Kurz vor dem letzten gewaltigen Sell Off bei Silber riet das "Silver Institute" dazu, Silber mit gewagten Preiszielen short zu verkaufen.
Leider haben sie bisher damit Recht behalten. Interessant die absurden Förderkosten: $ 1,85.
Keine Lektüre für schwache Silber-Nerven:
Aufgrund unserer Analyse kommen wir zu dem Ergebnis, dass Silber als klares Sell eingestuft
werden muss, da es lediglich von einer Euphorie in Commodities im
allgemeinen und Edelmetallen im speziellen profitiert.
Unser Kursziel liegt bei $5-$7.
Fundamentaldaten*
Die geförderte Menge betrug im Jahre 2007 inklusive rückgewonnenem Altsilber 852,2 Mio Unzen.
Der Verbrauch lag in 2007 bei 842,4 Mio Unzen inklusive Schmuck,
Münzen und Medaillen. Für die reine industrielle Produktion und für
Photografie wurden lediglich 528 Mio Unzen verbraucht.
Es besteht demnach eine Überproduktion, welche die aktuelle
Nachfrage ohne Berücksichtigung von Investments in Silber komfortabel
abdeckt.
Ausblick Angebot / Nachfrage
Seit 1998 hat die Minenproduktion von Silber um fast 25 Prozent
zugenommen und mit weiteren Anstiegen in dieser Größenordnung kann
gerechnet werden. Es gibt zwar immer wieder Kommentatoren, die wüste
Theorien haben, wonach Silber schon im Jahre 2025 kaum mehr vorhanden
sein könnte, doch diese Theorien dienen einem klaren Zweck und lassen
sich nicht erhärten. Vielmehr ist noch mit ausreichenden
Silbervorkommen für Jahrzehnte zu rechnen und gleichzeitig nimmt die
Förderung in China und Südamerika beständig zu.
Silber Pros
Während bei anderen Rohstoffen und teilweise auch bei Edelmetallen
ein steigender Preis ab einem bestimmten Punkt zu einer
Nachfragereduktion führt, ist dies bei Silber nicht der Fall. Dies kann
als ein großer Vorteil angesehen werden und spräche dafür, dass auch
bei deutlich gestiegenen Silberpreisen die Nachfrage unverändert hoch
wäre. Dies liegt daran, dass Silber in den Endprodukten nur in geringer
Menge vorkommt und daher die Nachfrager theoretisch auch bereit sind
bedeutend höhere Preise für Silber zu bezahlen, da es auf den Endpreis
nur marginale Auswirkungen hätte und kaum vom Endverbraucher
wahrgenommen würde.
Ein weiteres Argument für Silber ist, dass es wie alle Bodenschätze
endlich ist und irgendwann aufgebraucht sein wird. Wer seine
Kaufentscheidung jedoch an diesem Argument festmacht, sollte unbedingt
weiterlesen.
Silber Cons
Obwohl Silber aufgrund seines Status als Edelmetall gerne in einem
Atemzug mit Gold oder Platin genannt wird, ist es als Investment
unattraktiv, da es einen viel zu geringen Wert je Unze hat.
Die Lager- und Transportkosten je Werteinheit sind daher um ein
vielfaches höher als bei Gold oder Platin. Negativ kommt hinzu, dass
wie bei allen Commodities keine Zinsen anfallen und die einzige
Ertragsmöglichkeit die Silberleihe ist, die jedoch nur von großen und
professionellen Marktteilnehmern erzielt wird.
Edelmetalle gelten ja als krisensichere Anlage, was auf Silber aus
vorgenanntem Grund nicht zutrifft. Als wirkliche Krisenzeit kann man
Kriege und ähnliche Ereignisse betrachten, in denen man auf der Flucht
ist oder seinen sonstigen Besitz zurücklassen muss und daher ein
bewegliches Vermögen benötigt. Da dann Papiergeld auch meist wertlos
ist, bietet sich für ein derartiges Szenario großer Wert in
komprimierter Form an, wie z. B. Diamanten, Gold, Platin. Silber zählt
hierzu mit Sicherheit nicht, denn bei 20 Kilogramm hat man einen Wert
von gerade einmal ca. $10.000. Ob jemand einen Karren voller Silber als
Krisenwährung hinter sich herziehen möchte kann bezweifelt werden. Eine
hochwertige Armbanduhr wäre im Vergleich ein bedeutend besseres
Investment.
In der Photoindustrie ist der Silberbedarf seit vielen Jahren rückläufig und dieser Rückgang wird sich fortsetzen.
Aufgrund hoher Auflagen haben Silbermünzen heute kaum einen höheren
Wert als den des enthaltenen Silberanteiles, sodass es sich hierbei um
ein reines Silberinvestment handelt, welches den Barren gleichzusetzen
ist.
Die Förderkosten für Silber liegen derzeit bei ca. $ 1,85*. Daher
ist auch bei sinkenden Preisen in absehbarer Zukunft nicht mit einer
Angebotsverknappung zu rechnen.
