[10:00] Die Krise wird noch brutaler wüten, wenn das "Vertrauen" weg ist:
Aus dem GEAB#25:
Juni/Juli 2008 – Weitere Beschleunigung der umfassenden weltweiten Krise: Wenn sich das Trugbild von der « Krise unter Kontrolle » verflüchtigt!
Zauberlehrlinge sind dazu verdammt, ihre Fehler zu wiederholen. Weil die Finanzbehörden und großen
Banken 2007 versuchten, die Krise der Subprime-Hypotheken, die schon im Februar und März 2007
die Märkte unter Druck gesetzt hatte, als irrelevant, begrenzt und kurzfristig wegzureden1, brachen
die Märkte im Sommer 2007 massiv und nachhaltig ein. Wir werden eine Wiederholung dieses
Szenarios in den nächsten Wochen erleben : Die Finanzkrise der Monate Januar bis März 2008 wird
sich Anfang des Sommers 2008 verstärken und zu schweren Störungen an den Märkten führen.
In dieser Ausgabe wollen wir daher fünf der aktuell wirksamen Tendenzen analysieren, die ursächlich
für den erneuten Krümmungspunkt der Krise, also ihre erneute Beschleunigung, sind (die beiden
weiteren Tendenzen – Europa und Asien – werden Gegenstand der 26. Ausgabe des GEAB sein).
- Immobilien: Die Talsohle ist noch immer nicht erreicht
- Die weltweite Finanzblase: Die Inflation zieht an
- Die US-Wirtschaft: Die Rezession verstärkt sich
- Die Defizite in den öffentlichen Haushalten der USA: Sie sind wieder da
- Der Dollar: Eine Erholung, die es nicht gibt
- Europa: Abkoppelung bestätigt – Euroland relativ immun / Großbritannien in Rezession
- Asien: Massive Wirtschaftsabschwächung steht bevor
Jedoch sind im Gegensatz zum letzten Jahr die Marktteilnehmer nicht mehr so leichtgläubig und nur
schwer zu bewegen, erneut ins Investitionskarussell einzusteigen. Das ist nach unserer Auffassung ein
wesentliches psychologisches Element, das die Wirklichkeit prägen wird. Es wird die schweren Folgen
der Krise noch verstärken, wenn sich zu Anfang des Sommers 2008 das Trugbild von der angeblich
« kontrollierten Krise » verflüchtigen wird.
Denn das globale Finanzsystem und insbs. die USA setzen hier alles aufs Spiel. Allerdings sind wir
nicht in der Lage, eine Aussage darüber zu machen, ob die handelnden Personen sich über dieses
Risiko im Klaren sind. Das Vertrauen der Märkte in die US-Zentralbank und in die großen Banken ist
heute sehr gering (von der US-Regierung ganz zu schweigen). Die Marktteilnehmer, ob
Privatinvestoren, simple Sparer oder Staatsfonds) sind misstrauisch geworden und stellen sich die
Frage, ob man nicht versucht, sie zu manipulieren. Wenn sie in einigen Wochen unvermeidlicher
Weise feststellen nwerden, dass ihr Verdacht begründet war und dass die « kontrollierte » Krise mit
frischen Kräften schlimmer als vorher wütet, wird eine Panik an den Finanzmärkten nicht zu
vermeiden sein. Denn in der Massenpsychologie gibt es nichts Schlimmeres als das kollektive Gefühl,
bewusst getäuscht worden zu sein.
Da das ganze System nur dank des Vertrauens funktionieren kann, dass die Sparer und Investoren
ihren Banken einräumen, wenn sie ihnen ihre Einlagen überlassen oder ihr Vermögen zur Verwaltung
anvertrauen, bricht das System zusammen, wenn Sparer und Investoren plötzlich ihre Einlagen
abziehen, Investoren ihre Depots auflösen, und alle versuchen, ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Die
Finanzmärkte würden in nur wenigen Tagen um 20% einbrechen. Dies ist sicherlich der Alptraum für
die Zentralbanken im allgemeinen und die US-Fed und die Bank of England im besonderen. Denn die
amerikanischen und britischen Volkswirtschaften hängen in besonderem Maße von den Aktienmärkten
ab. Aber paradoxer Weise bahnen sie mit ihren Versuchen, die Krise zu ignorieren, den Weg für eine
Krise, die noch brutaler wüten wird.
Wenn das Vertrauen in das System einmal endgültig weg ist, dann ist es vorbei. Kommt bald.
PS: der GEAB ist diesesmal sehr gut und sehr bissig.
Quelle: Hartgeld.com