold "am Ende die Oberhand behalten" wird. Toll, was nun?


    Dann schreibt er doch: "Kaufen Sie auf jedem Fall Gold und Silber":
    und weiter führt er als wesentlichen Grund an:


    "...könnte es aus Gründen, die ich nicht vorhersehen kann, dieses Mal anders kommen, in einer Welt aus beschlossenem Geld gebietet es die Vorsicht, sich gegen einen Run auf greifbares Geld abzusichern"


    Aha, da schreibt er es ja! Das ist der Punkt! Und ich sage, die Unsicherheit wird so groß werden, dass das riesige Schuldgeldvolumen sich auf das wenige Greifbare stürzen wird. Prechter zieht einfach zu wenig in Betracht, dass das Papiergeldsystem fragil ist und ziemlich schnell in Rauch aufgehen kann. Viel Spaß dann mit Papier...


    Die akademische Diskussion um die Deflation (und ichs schließe sie nicht mehr so kategorsich aus wie früher) wird dann ein Ende haben, wenn die Leute was essen wollen. Sie brauchen Brot und das kann man anfassen und das wird am Ende (!!!) für Papier nicht zu haben sein.


    Minos

  • Zitat

    Ich glaube, Bernanke sieht das anders. Er muss die Defla bekämpfen. Es ist sein politischer Auftrag. Eine Defla schadet der politischen Klasse und fördert Extremismus. Deshalb können Demokratien keine Defla zulassen. Die fatale Konsequenz der Logik: Inflate or die.

    Regel Nr 1 von Prechter: keine Schulden in Deflation
    Merkle hat große Schulden gemacht und das Ergebnis kennen wir...


    Stellt euch mal vor die USA gehen pleite! Alle Investitionen aus DE wären wertlos
    Ergebnis: heftigste anzunehmende Deflation - da wird 1929 noch ein Klacks dagegen

    • Offizieller Beitrag

    Steve Saville geht auf die Definition der Deflation ein und sieht konkreten Ansatz für kommende Preisanstiege.



    "Changes in money-supply trends affect prices in ways that are often difficult to predict, thanks in part to the lengthy and variable delays involved. However, it is still possible to explain much of what has happened to prices and much of what will likely happen to prices in terms of money-supply changes.


    The best explanation for what has happened to prices over the past few months isn't the now popular notion that the economy is experiencing deflation. From our perspective this isn't a good explanation because we define deflation as a contraction in the total supply of money, and over the past few months the supply of money has been growing at an accelerated pace.


    We appreciate that some analysts define deflation as a contraction in the total supply of money AND credit, but we don't like this definition. The main -- but not the only -- reason we don't like it is that changes in the supply of credit do not have long-term effects on money purchasing power UNLESS they lead to changes in the money supply. In other words, the changes in the supply of credit that do have long-term effects on purchasing power will eventually be captured in money-supply aggregates such as TMS (True Money Supply)....


    Based on the lengthy delays that typically occur between changes in money-supply trends and changes in price trends it could be at least two years before the next general upward trend in prices gets underway. For example, the year-over-year TMS growth rate moved into double digits around mid-2001 and stayed there for three years, but equity and commodity prices didn't commence major upward trends until mid-2003.


    In the meantime gold should continue to do relatively well due to gold speculators anticipating the eventual/inevitable effects of the new upward trend in money-supply growth." :)


    http://www.321gold.com/editorials/saville/saville010709.html



    Grüsse

  • Dies ist schlichtweg eine Luege, denn der Anstieg der Money Supply ist in den letzten Monaten drastisch zurueckgegangen.

    Stimmt - sofern du dich auf M3(b) beziehst. M1 steigt munter. In diesem Zusammenhang ist auch der Geldschöpfungsmulitplikator interessant:
    Bernankes kleiner Multiplikatoreffekt


    [...] Er gibt an, wie das Geld der Notenbank durch die Kreditschöpfung der Geschäftsbanken vermehrt wird. Laut der Statistik der Distriktnotenbank St. Louis sank der Indikator im Fall der Geldmenge M1 Ende Dezember zum ersten Mal in der Geschichte auf einen Wert unter eins. Das bedeutet: Schafft die Notenbank 1 $, so steigt die Geldmenge um weniger als 1 $.

  • Stimmt. In diesem Zusammenhang ist auch der Geldschöpfungsmulitplikator interessant:
    Bernankes kleiner Multiplikatoreffekt

    Danke fuer den Link. Geld funktioniert eben nur, wenn alle dran glauben. Diese "boesen" Blogger scheinen nun den schoenen Glauben zu zerstoeren.


    Die Finanzkrise ist daher keine oekonomische Krise, sondern eine Glaubenskrise :thumbup: Den Banken wird das "Heil des Geldes" zerstoert, wie seinerzeit der Kirche das geozentrische Weltbild.


    Aber irgendwann muss neue Technologie auch mal gesellschaftliche Veraenderungen bewirken, nicht nur technischen Fortschritt.

    Ausser den realwirtschaftlichen Indikatoren und Daten gibt es keinen Grund fuer einen Aktiencrash.

    • Offizieller Beitrag

    In Chartform -- Beeindruckende Grafik!!-- :


    "...It is horrifying what the Fed and Treasury injected in percentage terms. A true measure of comparison can be seen in the 3 months of 2008 when the Fed accomplished more than in the 7 years from 1929 to 1937.


    This is beyond all reason, having its own new and terrible consequences well in excess of the consequences of the 1929 and 1932 breaks.


    Markets have been run now for years by algorithms, manipulators and seeded interests that are like summer thunderstorms. They are loud and scary, but quite short term and in the end quite meaningless and non-productive.


    The dollar cannot and will not remain strong, nor can a planetary Weimar experience now be avoided."



    http://jsmineset.com/index.php…e-face-of-hyperinflation/


    Grüsse


    "Die Märkte haben nie unrecht, die Menschen oft." Jesse Livermore, 20.Jh.

    "Die Demokratie ist das Paradies der Schreier und Schwätzer, Phraseure, Schmeichler und Schmarotzer, die jedem sachlichen Talent weit mehr den Weg verlegen, als dies in einer anderen Verfassungsform vorkommt." E.von Hartmann

    Dieser Beitrag ist eine persönliche Meinung gem. Art.5 Abs.1 GG und Urteil des BVG 1 BvR 1384/16

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