Was will uns Alan Greenspan mit seinem Artikel im Wall Street Journal sagen?

  • http://online.wsj.com/article/…04575310962247772540.html


    Greenspan war immer mal wieder für eine Überraschung gut.
    2007, am Rande eines Treffens weltweiter Notenbanker, wurde er von Journalisten gefragt, was denn passieren würde, wenn China seine US Staatsanleihen verkaufen will.
    Er antwortete, dass das nie passieren würde, da die Chinesen niemanden finden werden, der ihnen die US Staatsanleihen abkauft. Dann wünscht er den Journalisten einen schönen Tag und riet ihnen, dass Leben noch mal zu genießen.


    Diese Ausbrüche von Wahrheit aus einer Stimmung heraus gab es, aber: Nein, so was war DIESER Wallstreet artikel nicht.
    Kein Journalist hat Greenspan mit Fragen gelöchert, da war nichts spontanes. Er hat mit aller Zeit der Welt diesen Artikel geschrieben, in dem er darauf hinweist, dass die USA Verpflichtungen übernommen haben, die sie in real terms niemals erfüllen können. Er weist darauf hin, dass die USA Geld drucken können nach Wunsch und das auch tun werden.
    Und er erinnert an den rabiaten Anstieg der Zinssätze 1979, als die Zinsen auf US Staatsanleihen in 4 Monaten um 4 Prozent stiegen.

  • Mich erinnert dieses Interview an eine sehr alte Geschichte.
    Mein Vater machte in den 60er Jahren in der DDR das Abitur. Das war die Zeit, in der ganze Abiturklassen samt Klassenlehrer in den Westen gingen und die DDR verließen.
    Obwohl die Grenze noch offen war, war es nicht so einfach in den Westen zu kommen, wie man sich das heute vorstellt. Alleine schon die Fluchtplanung stand unter Strafe.
    Ein guter Freund meines Vaters erzählte ihm, dass er bald nach West-Berlin fliehen wolle.
    Und er sagte ihm, dass er zum Zeichen, dass alles geklappt habe, ihm später aus dem Westen einfach nur ein Paket mit einer Blue Jeans schicken wolle.


    Ein paar Monate später bekam mein Vater eine Postkarte aus West-Berlin mit der Nachricht, dass der Freund jetzt glücklich in West-Berlin sei und dass er aus seinem Hotel mit Blick auf den Ku’damm gucke und eine Lucky Strike rauche.
    Mein Vater antwortete nicht auf diese Karte: das war nicht das verabredete Zeichen.
    Das sah eher nach einer Falle aus, als ob man ihn testen wolle.


    Kann sein, dass das ein paranoider Gedanke war, aber in den 50er und 60er Jahren war es in der DDR sehr förderlich, etwas paranoid zu sein.
    Mein Vater hat nie erfahren, ob der Freund das richtige Zeichen, die „blue Jeans“ schlichtweg vergessen hatte – oder ob es eine Falle der ostdeutschen Stasi war.


    Ich musste an diese alte Geschichte denken.
    Ist Alan Greenspans Artikel so ein Zeichen an Eingeweihte?

  • ES gibt eine gute Tradition, wichtige Dinge durch Artikel und Interviews bekannt zu geben.
    Wenn Konzerne ein Preiskartell bilden wollen, dann ist es viel zu gefährlich, sich an irgendeiner Autobahnraststätte zu treffen. Irgendwann kommt das raus und man muss Milliarden Strafe zahlen. Man gibt einfach der FAZ ein Interview und sagt, dass Flugticketpreise zu billig sind.
    Dann muss nur noch die Gegenseite ebenfalls irgendwo ein Interview geben und sagen, dass Ticketpreise zu billig sind und schon kann das Kartell die Preise erhöhen.



    Wenn der ehemalige Chefnotenbanker virulente Zinserhöhungen, Geld drucken und von nicht einlösbaren Verpflichtungen bespricht, dann spricht da ja kein besorgter Bürger, der eine exorbitante Staatsverschuldung fürchtet, sondern jemand, der weis, das seine Worte gelesen und zitiert und weltweit beachtet werden.


