Früher war Ökonomie mal das Schaffen von Win-Win-Situationen; Nutzen für beide Seiten (Arbeitnehmer/Arbeitgeber; hochtechnisierter Staat/rohstoffreicher Staat, usw.). Inzwischen verkommt die (angelsächsisch geprägte) Ökonomie zu einem Derivat der Macht und kümmert sich mehr der Frage, wie man die aus real existierenden Machtverhältnissen hervorgegangene Win/Lose-Situation perpetuieren (und ideologisch legitimieren) kann
In der gebotenen Kürze...
Ich bin von Kopf bis Fuß Substantivist, in der Tradition von Polanyi, Weber, Sahlins usw. Die Formalisten, Smith, Ricardo, bis hin zu den beliebten Österreichern wie Mises usw. sind für mich nicht mehr als dogmatische Kreationisten, die vom wahren Leben keine Ahnung haben und aus dem Nichts irgendeinen zweckoptimiert loswirtschaftenden Menschen konstruieren um dann aus dieser Luftnummer heraus irgendwelche Gesetzte zu entwickeln, die nur leider nie in der Praxis ihre heilsame Wirkung entfalten dürfen. Warum nicht? Weil immer irgendwelche Mensche, oh wunder, die total zufällig nicht dem formalistischen Menschenbild genügen, dazwischen funken.
Macht- und Herrschaftsverhältnisse sind nun mal seit 4000 Jahren Grundlage und Motor unseres Treibens. Davon kommt in der ortsüblichen Wirtschaftstheorie nichts vor. Da sollen sich, laut liberaler Wirtschaftsschule, treudoof irgendwelche friedlichen freien Menschen auf irgendeinem freien Markt treffen, um zum gegenseitigen Wohlgefallen irgendwas zu tauschen. Nur konnte mir bisher keiner irgendwelche Anhaltspunkte liefern, die darauf schließen lassen, dass ein dergleichen idealisiertes Marktgeschehen jemals stattgefunden haben soll.
Schon bei der Frage nach der Durchsetzung des freien Marktes kippt der formalistisch orientierte liberale Wirtschaftsdenker mit samt seinem Freiheitswahn komplett hilflos aus den Latschen.
Auch die Win Win Situation halte ich weder für realistisch noch für nachhaltig wirksam. Auf kosten der zukünftigen Generationen hat es ein paar Jahrzehnte mal ganz gut funktioniert, das war’s dann aber auch.
http://www.weissgarnix.de/ ist dir ja sicherlich bekannt. Der veröffentlich im Herbst ein Buch, in dem er z.B. die Gleichgewichtstheorie nach Strich und Faden zerlegt…., ich freu mich schon drauf.