Der einzige konkrete Plupunkt für Schwundgeld (gerne auch ohne Schwundkomponente) ist der Umstand dass Geld als Tauschmittel zur Verfügung gestellt wird.
Dieser Aspekt kann entscheidend sein um einen größeren oder auch regional begrenzten Wirtschaftskreislauf in Gang zu setzen.
Voraussetzung ist hierbei jedoch: Es muss ein potenzielles Angebot an Waren und Dienstleistungen verfügbar sein - Ein Angebot das lediglich auf Grund des fehlenden oder nicht in ausreichender Menge verfügbaren Tauschmittels nicht (über mehrere Marktteilnehmer hinweg) zueinander finden kann.
Als "Deckung" fungierte bei klassischem Schwundgeld die Garantie das Schwundgeld zu Zahlungsverpflichtungen gegen über der öffentlichen Hand einsetzen zu können. Über den "Schwundanteil" wurde sichergestellt dass seitens der Bürger ein Interesse daran bestand Steuerschulden zu begleichen - und nicht im fiskalischen Sinne "Schwarzgeld" zu horten.
Damit war zumindest auf lokaler Ebene ein Geldkreislauf geschaffen.
Allerdings ist festzuhalten dass dieser Geldkreislauf auf eine begrenzte Lebensdauer angelegt ist. Die besagten Effekte "nutzen sich ab" sie werden in dem Augenblick schwächer in dem die vorhandenen Steuerschulden abgetragen sind - und Privatpersonen wie Unternehmer gegenüber der öffentlichen Hand frei von Verbindlichkeiten sind.
Man könnte also sagen: Schwundgeld ist der erfolgreiche Versuch aktuelle nicht eintreibbare Schulden gegen Sachleistungen abzugelten.
Das Sägewerk liefert der Gemeinde Bauholz und erhält Schwundgeld. Mit diesem Schwundgeld kann das Sägewerk sowohl seine Arbeiter als auch den lokalen Holzlieferanten bezahlen. Holzlieferant, Sägewerkbesitzer und Arbeiter nutzen das Geld zwangsläufig dazu bestehende Verbindlichkeiten gegenüber der öffentlichen Hand abzulösen. Wer keine Verbindlichkeiten gegenüber der öfffentlichen Hand hat versucht das Geld gegen Waren "einzutauschen".
So lange es noch Produzenten mit offenen Verbindlichkeiten gegenüber der öffentlichen Hand gibt - funktioniert dieses Systhem.
Hier wird allerdings auch der wesentliche Unterschied zu modernem Regionald sichtbar. Letzteres leitet lediglich eine vorhandene Liquidität in eine eingeschränkt wirksame Liquidität über.
Die Funktion ist dabei rein psychologisch und wäre vielleicht mit dem Begriff "Marketingidee" am treffendsten umrissen.
Psychologisch entfernen die Regio-Scheine jene Hemmschwellen, welche allgemein im Zusammenhang mit Geld üblich sind. Dabei wirkt das Gefühl "etwas sinnvolles zu tun" ("Bewußtseinschaffung") unterstützend.
Der Nutzer ist also bereit für Waren und Dienstleistungen mehr zu bezahlen als er eigentlich müßte und zugleich mehr Waren und Dienstleistungen zu konsumieren als im Normalfall.
Für den Handel hat dies unzweifelhaft positive Auswirkungen - hierbei wird jedoch übersehen dass gerade der bei den Regionalgeldern als Akzeptanzstelle dominierende Handel am stärksten zu einem realen Kaufkraftabfluss aus der Region beiträgt. (Stichwort Deutsche kauf Deutsche Bananen).
Zum potenziellen tatsächlichen Nutzen im Dienstleistungsbereich ist jedoch auch anzumerken, dass die geschaffenen "neuen Umsätze" letztendlich nur darauf zurückzuführen sind dass Dienstleistungen im privaten Umfeld (Nachhilfe, kleinere Besorgungen usw.) bereitwilliger angeboten werden wenn das Angebot nicht den Eindruck des "Geldverdienens" erweckt - bzw. Zahlungen nicht als "Verhältnis Arbeitgeber-Weisungsempfänger" begriffen werden. Letzteres bewerte ich durchaus positiv - die Effekte wären jedoch auch bei entsprechender Bewußtseinsbildung mit normalem Geld erzielbar.
(Hallo Leute - es ist für beide Seiten nichts verwerfliches dabei wenn man in der Nachbarschaft für Leistungen Geld nimmt, wenn es mehr ist als kleinere einmalige oder gegenseigige Gefälligkeiten)
Im Sinne der Entfremdung des Menschen von tatsächlichen Geld steht das Regionalgeld als "kleiner ideologisch motivierter Bruder" neben der Kreditkarte. Auch letztere wurde als Marketinginstrument geschaffen um zusätzliche Umsätze zu generieren. Ein Teil dieses Umsatz- und Gewinnzuwachses wird seitens der Zahlungsempfänger in Form einer Provision an das Kreditkartenunternehmen weitergeleitet.
So wie die Einführung der Kreditkarte letztendlich zu einer Zunahme der Verschuldung privater Haushalte beigetragen hat - wird dies (im Kleinen) auch das Regionalgeld tun.
Angesichts allgemein knapper Kassen steht also zu Erwarten dass Regionalgeld auf mittlere Sicht keine nennenswerten "Marktanteile" erobern wird. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die Beträge verschiedener in Umlauf befindlicher Regionalgelder. Die Gesamtvolumina erreichen meist nicht einmal den Bargeldbestand einer "Dorfsparkassenfiliale". Die Heranziehnung von Umsätzen als Barometer des Erfolges ist gewiss zulässig - sollte jedoch in Relation zum "übrigen" Umsatz mit diesem zusammen publiziert werden.
Regionalgeld wird vergleichbar mit der Kreditkarte ein Zahlungsmittel in den Geldbörsen Besserverdienender bleiben - Jenen Leuten die beim Einkauf allgemein nicht darauf angewiesen sind jeden einzelnen Cent umzudrehen und ihr Konsumverhalten gerne mit dem Gefühl "etwas gutes getan zu haben" schmücken.
Überspitzt formuliert: Regionalgeld ist moderner Ablaßhandel bei Konsum-Völlerei.