Effektive Auslieferung von Minenaktien

  • Jim Sinclair (CEO der Tanzanian Royalty and Exploration Co, TRE bzw. TNX.TO) bittet schon lange darum, daß Aktionäre sich ihre Aktien in effektiven Stücken ausliefern und in privaten Besitz nehmen sollen. Vorwiegend, um illegalem oder unbemerktem Verleihen für Shortgeschäfte einen Riegel vorzuschieben, aber auch wg. evtl. "Einfrieren" des gesamten Systems, sowie des oft lediglich schuldrechtlichen Anspruchs auf die Aktien gegenüber der Kette von Depotstellen.


    Bisher habe ich davon interessiert Abstand gehalten. Zu Vieles ist mir unklar. Doch langsam wird der Boden heiß.


    Nicht zuletzt die Wegelin-Diskussion zur Erbschaftssteuer bringt mich wieder zu dem Thema.
    Und die Konfiszierungsmöglichkeit der USA für sämtliches Kapital von Bürgern "Feinlicher Nationen" und Allen, die dafür erklärt werden - "Trading with the enemy act".
    Und die Tatsache, wenn ich es richtig verstehe, daß "meine" Aktienposition im Depot lediglich bedeutet, daß meine Depotbank einen schuldrechtlichen Anspruch auf die Anteile gegenüber irgendeiner mehr oder weniger globalen Lagerstelle hat, die ich überhaupt nicht kenne noch verstehe. Und den "schreibt" meine Bank mir wiederum "gut".
    [Würgsmilie]


    Mein Online-Broker bietet die effektive Auslieferung grundsätzlich - aber teuer - an.


    Daher würde ich mich über qualifizierte Antworten bzw. noch mehr schlaue Fragen und wichtige Themenbereiche dazu freuen.


    1) Hat jemand hier das schon gemacht bzw. Erfahrung damit? Mein Interesse bezieht sich auf US- und kanadische Gesellschaften, die im Depot auf Wertpapierrechnung USA/Kanada liegen, wie TRE, RGLD.


    2) Welche Banken / Depotbanken machen das überhaupt noch, und zu welchen Kosten? (Consors mind. 100 € je Position, Degussa-Bank habe ich gefunden im Netz, sie ist evtl. billiger). Welche Banken sind dafür zu empfehlen?


    3) Was ist bei der Durchführung wichtig, wie muß man vorgehen, welche Fehler vermeiden?


    4) Speziell in meinem Fall: Ich habe drei Positionen TRE im Depot, da gekauft in Toronto und an zwei deutschen Börsenplätzen :wall: . Alle auf Wertpapierrechnung USA/Kanada lagernd. Ist die Auskunft von meiner Depotbank zutreffend, dass vor einer Auslieferung als eine Position (wg. Kosten) erst eine Lagerplatzumschreibung zur Zusammenlegung der Positionen erfolgen muß?
    (Der Verkauf dieser Papiere an einem anderen Börsenplatz als dem des Kaufs ("Crossing") war allerdings problemlos - ohne Lagerplatzumschreibung - möglich! Ist das ein Widerspruch? ).


    (Kotzteil: Diese Lagerplätze sind bei WR doch eh fiktiv - welche schwere Schweißarbeit zur Zusammenlegung soll da fast 100 € kosten? :boese: )


    5) Geht eine effektive Auslieferung mit einer Eintragung ins Aktionärsverzeichnis einher - denn auch das schlägt Sinclair vor. Was gibt es zu diesem Teilthema noch zu sagen/bedenken?


    6) Wo sind in D Zahlstellen für die Dividenden gegen Vorlage der Anteilsscheine, wie geht das, was kostet das, wie findet man das heraus?
    Kann man bspw. die quartalsweise gezahlten Dividenden von RGLD der Einfachheit halber auch einmal jährlich oder alle zwei, drei Jahre gesammelt abholen?


    7) Sind weitere Kosten und Umstände zu erwarten, z.B. Bogenerneuerung etc.? In welchen Fällen, wofür, wie durchzuführen?


    8 ) Stichwort US-Erbsschaftssteuer - sollte man auch bei effektiver Auslieferung auf US-Minenaktien wie RGLD besser verzichten? (Das allgemeine Länderrisiko USA in anderer Hinsicht ist nicht gemeint)


    Freue mich über gute Informationen! Eine Diskussion zum grundsätzlichen Für und Wider wünsche ich mir allenfalls in zweiter Linie, die Entscheidung muß man auf Grundlage der Informationen und seiner Situation dann sowieso selber treffen.


