Kostolany schrieb mal, dass man die entscheiden Nachrichten nur auf den hinteren Seiten der Zeitungen finden. Und dass ihnen meistens keine besondere Bedeutung beigemessen wird.
Vor drei oder vier Tagen stand in der Financial Times Deutschland, dass China seine April-Importe für Aluminium verfünfundreißigfacht hat -gegenüber dem Vorjahr. (www.ftd.de)
Steigerung gegenüber dem Vorjahresmonat also 3.500 %.
Kein Tippfehler: Nicht 35%, nicht 350%, sondern 3.500%
Die Kupferimporte stiegen um 900%, ich glaube beim Zink war es so was wie 2.500%
Die genauen Zahlen kann man unter ftd.de googeln.
Ein Experte der Commerzbank nannte die Zahlen schockierend, danach war der artikel zu ende.
Ein Blick auf den Spotmarkt zeigt:
http://isht.comdirect.de/html/detail/main.html?sTab=chart&hist=6m&sCat=IND&sSym=I1%3aG15\Y.CMI
Chinas Einkaufstour ist komplett am Spotmarkt und an der Comex vorbei gegangen.
Direkt nach der Veröffentlichung regten sich meine Alcoa-Aktien dass erste Mal seit langer Zeit wieder im Depot.
Soweit, so gut. Ich denke mal, Alcoa könnte jetzt einen guten Run haben. Jetzt gibt es erstmal genug Dummköpfe, die die Alcoa-Aktien haben wollen.
(alcoa ist sicher ne gute Firma, aber die Leute, die den Kursen hinterherlaufen, sind natürlich Dummköpfe).
Dass China sich eindeckt, wenn Rohstoffpreise niedrig sind, scheint ok zu sein. Aber die Masse an Einkäufen ist beunruhigend.
Die kaufen als gäbe es kein Morgen.
Viele unabhängige Beobachter schreiben, dass China in der Dollar-Falle steckt.
China hat eine Unmenge an US Staatsanleihen. Die genauen Zahlen variieren etwas. Fest steht, dass der Löwenanteil des chinesischen Exportüberschusses in Dollar und US treasuries gehalten wird.
China will raus aus der Dollar-Falle.
Egal, was die Chinesen machen werden: an der Comex werden wir es nicht sehen.
Seit dem Porsche einstieg bei VW hat auch jeder Nicht-Spezialist gesehen, wie leiste ein Invester sich Aktien kaufen kann. Mit tausenden Optionskontrakten, verteilt auf verschiedene banken wird zu niedrigen Kursen eingekauft. Erst dann kommt die presse-Mitteilung, dass Porsche bei VW einsteigt und die VW-Aktien steigen.
Niemand weis genau, was die Chinesen machen. An machen Stellen steht, dass sie afrikanischen Staaten mit Dollar schulden sogar US Treasuries schenken.
Ich weis nicht ob die Quelle glaubwürdig ist, aber ich denke, dass sich die Chinesen auf sehr sehr leisen Sohlen aus der Dollarfalle rausschleichen.
US Finanzminister Geitner war jetzt in China. Hat jemand irgendeine Information, was der zweck der Reise war?
Vor der Reise sagte er der Presse, die Chinesen hätten ihm gesagt, dass sie an die amerikanische Wirtschafzt glauben, und dass die amerikanische Wirtschaft robust und widerstandsfähig ist.
Irgendwie muß ich dabei an ex-DDR-Chef Ulbricht denken „Niemand hat vor, eine Mauer zu bauen…“
Erinnert sich noch jemand daran, wie die Hong-Kong-chinesische Firma Hutchison-Whampoa bei der Deutschen telekom ausgestiegen ist?
Hutchison hatte aus einem Deal ein bedeutenden telekom-Aktien-Paket geerbt. Sie hatten aber einer Sperrfrist, in der sie das Paket nicht verkaufen durften.
Mitten in dieser Sperrfrist haben die Chinesen das gesamte Aktienpaket an einem Tag auf den Markt gehauen. Es gab einen ordentlichen Kursrutsch. Die Telekom kündigte an, Hutchison wegen des Bruchs der Sperrfrist zu verklagen.
Fakt ist, dass die telekom aktie ab damals nur noch südwärts ging. Vielleicht musste Hutchison Millionen für Anwälte ausgeben, der rechtzeitige Verkauf hat jedoch Millarden-Verluste erspart.
Diese Konsequenz und er Pragmatismus der Chinesen sind mir im Kopf geblieben. Das ganze war damals übrigens noch mitten in einer recht guten Börsenphase.
Es sieht so aus, als würden die Chinesen derzeit alles kaufen, was man derzeit für Dollar bekommen können.
Ja, vielleicht nutzen die Chinesen einfach nur ganz pragmatisch günstige Kurse um sich zu bevorraten.
Aber die extrem Höhe der Bevorratung finde ich aufrüttelnd.
Aluminium ist besonders interessant.
So wie Gold besonders viel gespeicherte Arbeit enthält, enthält Aluminium besonders viel gespeicherte Engergie.
Früher im ost-block war Energie sehr knapp. Das in Ungarn geförderte Bauxit wurde extra nach Sibirien transportiert. Mit der Energie von Wasserkraftwerrken wurde dann dort Aluminium hergestellt.
Im Zweiten Weltkrieg war Aluminium ein strategischer Rohstoff.
