Endlich mal eine nette Diskussion.
Ich lese brav die Beiträge hier mit und bei manchen Beiträgen denke ich mir echt, ich bin auf einer Börse gelandet. Vieles hat mit Sammeln und die Leidenschaft zur Numismatik gar nichts mehr zu tun.
Wie auch immer die Preisentwicklungen beobachte ich genau mit und es ist schon besorgniserregend, dass monatlich die meisten Preise nur eine Richtung kennen. Fur mich ändern sich die Preise in letzter Zeit zu radikal und das ist in meinen Augen nicht gesund. Verständlich ist es, dass bei so einer großen Bevölkerungszahl nur ein Bruchteil als Sammler genügt, um das Angebot zu verknappen. Auch stimme ich zu, dass bei den neueren Produkten viele Spekulanten die Preise dirigieren. Aber man darf nicht außer Acht lassen, dass wir uns in einem Markt befinden, wo noch immer Angebot und Nachfrage die Preise gestalten.
Wenn sich jemand mit Chinas Geschichte genauer befasst hat, dann weiß man, dass seit der Politik von Reform & Öffnung im Jahre 1978 China einen großen Wandel durchgemacht hat und noch immer durchmacht. Eigentlich war das 20. Jh. in China sehr von Veränderungen und Umbrüchen geprägt. Es gab mehrere Brüche mit der Vergangenheit und Tradition. Kriege, Revolutionen, Great Leap Forward, Kulturrevolution, usw. haben sehr viele Traumen verursacht und bei weitem sind noch nicht alle Wunden geheilt. Und das hinterlässt auch Spuren in der Gesellschaft.
Die jetzige große Veränderung ist besonders im Wirtschaftlichen anzusiedeln. Seit der Politik von Reform & Öffnung wird viel konsumiert und stets wird auf Wachstum geschaut. Und das ist aus meiner Sicht die momentane Legitimität der Kommunistischen Partei Chinas. Aber ist diese Entwicklung so gesund, dass nur mehr konsumiert, spekuliert und auf Geld geschaut wird. Die Gefahr für die Gesellschaft wird sein, wenn es dann den meisten nicht mehr gut geht. Auch jetzt sieht man sehr viele Ungleichgewichte. Besonders zu erwähnen die Benachteiligungen der Landbevölkerung zur Stadtbevölkerung. Es leben nach wievor die meisten Chinesen am Land (ung. 3/4) und es gibt schon diverse Unruhen. Das Familienzusammenleben ist auch im Umbruch und das führt zu Benachteiligen von älteren Menschen, besonders Frauen, in der Gesellschaft. Momentan profitiert die Stadtbevölkerung (haben bessere Pensionen, soziale Unterstützungen, usw.) unter anderem von der Ausbeutung der breiten Masse am Land. Dann gibt es die Ungleichgewichte zwischen den Küstenregionen und den ärmeren Provinzen im Landesinneren. Deng Xiaoping hat eine Wirtschaftspolitik verfolgt: zuerst die Küstenregionen und dann den Rest des Landes erobern. Aber nachwievor gibt es große Unterschiede. Auch gibt es schon regelrechte Machtkämpfe zwischen Peripherien und der Zentrale in Peking. Lokale Politiker bauen ihre Macht weit weg von der Zentrale weiter aus. Gesellschaftlich gibt es ebenfalls Turbulenzen: Zensur, noch kein richtiger Rechtsstaat (Willkür der Gerichte), Unterdrückung, usw. Mit Wohlstand kommen auch neue (westlich bekannte) Probleme. Auch wenn die "lernfähige" KPCh aus den verschiedenen Modellen/Geschehnissen im Westen das beste für ihre Politik rauspickt, es brodeln genug Bomben, die nur warten zu explodieren.
Was ich euch mit dieser kurzen Beschreibung sagen möchte, ist, dass China nachwievor große Veränderungen durchmacht und es auch eines Tages abrupt zu Explosionen dieser brodelnden Bomben kommen kann. Momentan entwickeln sich die Preise nach oben, aber es kann schnell auch zu einem schnellen Ende bzw. Abwärtstrend kommen, wenn es wieder in China instabil wird.
Als Sinologe kann ich nicht sagen, dass ich China kenne und immer verstehe. Ohne auf deren Geschichte, Kultur, Tradition einzugehen, ist es schwierig die Chinesen zu verstehen.
Danke für die interessanten Diskussionsbeiträge hier.