"Der beste Ort zu Leben war in der Tat die Bonner Republik vor dem EU Wahn. Das aus dieser Zeit noch sehr viel Wohlstand und Infrastruktur vorhanden ist, macht allerdings die Behauptung nicht wahrer, die EU würde dazu irgendetwas beigetragen haben."
Ich habe nirgendwo ein Loblied auf die EU gesungen, ich habe sie nicht als toll oder wünschenswert beschrieben, oder sie als "Ideal" dargestellt. Ganz im Gegenteil. Aber wir leben nunmal in diesem Verbund, und ein Austritt ohne extreme Folgen gehört nunmal ins Reich der Phantasie. Die Bonner Republik vor dem EU Wahn ist auch nur ein nostalgisches Bild, auch da war nicht alles Gold was glänzt, auch da fand die Umverteilung in immer schnellerem Maße statt. Auch zu dieser Zeit hat der Kapitalismus schon bedenkliche Richtungen eingenommen, die Verschuldung war auch zu dieser Zeit schon so hoch, daß man ihr mit Zinszahlungen nicht mehr hätte Herr werden können.
"Die Produktivität ist in den letzten Jahrzehnten weltweit drastisch nach oben gegangen, die Kaufkraft der arbeitenden Bevölkerung stagniert aber seit mindestens der Jahrtausendwende. Das bedeutet schlicht das MEHR erarbeitet wird, aber WENIGER davon bei denen ankommt, die die Leistung eigentlich erbringen."
Aber genau das war doch schon zu deinen besten Bonner Republik Zeiten die vorgegebene Richtung. Sorry, aber wer meint daran sei die EU Schuld, der hat damals wohl noch nicht gelebt. Diese Symptome einer kranken Gesellschaftsform sind doch sehr viel älter. Das Rad hat sich in die gleiche Richtung weitergedreht, und ohne die EU, hätte es hierzulande noch viel eher gekracht. Denn wirtschaftlich war die EU für Deutschland, und in ganz besonderem Maße für Deutschland erstmal ein Erfolg, die gemeinsame Währung sozusagen die Lösung der akutesten Probleme. Denn der Kapitalismus trieb schon damals seltsame Blüten, und mit der harten DM war Deutschland weit weg davon Exportweltmeister zu werden. Wenn sich die Griechen beschweren würden über diese Währungsunion, dann würde ich es verstehen, für die ist sie wirklich die Geisel der Gesellschaft. Aber wir waren doch froh, dass diese Gemeinschaftswährung unsere "Vollbeschäftigung" weiterhin ermöglichte. Und da steckt in der Tat auch viel Ironie drin, denn ich finde das alles nicht gut, aber wenn ich den Tatsachen in die Augen sehe, dann muß ich erkennen, daß man das Rad nicht zurückdrehen kann, zumindest nicht ohne eklatante Einschnitte für die Gesellschaft. Denn dann gäbe es in der Tat berechtigten Grund sich über das Elend zu beschweren.
"Oder ist die Tatsache, dass es einem wirtschaftlich gut geht irgendwie verknüpft mit der Verpflichtung, die gigantische Geld Umverteilungsmaschine EU auch gut zu finden ?"
Ne, wie kommst du denn darauf? Zitiere, wo ich das getan habe. Ich habe gesagt, daß an diesem Konstrukt eben nicht alles toll ist, und ich es nicht für ideal halte. Ich habe lediglich einer Aussage beigepflichtet, daß dieses Konstrukt alternativlos ist, wenn man als Alternative nicht in Betracht zieht, morgen in bürgerkriegsähnlichen Zuständen leben zu müssen. Ein Großteil derer, die sich hier beschweren und rumschreien hätten ein großes Problem damit. Und ohne eklatante Folgen ist ein Austritt nicht möglich, alles andere ist schlichtweg Träumerei. Die Briten haben sich für die Alternative entschieden, heute jammern sie schon rum, weil ihr liebstes Kind Fußball Konsequenzen erfahren wird, ähnlich würden die Menschen hierzulande aufwachen.