    Ist es der Weckruf für die letzten Passagiere der ersten Klasse, nun in die Rettungsboote zu steigen?


    Irgendjemand hat zumindest kurz nach Veröffentlichung des Interviews für 10,7 Mio euro Aktien des englischen ETF securities physical gold gekauft.
    Das mag nicht viel erscheinen: aber dieser Fond lagert anders als der SPDR echte Barren (zumindest zu einem extrem großen Anteil). Seit einer halben Dekade akkumuliert dieser Fond Gold und hat Gold für 1 Mrd euro akkumuliert.
    Die 10,7 mio sind damit ca. 1,1% des Fonds. Und das mit einer einzigen Order.

  • Im letzten halben Jahr lief eine beispiellose Kampagne gegen den Euro und europäische Staatsanleihen, die zu einer Flucht in amerikanische Staatsanleihen führte.
    Falls es irgendjemanden gibt, der viele hundert Milliarden Dollar in US Staatsanleihen besitzt und aus amerikanischen Staatsanleihen heraus will, der sollte irgendeine aberwitzige Geschichte starten, damit die halbe Welt gerne US Staatsanleihen haben will.
    Denn dann könnte er aussteigen, ohne das die US Staatsanleihen den Ausstieg durch Kurserhöhungen anzeigen.
    Das klingt gewagt – und das ist es vermutlich aus, aber manchmal gibt es solche extremen Szenarien.


    Da ich schon einmal ein System wie ein Kartenhaus zusammenbrechen gesehen habe, finde ich wohl des öfteren Puzzle-Teile, bei denen ich mir sehr schnell ein Big Picture zusammenreime, dass extremer und negativer als die folgenden Realität ist.


    Nur: was könnte es noch für Motive geben, wenn Greenspan den Schwanengesang auf US-Schuldtitel singt und den Artikel auch noch „Greek analogy“ überschreibt.


    Die griechische Krise in Europa zeigt, wie eine Krise ablaufen kann, die die Politiker unvorbereitet trifft.
    Griechenland hat nach einem Regierungswechsel – wie üblich – erklärt, dass die vorherige Regierung Haushaltslöcher hinterlassen habe, viel schlimmer als erwartet.
    Nachdem aus dieser in Friedenzeiten völlig harmlosen Nachricht dann Downgrades von ratingagenturen wurden, begann eine Krise, die man früh hätte stoppen können.
    Aber wegen der anstehenden Landtagswahlen und der schwachen Position der deutschen Kanzlerin mussten ein viertjahrlang absurde „kein deutsches Steuergeld für auslandsschulden“-Spiele durchgeführt werden.
    Was wäre das Learning aus dieser Krise? Falls es ein Problem gibt, dass hässlich und groß ist, dann sollte man es nicht zufällig und überraschend loskrachen lassen,
    sondern gesteuert und managable.

  • Ist Greenspans Artikel der Auftakt für eine gezielt erzwungene Umschuldung der USA? Bevor Gelddrucken auch das letzte Vertrauen in Papierwährungen zerstört hat, d.h. Staatsbankrott zu einem Zeitpunkt, wo die FED noch handlungsfähig und Rhythmus und Timing bestimmen kannt? (und zu einem Zeitpunkt in dem US schulden haufenweise
    bei Ausländern abgeladen wurden, die aus dem euro geflüchtet sind ? )
    Ich kann mir keinen Reim auf Greenspans Artikel machen, mir ist nur klar, dass so ein Artikel nicht zufällig erscheint und dass Wortwahl und Überschrift viel zu klar und extrem sind.
    Es ist ein klares Zeichen, aber ich weis nicht wofür.

  • eine zigarette mit einer hose verwechselt werden kann,
    ist es müssig darüber nachzudenken.


    beispiel spontan:
    ein völlig betrunkener mann warf seine hose vom dach des hotels, danach zündete er sich
    seelenruhig eine zigarette an.
    unwichtige nachricht für mich, für dich vielleicht nicht. wer weiss wer weiss.


    gruss max


    p.s. oder ist diese nachricht wichtig?
    http://www.bild.de/BILD/lifest…ris-hat-ausgepuzzelt.html
    nö, für mich nicht, für dich auch nicht.

