Der Moor hat seine Schuldigkeit getan, er darf gehen.
Es hat sich ja schon in der Fernsehsendung gestern abend angedeutet.
Man muß ja nicht denken, daß im Fernsehen frei von der Leber diskutiert werden darf.
Da wird vorher Linie gezogen.
Sarrazin mußte den ungeschickten Professor spielen und sich geordnet zurückziehen und er durfte sich Friedmans Argumenten nicht gewachsen zeigen.
Aber beide sind systemrelevant und sie werden noch gebraucht.
Der Sozialdemagoge, dem der Provinzmief anhaftet und der Sozialdemagoge von Weltformat.
Sarrazin kann sein Buch noch um 200 Seiten erweitern und vielleicht um einen illustrierten Band zum Thema Schädelvermessung bereichern.
Denn Intelligenz braucht Entfaltungsraum.
Damit wird er dann wieder Friedman gegenübergestellt und der Eiertanz beginnt von vorn.
Oder ganz anders.
Sarrazin wird zum Märtyrer umgewidmet, auch gestern angedeutet.
Verrat kann ja darin bestehen, nicht den richtigen Zeitpunkt abwarten zu können, darin bestärkt und ins offene Messer gelaufen zu werden.
Jedenfalls wird es nur zufrieden lächelnde Gesichter geben.
Seine Freunde, für die das Faß übergelaufen ist und die sich leider endlich veranlaßt sehen dürfen, energisch zurückzuschlagen.
Seine Feinde, die ein Flagschiff sinken sehen und sich alsbald einen neuen Feind auskucken müssen.
Und natürlich Friedman mitsamt seinen Systemparteien.
Ob Freund oder Feind, wer das Theater mitmacht, ist systemrelevant.
Damit die Leute immer schön im Kreis laufen und damit sie daran denken, daß Toleranz bedeutet, gegen nichts und niemanden aufzumucken.
Stattdessen immer schön beide Ohren zur Belehrung offenhalten, was alles als alternativlos durchgezogen werden muß.
Es ist doch allemal besser, sich so nach und nach alles friedlich wegnehmen zu lassen, als daß alles im Kaos versinkt und man plötzlich alles los ist, oder?
Diese Erpressung ist es. Man sagt sich, vielleicht geht der Schierlingsbecher an mir vorbei und es trifft den Nachbarn.
Je weiter weg, um so besser, aber nur keinen plötzlichen Absturz ohne Ausnahmen.
Also immer schön friedlich bleiben und den Sarrazins und Friedmans beide Ohren leihen.
Wahlweise dem einen das Linke und dem anderen das Rechte.
Damit man hinterher ganz genau weiß, daß man nichts mehr weiß.
Man braucht dann noch mehr Führung und darum geht es.