Silber als Inflationshedge
Immer wieder wird behauptet, Silber eigne sich als Hedge gegen
Inflation. In Zeiten von Hyperinflation mag dies stimmen aber in
normalen Inflationszeiten ist dies nicht wahr. Kostete eine Unze Silber
1978 im Durchschnitt $5,40 so hat sie heute einen Wert von $18 (dabei
sind keine Kosten für Lagerung, Versicherung etc. berücksichtigt
worden, die auch noch negativ zum Ansatz kämen). Die Rendite des 30
jährigen T-Bonds betrug 1978 im Schnitt 8,5 %. Ein Investment von $5,40
wäre demnach heute $62,40 Wert. Auch andere Zeitreihen kommen zu
ähnlichen Ergebnissen, die das unsinnige Argument des Inflationshedges
endgültig entkräftigen sollten.
Silber Mythos und Wahrheit
Verschwörungstheoretiker weisen immer wieder darauf hin, dass
sämtliche Shortpositionen an den Futuresmärkten von nur wenigen Händen
gehalten werden, da sie versuchen, den Preis künstlich tief zu halten.
Nun, die erste Frage ist, warum sollten jemand ein Interesse haben
den Preis künstlich niedrig zu halten? Weder gäbe es irgendwelche
nennenswerten volkswirtschaftlichen Auswirkungen die gegen hohe
Silberpreise sprächen, noch gibt es eine Lobby die einen niedrigen
Silberpreis wünscht. Im Gegenteil, das Silberinstitut und unzählige
Vereine sind Lobbygruppen, die alles tun um Silber auch und gerade als
Investment populär zu machen.
So wie der Verband der Zigarettenindustrie -auch eine Lobbygruppe-
der immer noch erklärt, dass es bis heute nicht vollständig erwiesen
sei dass Zigaretten Krankheiten verursachen, kann man auch von der
Silberlobby wohl kaum kritische und unabhängige Analysen erwarten.
Eigentlich gäbe es bei einem gestiegenen Silberpreis nur Gewinner
und kaum Verlierer (außer den Shorts natürlich), da Spekulanten,
Hobbyinvestoren, Minengesellschaften, Produzenten und viele andere
profitieren würden.
Dass die gesammelten Shortpositionen in wenigen Händen liegen lässt
sich daher vielmehr damit erklären, dass die Lemminge dieser Welt
derzeit alle Silber kaufen und natürlich nicht antizyklisch handelnd
bei niedrigen Preisen kaufen und bei hohen verkaufen sondern bevorzugt
umgekehrt.
Fakt ist aber tatsächlich, sollten alle Long Positionen eine
physische Lieferung verlangen, würde es einen dramatischen Short
Squeeze geben , da die Lagerbestände bei weitem nicht ausreichen um die
gehandelten Volumen abzudecken. Dass dieser Fall eintritt ist jedoch
genauso realistisch wie die Verleihung des Friedensnobelpreises an
George W. Bush. Auch die Hunt Brüder mussten schon lernen, dass es zwar
einfach ist, den Preis für Silber nach oben zu treiben, aber der
anschließende Verkauf der Longs äußerst problematisch ist.
Vielmehr erfährt vorgenanntes Argument Bestätigung, nämlich dass
sich Silber aufgrund der verhältnismäßig hohen Kosten nicht als
physisches Investment eignet und daher vorzugsweise an den
Futuresmärkten gehandelt wird.
In der Natur der Sache liegt es, dass an den Futuresmärkten jeder
Shortposition eine Longposition gegenübersteht, der Markt also immer
ausgeglichen ist, weshalb eine Bewegung in beide Richtungen möglich und
denkbar ist.
Fazit
Wie der Analyse zu entnehmen, ist der gestiegene Silberpreis nicht
auf hohe Nachfrage oder ein niedriges Angebot zurückzuführen sondern
rein spekulativer Natur. Die Kaufargumente sind dabei nicht nur
fadenscheinig sondern auch teilweise grob falsch.
Wie groß der Spekulationsanteil ist, zeigt das Beispiel ishares, der
größte Silber ETF, der alleine bereits ca. 200 Mio Unzen Silber
besitzt. Bei ETFs ist auch immer zu bedenken, dass für die Investoren
Gebühren anfallen, also bereits ein unveränderter Silberpreis eine
negative Wertentwicklung des Investments zur Folge hat.
Natürlich kann man nie bestimmen, wann so eine Irrationalität vorbei
ist und wie viel schwaches Geld noch in die Silberspekulation fließen
wird. Daher kann der Silberpreis natürlich auch noch steigen. Jedoch
sollte sich jeder bewusst sein, worauf er spekuliert und sich nicht
wundern, wenn dieses Kalkül sich als falsch erweisen sollte. Wer sich
gegen Krisenszenarien absichern möchte, sollte dies mit allem anderen
nur nicht mit Silber tun. Wie sicher ein Silber ETF in Krisenzeiten
ist, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt.
Unser Kursziel liegt langfristig bei $5-$7 je Unze Silber, da wir
mit einer schwächeren Nachfrage bei gleichzeitig höherem Angebot und
Liquidierung von Longpositionen rechnen. Hierzu zählen wir auch den
Verkauf von Münzen und Medaillen, die in nicht unbeträchtlicher Anzahl
angehäuft wurden.
Verbunden mit dem positiven Carry einer Shortposition sind diese
Niveaus daher hervorragend zum Aufbau einer solchen geeignet. Man
sollte einen Leverage aber unbedingt vermeiden, um nicht bei steigenden
Kursen oder einem Shortsqueeze ausgestoppt zu werden sondern um nach
oben die Position zu vergrößern.
AMH - 03.07.2008
*Quelle: The Silver Institute