  • @ Dr. Meyer


    Vielen Dank für deine Mühen. Es macht immer wieder Spaß deine Ausführungen zu lesen. Respekt dafür, und daß du dem geneigten Leser auch mal eine andere Brille aufsetzen kannst [smilie_denk]



    @ Maximilian


    Was versuchst du da, uns mitzuteilen ? :hae:



    MfG

  • Hi Dr_Meyer.
    Danke für deine ausführliche Fragestellung des Artikels. Eine sehr interessente Ausführung
    deinerseits. Wenn es eine Nachricht an Eingeweite sein sein soll, dann müsste man ja vom
    Gegenteil seiner Aussage ausgehen (also pro US-Staatsanleihen und Deflation) ???
    Ob er jedoch seiner Kumpels Tips geben muss, wage ich zu bezweifeln. Die sind doch bestimmt
    auch alle in den oberen Finanzkreisen angesiedelt.
    Greenspan hat doch bestimmt einige Freunde bei der FED sitzen. Weshalb schadet er ihnen
    mit der Veröffentlichung eines solchen Artikels?

  • Wichtig ist nicht, WAS Greenspan sagt, sondern DAS er es sagt.
    Das die USA ihre Schulden nicht tilgen können und ihren Zinsdienst nur noch mit frisch gedrucktem Geld leisten können, das weiss jeder, der sich auch nur ein bischen auskennt; auch für einen GSF-Leser ist das nichts neues. Und IRGENDWANN wird der USDollar kollabieren müssen.
    WARUM also sagt Greenspan Dinge, die auf der Hand liegen? Vielleicht, weil er näheres über das IRGENDWANN weiss?
    In diesem Zusammenhang fällt auch die jüngste chinesische Ankündigung auf, ihren Yuan ggf. aufzuwerten.
    .

    "Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk; und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation. Eine ritterliche, stolze und harte Nation. … "
    Ernst Thälmann, Arbeiterführer, 1944 im KZ ermordet. Antwort auf Briefe eines Kerkergenossen, DietzVerlag Berlin 1961, S. 73

    Einmal editiert, zuletzt von Kellermeister ()

  • Greenspan hat doch bestimmt einige Freunde bei der FED sitzen. Weshalb schadet er ihnen
    mit der Veröffentlichung eines solchen Artikels?


    es gab früher immer die Diskussion, ob es eher eine Entschuldung durch einen Staatsbankrott (deflationär) oder eine Dollar-Inflation gibt.
    natürlich würde ein dollar durch eine Restrukturierung der US schulden mittelfristig extrem schwach werden, aber ingesamt könnte es bedeuten,
    dass der Dollar NICHT geopfert werden soll.
    dafür würde auch die entkopplung des yuan zum dollar sprechen, die gerade zum richtigen zeitpunkt zu kommen scheint.

  • interviews geheime raststätten - ich glaube die bequatschen das ales über ihre lakaien beim bilderbergtreffen oder aufm golfplatz , bei der charitee gaala ......... .o) .die kennen sich schon


    24 h nachdem George Soros dem russischen Staat öffentlich eine abwertung um 25% empfahl kollabierte die russische Währung,
    russland musste den staatsbankrott erklären.
    natürlich haben sich die Insider und ihre Buddies zu diesem zeitpunkt längst positioniert.
    trotzdem werden durch interviews und öffentliche äußerungen große entwicklungen oft gemanaged.


    das, was greenspan sagt, weis natürlich jeder, der sich mit dem Geldsystem auseinandersetzt.
    aber auch bei den europäischen staaten wusste seit jahren jeder, dass einnahmen und schuldenituation aus dem Ruder gelaufen waren.

  • ich weis leider nicht mehr wo - aber irgendwo hab ich seriös vernommen das em immer mehr als geld angesehen wird , auch von bislang eher nicht so orientierten . und - ok ein eher unseriöses beispiel , aber seit mein stammcafe und mein lieblingsimbiss weis das ich silberzehner habe - fragen die manchmal ob ich nicht damit bezahlen kann , mein lieblingskaffee man akzeptiert sogar schon bullions zum tageskurs :o) . :o)

  • Guten morgen!
    Hat jemand den Artikel in der vollen Länge ? Wäre bestimmt lesenswert!


