China umgeht die Comex und kauft Silber direkt an der Quelle
Der Westen hat das Nachsehen
Mexiko, Peru und Bolivien sind wichtige Silberproduzenten. Das in ihren Minen geförderte Silber wird zumeist im Inland zu einem hochwertigen Silberkonzentrat verarbeitet und anschließend zur weiteren Aufbereitung an Schmelzen und Raffinerien in aller Welt weiterverkauft.
Das Ziel der Schmelzen ist dabei, immer genügend Ausgangsmaterial zur Verfügung zu haben, um die eigenen Öfen gleichbleibend betreiben zu können, denn ein andauerndes Hoch- und Herunterfahren der Öfen ist ineffektiv und damit teuer. Der Preis des Materials spielt dabei bis zu einem gewissen Punkt nicht die entscheidende Rolle, denn weiterproduzieren zu können, ist meist vorteilhafter als günstige Metallpreise zu erzielen.
Um die Auslastung ihrer Öfen zu gewährleisten, sind chinesische Schmelzen kürzlich dazu übergegangen, Konzentrat aus Mexiko, Peru und Bolivien auch zu Preisen über dem Spotpreis anzukaufen. Sie umgehen damit die klassischen Silberhandelsplätze an den Warenterminbörsen. Viele industrielle Nachfrager, die es gewohnt sind, ihren Silberbedarf hier zu decken, haben nun das Nachsehen.
Die Silberverbraucher im Westen haben das Nachsehen
Sie müssen nicht nur mit höheren Silberpreisen Vorlieb nehmen, sondern dürften auch größere Schwierigkeiten haben, das gewünschte Silber überhaupt in der benötigten Menge zu bekommen. China umgeht mit seinen Silberkonzentratkäufen nicht nur die Preisfindung an den etablierten Metallbörsen, sondern zwingt auch die westlichen Firmen, sich hintenanzustellen.
Im Reich der Mitte versteht man sehr gut, dass Silber derzeit ein äußerst knappes Gut ist. Das Land selbst hat in den letzten Jahren sehr stark in den Aufbau von Industriezweigen investiert, die einen hohen Silberbedarf haben. Zu nennen sind hier vor allem die Hersteller von Solarmodulen und Elektrofahrzeugen. Sie sind nicht nur wichtige Abnehmer, sondern auch ein bewusster Teil der Wirtschaftsstrategie des Landes.
Stellen die Chinesen durch die Zahlung von Aufpreisen sicher, dass ihre Unternehmen auch weiterhin produzieren können, schaden sie damit gleichzeitig dem militärisch-industriellen Komplex in den USA, denn dieser ist ebenfalls zwingend darauf angewiesen, Silber in ausreichender Menge zur Verfügung zu haben. Je mehr Silber allerdings in der chinesischen Solarmodulproduktion oder in der Herstellung von Elektrofahrzeugen verschwindet, desto weniger Silber bleibt für die US-Waffenindustrie noch übrig.
Schlägt der Wunsch, die Produktion zu sichern, eines Tages in Panik um?
Mit dem direkten Silbereinkauf gleich an den Quellen in Mexiko, Peru und Bolivien stärkt China auch seine Stellung innerhalb der internationalen Lieferketten, während gleichzeitig die Stellung der USA bzw. des Westens geschmälert wird. Auch dieser Aspekt dürfte ausdrücklich gewünscht sein.
Auch wenn die chinesischen Direktkäufe noch keine Auswirkungen auf die Spotpreise hatten, so verdeutlichen sie dennoch die Dynamik, die dem Silbermarkt derzeit innewohnt. Chinas eigene Silberproduktion ist rückläufig, während die Silbernachfrage der eigenen Industrie beständig wächst.
Das Land sichert sich deshalb aggressiv weitere Vorräte, um in jedem Fall weiter produzieren zu können. Gehen auch andere Länder in Kürze zu ähnlichen Strategien über, könnte es im Silbermarkt schon bald sehr ungemütlich werden, weil ein jeder gegen jeden kämpft.