    PS: Privatbanken, in die man erst mit einer oder mehreren Millionen reinkommt, bitte nicht vorschlagen ;)


    Gruß, GL


    Ergänzungen in fett kursiv.

    Das Publikum... wendet sich von dem Gebrauche des durch die Umlaufmittelvermehrung kompromittierten Geldes ab, flüchtet zum ... Barrenmetall, zu den Sachwerten, zum Tauschhandel, kurz, die Währung bricht zusammen. (Ludwig von Mises)

    6 Mal editiert, zuletzt von GermanLong ()

  • zu 1) ich hab mir mal US Aktien ausliefern lassen, die Gesellschaft (Planet Hollywood) ist kurze Zeit später pleite gegangen. Da war die Auslieferung mit 50 DM billig (Sparkasse) - aber wie gsagt DM Zeiten ...


    zu 2) 100 Euro find ich net teuer, der Aufwand ist recht gross


    zu 4) ich denke das problem ist eher das eine Auslieferung als 3 Positionen bei dir gerechnet wird = mächtig teuer.


    zu 5) ich denke das musst du beantragen... hab keine ahnung davon, aber von der logischen seite muss dir jemand beglaubigen (notar ?) das du eigentümer von St.-x- bist. könnte also leicht bedeuten mehr kosten !


    zu 6) das bieten dir nicht mehr viele an ... und wenn kostet (hatten wir ja schon mal) richtig gebühren

  • und dann willst Du alle Jahre wieder die Titel für die Dividende einreichen und wieder diese Kosten bezahlen?


    Genau das ist ja eine meiner Fragen, wie das geht. Kann die Dividendenazahlung auch ohne erneute Einlieferung ins Depot, quasi als Tafelgeschäft, erfolgen?
    GL

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  • Sonst weiß keiner was?
    GL

    Moment mal.


    Die ursprüngliche Idee war ja , das Aktien als Wertpapiere gedruckt wurden und auch an die Erwerber ausgegeben wurden.


    Also hatte der Besitzer sie bei sich oder auch in einem Schliessfach bei einer Bank.


    Ich kann ja nachvollziehen , das es nicht mehr zeitgemäss ist , Kupons zu schneiden und daytrading elektronisch effektiv ist , was
    physischer Besitz niemals hergäbe .....aber was ist mit der urspünglichen Idee von der Funktion eines Wertpapiers ?
    Ist das alles in den Satzungen der AG bzw, in den AGB der Derivate-Herausgeber schon beseitigt ?


    Die Herausgabe nur gegegn Gebühren ? Aber Hallo ? Es ist Eigentum !
    Wenn mir jemand den Wertpapierhandel anbietet und dafür Gebühren nimmt - wieso will derjenige nochmal Geld , wenn er
    mein Eigentum herausgeben soll?
    Es hört sich an , als ob die Banken hier einen Abspruch auf treuhänderische In- Besitzhaltung beanspruchen ...mit welchem Recht denn ?
    Steht das in den AGB fürs Traden ?


    Und überhaupt , wer sagt mir denn , dass die Bank nicht meine Werte als ihren Besitz ausgibt und quasi als Sicherheit ihren
    eigenen Geschäften unterlegt ?
    Und das die Werte noch sind , falls die Bank kollabiert ? Soll ja derzeit ab und an passieren.... 8o


    Na schön - ich hab ja die Kontoauszüge .....das ist vermutlich was von den " Werten" bleibt in Ernstfall.....

    Ich habe sehr viel Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben . Den Rest habe ich einfach verpraßt . ( G. Best )

  • Kaiserwetter
    Hast komplett Recht. Darum frage ich ja.


    In meinen AGBsteht z.B.:


    Nach der Devise, ich mach nix was ich nicht verstehen kann, bliebe jedenfalls außer der Inbesitznahme effektiver Stücke bei ausländischen Minen kaum eine Alternative. Außer - Goldtalern. Natürlich.


    Gruß, GL


    PS Wo ist Twinson? Der ist doch gelernter Bänker.

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  • Es gibt Aktiengesellschaften (ich kenne jetzt z.B. keine Goldmine dafür aber NESTLÉ* u.a.), die verwahren auf Wunsch der Aktionäre die Aktien bei sich und dies erst noch kostenlos.
    Du musst ihnen dann aber Deine Bankdaten hinterlassen, wo sie Dir die Dividenden gutschreiben können.