    Euch allen eine gute Woche wünscht


    Brandner


    Das hier sieht so aus:
    http://finance.yahoo.com/banki…bt-and-the-greece-analogy
    GL

    Das Publikum... wendet sich von dem Gebrauche des durch die Umlaufmittelvermehrung kompromittierten Geldes ab, flüchtet zum ... Barrenmetall, zu den Sachwerten, zum Tauschhandel, kurz, die Währung bricht zusammen. (Ludwig von Mises)

  • Im Jahre 2001 war ich zu einen Vortrag einer sehr renomierten Privatbank eingeladen. Der Redner war ein Mann namens Gerrit Keller. Dieser hatte sein Vermögen in Aktien gemacht und berüchtigt dafür absolut treffsicher zu sein. Es waren die hiesigen Größen aus Kapital, Wirtschaft und Immobilien anwesend.
    Damals hatte Herr Keller bis ins Kleinste die Immobilienblase und das darauf folgende Szenario beschrieben.
    Es ist Alles, sogar auf seine zeitlichen Angaben genau so eingetreten wie er es voraussagte.
    Sein Fazit/Empfehlung an die Anwesenden war, ihr Vermögen in Sachwerten umzubauen.


    Damals waren die Banker sehr schockiert über den Vortrag und viele der Zuhören konnten oder wollten ihm nicht glauben. Wie ich aber in den darauffolgenden Jahren beobachten konnte, haben es sich einige dieser Größen doch zu Herzen genommen und meist in Immmobilienwerte investiert (Kellers Meinung: obwohl der Immobilienpreis fallen wird, wird die vermietete Fläche Geld drucken, egal was es zu der Zeit auch Wert sein mag, weil die Mieten sich der Inflation anpassen werden).
    Keller sagte auch voraus bis ungefähr 2015 werde es eine Weltwährung geben die nicht auf Papier gedruckt wird. Eine Währung die von einigen Wenigen gelenkt würde und über die Staats und Konzerngeschäfte abgewickelt werden würden. Also eine Währung die ausserhalb des "Volkes". Aus verschiedenen Gesprächen in entsprechenden Kreisen, die dies seit einigen Jahrzehten planen, hätte er dies erfahren (soweit ich mich erinnere - kann sein das ich mich aber darin täusche - fiel auch der Name Greenspan). :hae:
    Kellers Voraussage, einschliesslich der derzeitigen Eurokrise, treffen bisher genau ein. Er sagt im besten Fall wird es soziale Unruhen in ganz Europa geben, sehr hohe Krimminalität und eine Extrem-Inflation.
    Er ging auch auf die demographischen "Katastrophe" in Europa und weltweit ein und verband eben diese mit dem Grund der gewollten und fingierten Ausstiegsplänen der globalen Kapitallenker.


    Meine Meinung mein lieber Dr. Müller ist, egal was Greenspan jetzt und wie sagt... es ist schon lange beschlossene Sache. :wall:

  • Meine Meinung mein lieber Dr. Müller ist, egal was Greenspan jetzt und wie sagt... es ist schon lange beschlossene Sache. :wall:


    @Dr. Meyer und @ Rotermilan:


    Danke für Eure Einschätzungen und Erfahrungsberichte. [smilie_blume]


    Zählt man 1 + 1 zusammen, könnte der Greenspan-Artikel natürlich ein wakeup-call sein.
    Getreu dem Motto, wenn eine Wahrheit nicht weiter zu verschleiern ist, kommen wir doch selber mit ihr heraus. Denn a) kann man sagen, man habe ja gewarnt und b) hat man auf der Zeitschiene das Heft des Handelns in der Hand.


    Und dass Mr. Greenspan maximale Aufmerksamkeit für seine Aussagen hat, dürfte klar sein. Ebenso, dass jedes Wort genau überlegt ist und keine Spontan-Äußerung.


    Es bleibt spannend.


    Gruß
    Joyson

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