Lieber Kroesus,
bereits ab 1890 warnte Georg von Sachsen-Meiningen vor dem kommenden "großen Krieg" und das Deutschland dabei maximal den status-quo halten könne. Rein formal, aber nur rein formal, war das Deutsche Kaiserreich ein Bundesstaat von gleichberechtigten Fürstentümern bzw. freien Städten. Tatsächlich war es Willy II aber völlig egal, was ein Fürst in Meiningen von sich gab. Und zügig das Flottenwettrüsten mit England forcierte, was zu einer immer weiteren Verschuldung und Inflation führte.
Der Goldbestand der Reichsbank betrug 1890 513,6 Millionen Mark, 1900 570,7 Millionen Mark, 1910 777,8 Millionen Mark, 1913 1067,6 Millionen Mark und am 31.Juli 1914 1253,2 Millionen Mark. Zusätzlich standen bei Kriegsausbruch die im Juliusturm eingelagerten 120 Millionen Mark in Gold zur Verfügung. Im Juli 1913 wurden zusätzliche 120 Millionen in Papierscheinen ausgegeben und 85 Millionen in Gold eingezogen, diese Münzen wurde als Goldreserve des Reiches zurückgelegt. Die zusätzlichen 35 Millionen Mark, also eine Erhöhung der Geldmenge, verstärkten die Inflation. Es war damals selbstverständlich, dass Warenlieferung im Kriegsfall aus dem neutralen Ausland mit Gold bezahlt werden mussten. Und insofern kann man das deutliche Aufstocken der Goldreserven als Kriegsvorbereitungen deuten. Zudem gibt es Aussagen, daß ein Teil der Goldreserven der Reichsbank absichtlich in britischen Sovereigns gehalten wurde. Das britische Pfund, die damalige Weltleitwährung, sollte ermöglichen in neutralen Ländern unauffällig zu bezahlen.
Spätestens seit der Marokkokrise von 1911 zeichnete sich auch in Öffentlichkeit der kommende Krieg ab. In weiss von Leuten im Böhmerwald, die im Frühjahr 1914 sagten: Dies Jahr geht es los! Ob dies auch den Reichsbänkern klar war, was Landwirt Sepp schon lange wusste kann ich Dir nicht beantworten.
Freundliche Grüße
Reinhard