Meine aktuelle kurzfristige Einschätzung: Gold hat sich in den letzten Tagen an der 1.280 festgebissen und könnte dort nun am Aufwärtstrend einen Konsolidierungsknubbel ausbilden (blau), wie ich dies letzte Woche angesprochen hatte. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, in welche Richtung es weiter geht. Für einen Abpraller nach oben würde ich gerne sehen, daß die 1.275 (rote Linie) hält.

Der CoT dreht langsam wie ein Superttanker, und Euro/$ sowie die Aktienmärkte bleiben bearisch für Gold. Allerdings lese ich mittlerweile viele Analysen, nach denen eine Korrektur bis 1.250 und danach eine Erholung zum Jahresende in Richtung 1.400 ausgemachte Sache zu sein scheint.
Daher möchte ich abseits der Charttechnik einmal folgende Überlegung anstellen. Wenn alle an der Börse einer Meinung sind, kommt es meistens anders, und zwar so, daß dabei maximale Schmerzen generiert werden. Wie könnte dies geschehen?
Für einen Investor, der nach der vorherrschenden Meinung handelt, nehme ich folgendes Setup an:
1) Er hat bereits einen Grundbestand Gold, der im Wert zunehmen soll.
2) Er hat bereits Puts, die er bei 1.250 gewinnbringend auflösen möchte.
3) Er plant, bei 1.250 Gold nachzukaufen und damit Gewinn zu erzielen.
Unter den folgenden Szenarien "gewinnt" nun jenes, das im obigen Setup den größten Schaden (Verlust) anrichtet.
a) Die Konsolidierung wird nächste Woche nach oben in Richtung 1.500 verlassen.
Der CoT und die Marktrelationen sprechen dagegen, aber ein geopolitisches Ereignis oder ein Unfall am Anleihe- oder Aktienmarkt könnte die Shorts an der Comex erstmalig überrollen. In diesem Fall trinke ich einen guten Tropfen auf Ted Butler 
Bewertung: Grundbestand Gold wird wertvoller (0 Schadenspunkte), Puts verfallen (1 Schadenspunkt), keine Chance günstig nachzukaufen (1 Schadenspunkt)
-> 2 Punkte
b) Gold pendelt monatelang um die 1.300.
Dies passiert bei Gold eher selten, aber man beachte:
Bewertung: Grundbestand Gold nimmt nicht an Wert zu (1 Schadenspunkt), Puts verfallen (1 Schadenspunkt), keine Chance günstig nachzukaufen (1 Schadenspunkt)
-> 3 Punkte (!)
c) Gold korrigiert wesentlich tiefer als 1.250; danach nur Erholung auf 1.300.
Es kommt durchaus vor, daß die Marktteilnehmer qualitativ richtig liegen (erst runter, dann rauf), aber quantitativ mit ihren Marken daneben.
Bewertung: Grundbestand Gold nimmt nicht an Wert zu (1 Schadenspunkt), Puts werden wertvoller und man kann günstig nachkaufen (jeweils 0 Schadenspunkte)
-> 1 Punkt
d) Gold korrigiert wesentlich tiefer und erholt sich danach nicht bzw. bröckelt weiter ab.
Fundamental ist das unwahrscheinlich, da die Minen dann ihre Produktionskosten nicht mehr verdienen und das Angebot zurückgeht.
Bewertung: Grundbestand Gold nimmt nicht an Wert zu (1 Schadenspunkt), Puts werden wertvoller (0 Schadenspunkte); man kann günstig nachkaufen macht damit aber keinen Gewinn (1 Schadenspunkt)
-> 2 Punkte
Natürlich kann man dies nun als Spinnerei abtun (bin mir da selbst nicht ganz sicher
), aber mir hat es zumindest geholfen, meinen Horizont wieder zu erweitern und mir des Seitwärtsszenarios bewußt zu werden. Das hatte ich vorher gar nicht mehr auf der Rechnung.
Allen eine erfolgreiche Woche!