"Die Vorbereitungsmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Krisen und so vielfältig wie die Rahmenbedingungen."
Die moderne Gesellschaft lechzt geradezu nach fertigen Checklisten, auch wenn sich diese nach 5 Minuten als unzweckmäßig oder sogar undurchführbar für die eigene Situation erweisen.
Ich war anfangs auch auf dem Irrweg, mit einer fertigen Liste oder fremden Erfahrungen etwas erreichen zu können. Es hat am Ende viel Geld verschlungen und das Meiste davon hab ich mittlerweile über Bord geworfen.
Die Gemeinsamkeit jeder Krise ist der Bedarf nach sauberem Wasser, Nahrung und einer trockenen Unterkunft. Erst wenn dies erledigt kann! man sich Gedanken über weitere Dinge machen. Dabei darf man nicht vergessen, dass das verlassen der Wohnung u.U. bevor steht und dann die ortsfesten Vorbereitungen obsolet werden. Die wichtigste Vorbereitung ist der Notfall-Rucksack, der im Extremfall das einzige ist, was uns bleibt - auch wenn wir getrennt werden sollten.
Ein heimischer Nahrungsmittelvorrat in Rotation ist einfach zu realisieren, kostet nichts und bringt viel psychische Sicherheit und Ruhe in die Familie.
Trinkwasser ist schon schwieriger, da in einer Mietwohnung 1000l meist schon eine baustatische Grenze darstellen. Aber 1000l für 4 Personen, bei 5l/Tag ergibt 50 Tage. Der Nahrungsmittelvorrat von 2-3 Monaten, der sich bei der Rotation fast automisch einstellt, reicht demnach länger wie der Wasservorrat. Wenn ein Krise länger als 2 Wochen andauert, wird die öffentliche Ordnung höchstwahrscheinlich zusammen brechen und es ist fraglich, ob man sich überhaupt länger in der Wohnung verstecken kann?
Stromerzeuger sind nur für einfache Krisen und solange die öffentliche Ordnung besteht, von Interesse. Selbst ein schallgedämmtes Aggregat hört man in nächtlicher Ruhe sehr weit. Alternative ist eine Solarinsel mit Batteriepufferung, die in der heutigen Solarlandschaft weit weniger auffällig ist. Preislich nimmt sich dies nichts und für die Kühl-/Gefriertechnik ist es ausreichend.
Wir haben etwa einem Jahr unsere Vorbereitung komplett neu und ohne Liste aufgebaut. Dabei haben wir uns an 2 Grundsätzen orientiert:
1. In der bekannten Umgebung sind die Chancen besser als in der Ferne
2. bleibe so lange, wie du noch eine Chance zur Flucht hast
In der Praxis teilt sich die Vorbereitung auf unser Zuhause, eine mobile Alternative und einen Notfall-Rucksack für jedes Familienmitglied.
Wenn ich zurück blicke, haben sich die Rucksäcke zu den ersten Jahre sehr viel verändert und vieles was wir anfangs für wichtig hielten, haben wir bei keinem Testlauf benötigt. Auch das Gewicht und die Größe sollte man beachten, da im Rucksack das ganze verbleibende Leben steckt und man diesen evtl. lange tragen muss.
Was ist heute in unseren Rucksäcken:
Bodenplane, Tarp, Schlafsack, Seile, Klebeband, Kabelbinder
Kochgeschirr, Kocher, Besteck, "Feuerstarter"
Wasserflasche und Wasserfilter, Micropur, Teststreifen
Poncho, Messer und Mulittool, Funkgerät, Taschenlampe, Akkus und Solarlader
Notnahrung, Erste Hilfe Kit/Medikamente und Hygieneartikel, Geld
Wichtige Unterlagen auf Papier und USB-Stick
Dies ergibt zusammen etwa 5kg, Dazu kommen nochmal 2kg persönliche Sachen und Bekleidung sowie der Rucksack selbst mit etwa 2kg. Ein Rucksack über 10kg hat sich in der Vergangenheit als negativ herausgestellt.
Das fehlende eine Kilogramm ergibt sich aus dem Inhalt der Wasserflasche und Brennstoff für den Kocher.
Zu unserem Zuhause macht es keinen Sinn viel zu schreiben, weil sicherlich die Wenigsten hier genau diese Situation haben. Aber generell machen wir recht wenig, was ausschließlich der Krisenvorsorge dient. Der Großteil der Maßnahmen ist wie die Lebensmittelrotation einfach ein Teil unseres täglichen Lebens. Ich denk dass dies auch ein sehr wichtiger Punkt bei der Vorbereitung ist, da man sich über die täglichen Sachen keine großen Gedanken machen muss, weil diese ohnehin krisentauglich sind.
Die mobile Alternative ist eine reduzierte Form von Zuhause, die uns mindestens 1 Woche Autarkie ermöglicht.
Wobei diese heute mehr der Freizeit dient und hoffentlich nie als Fluchtunterkunft benötigt wird.