Hallo derkolibri,
zu Deinem Beitrag könnte man vieles schreiben. Ich mache einmal einen kleinen Versuch meine Meinung zu schildern, obwohl ich weiß, so gerne wird das Thema hier nicht erörtert.
Die Preissituation für ältere oder sogar historische und gegossene Barren ist ambivalent. Hier spielen viele Dinge eine Rolle. Gold-Bob hat vor Jahren in diesem Faden sich insgesamt zur Problematik geäußert. Ich teile noch heute viele seiner Auffassungen.
Als Beispiel nannte er damals einen großen Barren, der kaum verkäuflich sei. Es erscheint allen einleuchtend, dass das Aufgeld beim Kauf der großen Baren abnimmt, aber bei einem Verkauf ist es genau anders herum. Beim Kauf eines gegossenen Barrens liegt das Aufgeld zum Spotpreis teilweise erheblich darüber. Teilweise 50 % und mehr zum Spotpreis. Will man diesen Barren wieder veräußern, wundert man sich, dass die Abschläge erheblich sind und manchmal gibt es dafür noch weniger als den Spotpreis. Dazu kommt, der Abschlag steigt mit dem Gewicht nicht nur absolut, sondern auch noch prozentual. Einige Händler lehnen sogar den Ankauf großer Barren ab und verweisen darauf, dass es dafür zu wenige Käufer gäbe und dann für einen solchen Barren nur noch die Schmelze bliebe. So ist die Lage und ich glaube nicht, dass diese sich in den Jahren groß geändert hat.
Dazu kommen die unterschiedlichen Sammlergruppen. Ein langfristiger Anleger, der einen größeren Teil seines Vermögens in Edelmetalle umwandeln möchte, den interessiert der genaue Preis wahrscheinlich weniger. Das ist eher der Investor, der sich die von Dir beschriebenen Bullion-Münzen in den Tresor legt und ja, der hat bei einem späteren Verkauf wirtschaftlich wahrscheinlich die besseren Karten.
Der Anleger, der mittelfristig denkt, möchte womöglich in einigen Jahren wieder verkaufen, natürlich im besten Fall mit Gewinn, um sich etwas anderes dafür zu kaufen. Der schaut öfter auf die Preise und verschenkt ganz sicher beim Kauf nicht einen Prozentpunkt.
Ein weiterer Typus ist der Anleger, der „all-in“ ist und ganz sicher ist, Gold ist das einzige und wahre Geld. Der wird versuchen, das Gold so günstig wie es überhaupt möglich ist, zu erwerben.
Der Sammler von numismatischen Stücken, seien es Münzen oder gegossene Barren, der zahlt für seltene Stücke oder für eine Münze deren Jahreszahl ihm noch fehlt, „fast“ jeden Preis. Er hat Freude daran seine Sammlung zu komplementieren. Bei den gegossenen Barren kommt noch hinzu, es sind Einzelstücke und manch einer der alten Barren sind fast schon eine Art von Kulturgut und es ist wirklich schade, dass viele dieser Stücke in der Vergangenheit eingeschmolzen wurden. Teilweise sind ganze „Marken“ nicht mehr vorhanden, da die Raffinerien ihren Betrieb eingestellt haben. Dazu kommt, selbst noch aktive Hersteller führen keine Archive über die Typen der früher produzierten Barren, geschweige denn über deren Auflage, die natürlich wegen der Einschmelzpraxis sowieso nur ein sehr grober Anhaltspunkt für die Seltenheit eines Barrens ist. Es ist daher kein Zufall, dass es Münzenkataloge aber keine umfassenden Barren-Kataloge gibt. Ausgenommen sind die alten Grendon-Kataloge oder speziell der Standard-Katalog über die Rothschild-Goldbarren von Rainer Ahlers.
Deine wesentlichen Fragen, die Du gestellt hast, kann aus meiner Sicht nur jeder für sich selber beantworten, je nach Sammler-/oder Anlegertyp wie oben von mir geschildert. Das die finanzielle/wirtschaftliche Situation in Deutschland nicht zum Besten steht, diese These teile ich. Nicht umsonst steht das von Dir angegebene Buch „Der größte Crash aller Zeiten“ von Marc Friedrich und Matthias Weik in der Bestenliste auf Platz 1. Selbst bei Thalia war das Buch ausverkauft und der Verlag kann zur Zeit nicht liefern.
Viele Grüße
Rochade