Seit Jahren werkle ich ja an einem Buch über die Hunt Brothers herum. Fertigstellung leider fraglich, aber zu Sunshine steuere ich doch gerne einen Teaser direkt aus dem noch unlektorierten Manuskript bei:
...eine andere grosse Investition war in gewisser Hinsicht geradezu zwingend für sie: Der Kauf einer Silbermine. Dafür gab es aus Sicht der Hunts gute Argumente. Minen profitieren überproportional von steigenden Preisen. Alles was oberhalb der Produktionskosten liegt ist Gewinn, so dass ein höherer Preis ein gewisser Hebeleffekt bei Gewinnen bedeutet. Wenn eine Mine Beispielsweise Kosten von drei Dollar für jede gewonnene Unze Silber aufwenden muss, dann macht sie bei einem Silberpreis von vier Dollar einen Bruttogewinn von einem Dollar die Unze. Steigt nun der Silberpreis um einen Dollar, verdoppelt sich der Bruttogewinn der Mine auf zwei Dollar die Unze. Ein weiteres Argument für den Kauf einer Silbermine war, um damit Ärger mit der CFTC aus dem Weg zu gehen. Als Minenbetreiber hätten die Hunts jede Aktivität an den Terminbörsen mit Silber im Zusammenhang mit ihrer eigenen Silberproduktion aus der Mine erklären können. Sie wären damit gegenüber den Aufsichtsbehörden in einer weit besseren Verhandlungsposition als bisher gewesen. Und wie es sich für die Hunts gehört, sollte es nicht irgend eine Silbermine sein. Es musste die grösste Silbermine der USA sein. Das Objekt der Begierde für die Bunker und Herbert Hunt war die in Kellog (Idaho) gelegene Big Creek Mine. Diese Mine gehörte zur Aktiengesellschaft Sunshine Mining, die freilich wenig Interesse hatten die Mine an Bunker und Herber zu verkaufen. Nachdem die Verhandlungen mit dem bisherigen Management über einen Kauf der Mine gescheitert waren bliesen die Hunts im Frühjahr 1977 zum Angriff und machten eine feindliche Übernahmeofferte. Dabei konnten Sie im ersten Anlauf für 19.5 Millionen Dollar 28% der Aktien erwerben. Zusätzlich handelten sie die Option aus, den Rest der Aktien für 15 Dollar die Aktie übernehmen zu können bzw. weiteren 60 Millionen Dollar. Sie jagten das bisherige Management zum Teufel und setzen einen Mann aus ihrer Gesellschaft an die Spitze des Unternehmens: Mike Boswell, der bisher bei Great Western bzw. Hunt International Resources tätig war. Mit einem loyalen »Hunt-Mann« als Chef des Unternehmens sollte einer späteren vollständigen Übernahme der Gesellschaft nichts mehr im Wege stehen - dachten zumindest Bunker und Herbert Hunt...
....im Zuge der deutlich höheren Silberpreise wollten nun Bunker und Herbert über ihre Firma Hunt International Resources (HIRCO) endlich die Übernahme der Sunshine Mining abschliessen. Das notwendige Kapital bekamen sie durch den Silberpreisanstieg, da sie so höhere Kredite auf ihre bestehende Silberposition aufnehmen konnten. Allerdings hatte sich der von ihnen ins Amt des Vorstand gesetzte Mike Boswell Gefallen an seiner Aufgabe gefunden und fühlte sich den Hunts nach zwei Jahren im Amt weniger verpflichtet als Sunshine und den anderen Aktionären. Die vor zwei Jahren vereinbarten 15 Dollar je Aktie als Übernahmepreis erschienen ihm angesichts der deutlich höheren Silberpreise nun als zu niedrig. Als HIRCO die Übernahmeofferte an die Aktionäre der Sunshine richtete reagierte Bowell mit einem Schreiben an die Aktionäre. Mit einem flammenden Appell („DON’T GIVE SUNSHINE AWAY“) forderte er sie auf ihre Aktien zu behalten und nicht auf das Übernahmeangebot der Hunts einzugehen, da der faire Wert der Firma deutlich höher liegen würde. Die Hunts reagierten sehr verschnupft. Da hatten sie Boswell ins Amt gebracht um ihre Interessen zu vertreten und nun bekämpfte er das Übernahmeangebot der Brüder. Aber es half nichts, Boswell konnte sich durchsetzen, die Übernahmeofferte der Hunts fiel bei den Aktionären tatsächlich durch. Mike Boswell konnte sich an der Spitze des Unternehmens halten. Die Hunts beschlossen zähneknirschend ihre Aktienposition in Höhe von 28% zum Preis von 18.77 Dollar an das Management um Boswell zu verkaufen. Ihr Traum die grösste Silbermine der USA zu kaufen zerplatzte wie eine Seifenblase. Da ihr eigener Verkaufspreis aber deutlich über 15 Dollar lag, zeigte, dass Boswell ganz richtig und im Sinne der anderen Aktionäre gehandelt hatte. Boswell konnte das Aktienpaket Ende 1979 für 21.25 Dollar je Aktie an eine arabische Investorengruppe verkaufen. Er sollte für insgesamt 15 Jahre als Vorstand bzw. Aufsichtsratsvorsitzender die Geschicke der Sunshine Mining leiten. Mittlerweile ist er bei der Hunt Oil Company beschäftigt. Als Senior Vizepräsident ist er für alternative und erneuerbare Energieprojekte zuständig...