    *) immer ein äusserst solider Titel

  • O.k., mal ein kurzer Zwischenstand meiner Eigenbemühungen.


    Bei der Organisation der Auslieferung effektiver Stücke würe - Überraschung - die örtliche VR-Bank gerne behilflich sein. Habe als Noch-nicht-Kunde dieses Instituts ein Gespräch mit einem kompetenten Berater geführt, nachdem die Schalterdame es nicht mal geschafft hatte, sich fürs Telefonat vom Schalter in sein Büro meine Frage richtig aufzuschreiben [smilie_happy] .


    Gerade prüfe ich noch die Alternative, die Aktien als "Book Entry" beim transfer agent umzuschreiben. Vorteil: Alle Intermediäre wären raus, und einfacher als die effektive Auslieferung könnte es auch sein. Nachteil: Die Eingriffsmöglichkeit "von hoher Hand" ist damit nicht beseitigt. Im Falle Kanadas kann ich damit aber (noch) leben.


    Im Falle von TRE ist http://www.computershare.com der transfer agent, der allerdings Direkt-Kundendienst nicht in Europa anbietet, sondern standardmäßig in Amerika, Australien und UK. Anfrage zum Verfahren "Book Entry bei Kontinentaleuropäern" an die Firma läuft.


    Bei anderen Minen-Gesellschaften könnte man die Lage einzeln prüfen. Ich habe mal rumgesehen, irgendeine große deutsche AG - sowas wie Daimler o.ä. - hat einen Transfer Agent, der Büros in den USA hat. Also könnte es auch für größere Goldminen durchaus so sein.


    Gruß, GL

    Das Publikum... wendet sich von dem Gebrauche des durch die Umlaufmittelvermehrung kompromittierten Geldes ab, flüchtet zum ... Barrenmetall, zu den Sachwerten, zum Tauschhandel, kurz, die Währung bricht zusammen. (Ludwig von Mises)

    2 Mal editiert, zuletzt von GermanLong ()


  • Es gibt reichlich AGs, in D sicherlich sogar die Mehrheit, die nur noch eine Globalurkunde haben. Es gibt dann schlicht keine effektiven Stücke mehr. Das steht dann auch so im Aktienprospekt drin, wem es nicht passt, der zeichnet halt die Aktie nicht.....
    Wie das in USA und Kanada ist, weiß ich allerdings nicht.


    Ansonsten sind ja die meisten Aktien heute auch Namensaktien (registered shares). Ob das im Zweifel tatsächlich die Sicherheit der Eigentümerverhältnisse steigert, sei mal dahin gestellt.

  • Es gibt reichlich AGs, in D sicherlich sogar die Mehrheit, die nur noch eine Globalurkunde haben. Es gibt dann schlicht keine effektiven Stücke mehr.


    In Bezug auf die Situation in D. erhebe ich teilweise Einspruch ;)


    Es kommt nämlich darauf an ob nach der Umstellung auf Globalurkunde die effektiven Urkunden in den Tresoren der Clearingstelle verblieben oder vernichtet wurden.


    2 gute Beispiele: Beiersdorf AG (DE0005200000) und Arcandor AG (DE0006275001) - bei beiden wurde zwar auf eine Globalurkunde umgestellt, die alten Urkunden wurden jedoch nicht vernichtet und sind weiterhin effektiv auslieferbar. Bei Beiersdorf kommen allerdings DM-Aktien zur Auslieferung (letzte Version) und bei Arcandor die DM-Urkunden welche noch auf "Karstadt" lauten.


    Die Henkel AG & Co. KG aA lässt übrigens auch heute noch Aktien drucken:


    http://www.sammleraktien-onlin…Str/__henkel/article.html


    Und das dürften nicht die einzigsten sein bei denen so verfahren wurde.


    LG GS

  • Interessantes Thema!


    Hat sich inzwischen etwas Neues ergeben?


    Ich habe am 22.09.10 bei meiner Depotbank die Auslieferung von 2 Positionen (deutsche Aktien) beantragt. Wie es nun weitergeht weiss ich jedoch noch nicht.


    Zu den Kosten: Meine Depotbank verlangt zwar keine Gebühren für die Auslieferung, berechnet jedoch sämtliche Fremdspesen weiter. Mal sehen was daraus wird.


    LG GS

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