Zitat
Original von Rabbi Feingold
Und dazwischen ist Xetra-Gold, die vielleicht in einer Stunde Gold für 123 Milliarden Euro verkauft. Wie beurteilen Sie Ihre Chance, dass Ihre Gläubiger (schönes Wort!) die Ware physisch bekommen können?
Mit Sicherheit wird es "Bankfeiertage" geben. Wie reagieren Sie darauf?
Wie schützen Sie Ihre Altgläubiger vor der Verwässerung durch eine extreme, sprunghafte Nachfrage nach Ihren Schuldverschreibungen?
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Lieber Rabbi Feingold,
dafür, dass es auch bei den düstersten Phantasien zu keiner Verwässerung bei den Lieferansprüchen kommen kann, sind bei Xetra-Gold gleich vier Barrieren eingebaut, bevor neue Xetra-Gold-Positionen einem Anleger gutgeschrieben werden (und sein Geld dafür abgebucht wird).
1. Beim Handelsdesk der Deutschen Bank werden Positionen in Xetra-Gold unmittelbar in London glattgestellt
Wie schon öfters ausgeführt, kauft die Deutsche Bank für jede verkaufte Xetra-Gold-Position eine entsprechende Menge an Gold auf dem Londoner Goldmarkt ein. Es gehört zu den Grundregeln des Market Making, dass der jeweilige Händler nur begrenzte Risiken eingehen darf, in der Regel wird er sich baldmöglichst glattstellen. Eine Kauforder für Xetra-Gold schlägt damit unmittelbar auf den Londoner Goldmarkt durch.
Sollte im Orderbuch eine Milliarde Euro an Kaufanfragen für Xetra-Gold auftauchen, müsste der Goldhändler in Frankfurt in kürzester Zeit zig Tonnen Gold beschaffen. Dass dies preisneutral in London gelingt, wo immerhin täglich ca. 400 Tonnen Gold gehandelt werden, darf getrost bezweifelt werden. Große Anleger bedienen sich daher Makler (Broker), die Kauforder "marktschonend" unterbringen und vielleicht zeitlich strecken oder mit höherem Limit versorgen.
2. Das Goldclearinghaus HSBC muss Buchgoldansprüche erfüllen können
Die Buchgoldposition, die die Deutsche Bank bis zum Abend aufgebaut hat, überträgt sie an die HSBC mit dem Auftrag, diese bis zum nächsten Tag der Umicore "für DB Commodities" freizustellen. Hat die HSBC Zweifel, dass sie die mit dem Buchgold verbundenen Lieferanspruch auf Gold erfüllen kann, wird sie den Auftrag nicht annehmen. Die HSBC weiß ja jetzt, dass wir Buchgoldpositionen regelmäßig und zeitnah abfordern. Allerdings hat die HSBC in ihrer Quartalsbilanz zum 30.09.2007 Edelmetalle im Wert von 4,66 Mrd USD ausgewiesen, was einen Ausfall der Bank kurzfristig unwahrscheinlich macht.
Auch hier gilt wieder, dass Anleger für sehr große Kauforder besser Kontakt mit dem Goldhandelsdesk der Deutschen Bank aufnehmen, damit vermieden werden kann, dass die HSBC einen Lieferauftrag ablehnt.
3. Die Umicore muss Goldlieferansprüche erfüllen können
Die DB Commodities unterhält ihre Buchgoldposition nicht bei der HSBC, sondern bei der Umicore, einem Industrieunternehmen. Fiele die HSBC aus, müsste die Umicore dennoch den Lieferanspruch der DB Commodities erfüllen. Da die Umicore als Edelmetallproduzent ein Marktteilnehmer mit ausschließlich Longpositionen ist, wird eine Finanzkrise nur sehr mittelbar auf das Unternehmen durchschlagen, tendentiell über eine erhöhte Nachfrage nach Edelmetallen eher positiv als negativ. Die Umicore wird sich bei neuen großen Goldpositionen ihr eigenes Risiko betrachten und gegebenenfalls der DB Commodities keine Neubestände anzeigen, wenn sie Zweifel an der Bonität der HSBC hat.
Ein Blick auf die Konzerbilanz der Umicore ist lohnenswert (http://www.investorrelations.umicore.com/en/financials/), immerhin gibt es kaum Unternehmen, die einen höheren Kassenbestand als Schulden haben. Die DB Commodities ist auch bei weitem nicht der größte Kunde der Umicore, so dass ein Ausfall der Buchgoldposition der DB Commodities gerade in Zeiten der Finanzkrise mehr als unwahrscheinlich ist.
4. Die Clearstream erlaubt die Begebung neuer Xetra-Gold-Bestände erst nach Nachweis neuer Goldbestände
Es wurde hier ja schon öfters erläutert, dass die Clearstream darüber wacht, dass neue Stücke Xetra-Gold erst in den Markt gegeben werden, wenn sich die Clearstream zuvor davon überzeugen konnte, dass ein entsprechender Gegenwert in Gold beschafft wurde. Dies findet üblicherweise am Tag, der auf den Handelstag folgt ("T+1") statt. Bei allen Börsengeschäften wird der Übertrag Stücke gegen Geld an T+1 vorbereitet, und zwar in "delivery versus payment", also gleichzeitiger Übertrag von Geld (via Bundesbankkonten der Banken) und Stücken (via Clearstream-Konten der Banken).
Sind keine Stücke da, um eine Kaufposition zu beliefern, bleibt diese Position offen. Das heißt auch, dass dem Käufer der Stücke so lange kein Geld abgebucht wird, bis der Verkäufer die Stücke auf einem Depot ausweist, wo sonst keine Kundenbestände von Dritten verwahrt sind.
In unserem Beispiel tritt die Deutsche Bank als emissionsbegleitendes Institut für die DB Commodities als Verkäufer auf. Ein Marktteilnehmer, der Xetra-Gold über die Börse gekauft hat, bekommt diese Verkaufsposition nur dann erfüllt, wenn die Clearstream der Deutschen Bank die notwendigen Stücke Xetra-Gold einbucht.
In der Summe steht Xetra-Gold für ein Produktkonzept, wo eine Anleihe 1:1 den physischen Goldmarkt in London abbildet und diesen einer breiten Anlegerschicht zugänglich macht. Über die hier dargestellten Mechanismen ist zudem gesichert, dass "Altanleger" gegenüber neuen Käufern von Xetra-Gold nicht benachteiligt werden. Eine Verwässerung von deren Ansprüchen gegen die DB Commodities kann somit gerade in Zeiten einer Finanzkrise ausgeschlossen werden.
Mit besten Grüßen
Björn Peters
PS
Habe nochmals genauer vollzogen, für welche institutionellen Kunden ein Rating wichtig ist und wie dieses sich auf den Haircut im Stresstest der Einlagen von Versicheren auswirkt. Nachdem die Vertriebspartner bislang keine Nachfragen nach einem Rating von ihren Kunden bekommen haben, werden wir damit noch warten.