Ein berühmtes englischen Flugzeug – ich glaube die Spitfire – konnte auch deswegen so günstig hergestellt werden, weil sie zum großen Teil nicht aus Aluminium sondern aus Birkenholz war.
Niemand nimmt einem unabhängigen Privatinvestor das Denken ab.
Manchmal zieht man Schlussfolgerungen. Aber es ist immer sehr schwer, aus den Schlussfolgerungen auch eine Kaufentscheidung für eine Aktie oder einen Rohstoff zu machen.
Möglichkeit 1: ich sehe Gespenster. China nutzt halt die Gunst der Stunde.
Warum soll ein Staat, der genug devisen hat über Kapitalbindung nachdenken.
Aluminium und Kupfer werden immer gebraucht, also kaufen.
Möglichkeit 2: Hier bringt jemand seine Dollar unter die Leute, so lange die Leute noch Dollar nehmen. Und hier baut jemand strategische reserven auf, um für 1-2 jahre autark vom Weltmarkt agieren zu können.
Nein, China bereitet keinen Krieg vor. Die Chinesen wissen zu gut, dass sie dasss, was ihnen zusteht ohne einen Schuss bekommen können.
Viele von uns tun das gleiche mit Gold.
Und seit Gold so herrlich volatil ist, mischen wahrscheinlich tausende daytrader beim comex-gold mit, die gar keine Gold-Anleger sind.
Alles, was an der Comex-passiert, ist ein kleineres Gefecht.
Goldkartell gegen Gold-Anleger. In El Alamein waren mehr Kriegsberichterstatter mit dabei, aber die wahre Schlacht wurde zeitgleich in Stalingrad geschlagen.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Chinesen sich derzeit alle über alle möglichen Kanäle mit Gold eindecken. Und mit Aluminium, Kupfer, Reis, Öl… allem.
Vielleicht haben die Chinesen ja einen Weg gefunden, sich ohne Krach aus der Dollar-falle zu befreien.
Es könnte aber auch sein, dass irgendein zufälliges Ereignis einen Krach auslöst, der Dollar und US treasuries gewaltig fallen lässt.
Märkte übertreiben immer.
Von daher ist praktisch alles denkbar.
Instinktiv gehe ich total zu Value-aktien, Rohstoff-Aktien, Gold, Cash und Immobilien.
Doch auch Überlegungen, die sich bewahrheiten, führen manchmal zu Fehlspekulationen.
2003 investierte ich in Alstom. Ich ging davon aus, dass die französische Regierung die Indsustrie-Perle nicht bankrott gehen lassen würde.
Das stimmte. Aber meine Spekulation ging anders auf als gedacht: Alle Alt-Aktionäre wurden durch einen Kapitalschnitt enteignet.
Der französische Staat wurd neuer Großaktionär.
Bei Tele Atlas (weltmarktführer für digitale Landkarten) nahm ich an, dass irgendwann alle Leute ein Navi haben wollen.
Also sei es nur eine Frage der zeit, dass die Gesellschaft endlich ordentliche Gewinne erwirtschaftet. Bei 5 eur stieg ich ein, bei 2 euro kaufte ich nach. Aber die gewinne wollten sich nicht einstellen.
Es dauerte übee 2 jahre, bis die Aktie bei 8 eur stand. Ich freute mich, als mein Kursziel von 12 eur nach 3 Janren erreicht wurde.
Bei 17 eur wunderte ich mich. Dann stieg die Aktie auf 25 eur und fiel wieder auf 18.
Da verkaufte ich.
Eine Woche nach meinem Verkauf machte TomTom ein übernahme angebot für so was wie 30 oder 35 eruo, glaube ich. Damals macht TeleAtlas übrigens immer noch keine gewinne….
Mein Learning war: wenn der Staat mitmischt, ist die gefahr, dass aus einer richtigen Spekulation dennoch ein finanzieller Fehlschlag wird, recht groß.
Gold ist politisches geld und ein schlimmer Feind der Notenbanken.
Vieles deutet darauf hin, dass es in den kommenden Monaten zum Showdown beim Dollar kommt. Dank der ruhigen chinesischen Politik und dank des Gold-Kartells haben wir sehr viel zeit, uns alle Investments noch mal zu durchdenken.
Was an der Comex mit dem Gold passiert, ist erstmal egal. Falls es ruchbar wird, dass sie Chinesen massiv aus dem Dollar rausgehen – oder ein anderer zufälliger Schock entsteht – schmiert das Comex system ohnehin ab. Ob Gold bei 2.600 Dollar oder 5.000 Dollar steht ist eigentlich egal, da dann niemand Gold liefern kann – und niemand Dollar haben will.
Bei einem extremen Schock würde sich die Weltwirtschaft erst langsam wieder einjustieren. Und da werden anfangs Tauschgeschäfte eine große Rolle spielen.
(Das gibt es auch heute, besonders im Rüstungsbereich. „Wir kaufen nur dann den Panzer leopard, wenn Ihr mindesten 500.000 Flaschen österreichischen wein abnehmt“ – gab es wirklich.)
Ich persönlich denke, dass es falsch ist, aus Aktien komplett rauszugehen. Gerade bei einem Inflationsszenario könnte ich mir vorstellen, dass Aktien eine gute Möglichkeit sind, aus dem Fiat-Money rauszugehen, in echte Firmen halt.
In jedem Fall kann ich sagen: ich verfolge seit 20 jahren die Wirtschaft, bin seit 10 jahren investiert. Aber so ungewiss wie heute, war die Situation noch nie.