Die im w.o Board stark diskutierte Cardero Resources Aktie (CDU) wird heute in der Financial Times Deutschland erwähnt. Steckt doch mehr als Lemming-Abzocke hinter der Aktie?
Aus der FTD vom 15.10.2004
Portfolio: Schatzgräber auf Baja California
Von Horst Fugger
Die kanadische Cardero Resource zählt zu den interessantesten Rohstoffaktien und steht vor einem spektakulären Coup.
Wenn man den Managern von Explorationsunternehmen Zornesfalten auf die Stirn treiben will, braucht man nur ein Wort zu erwähnen: Bre-X. Der Skandal um angeblich riesige, in Wirklichkeit jedoch frei erfundene Goldvorkommen in Indonesien sorgte in den 90er Jahre dafür, dass es kaum noch möglich war, Kapital für die Erschließung von Erzlagerstätten aufzutreiben. Noch heute hat die Branche mit den Nachwehen des Skandals zu kämpfen, doch der Anstieg der Rohstoffpreise hat einigen Explorern kräftig auf die Beine geholfen - sofern sie Greifbares vorzuweisen hatten.
Die im kanadischen Vancouver ansässige Cardero Resource Corporation gehört zu diesen Unternehmen. Die wenigen Investoren, die sich überhaupt für die traditionell sehr spekulativen Explorer erwärmen können, richten ihr Augenmerk meist auf Unternehmen, die nach Goldvorkommen suchen. Cardero fällt aus dem Rahmen, weil sich seine Geologen in erster Linie für Eisenerz und Kupfer interessieren, ohne dabei allerdings Edelmetalllagerstätten zu vernachlässigen.
Im günstigsten Fall findet man Eisenerz, Industriemetalle und Gold natürlich an ein und demselben Ort. Diese Art von Erzvorkommen nennt man IOCG (Iron Oxide Copper-Gold)-Deposits. Dort kommen Eisenerz, Kupfer, Gold und in manchen Fällen noch Silber, Nickel, Kobalt, Molybdän und Uran vor. Die bekannteste und bisher größte solche Lagerstätte ist Olympic Dam im Süden von Australien. Geologisch ähnliche Vorkommen gibt es jedoch auch in Südamerika, vor allem in Chile, wo einige der größten Minen der Welt liegen. Inzwischen scheint sich die These zu bestätigen, dass IOCG-Deposits entlang der Westküste Süd- und Mittelamerikas besonders häufig vorkommen. Cardero exploriert unter anderem in Peru und Argentinien, dicht an der chilenischen Grenze und in unmittelbarer Nähe einiger bekannter Großvorkommen.
Am vielversprechendsten sehen jedoch Carderos Projekte auf Baja California aus, der dem mexikanischen Festland vorgelagerten, etwa 1000 Kilometer langen Halbinsel. Das scheint auch der weltweit zweitgrößte Bergbaukonzern Anglo American so zu sehen. Der Minengigant hat mit Cardero ein Joint Venture geschlossen und eine Option erworben, bis zum 1. Dezember 2006 70 Prozent der Abbaurechte für sich zu reklamieren.
Im Gegenzug hat sich Anglo American dazu verpflichtet, rund 3,7 Mio. $ in die Exploration der Vorkommen auf Baja California zu investieren. Es gibt dort mehrere Erzlager vom IOCG-Typ, doch der Erfolg hängt an einem Namen: San Fernando. Dieses Vorkommen erstreckt sich über eine Fläche von etwa vier mal zwei Kilometern - und das Erz ist da. Man kann es sogar mit bloßem Auge sehen. Die große Frage lautet nun, wie tief die Lagerstätte nach unten reicht. Sollten es 900 Meter sein, wie Untersuchungen des spezifischen Gewichts und magnetischer Anomalien nahe legen, wäre dieses Vorkommen gut dreimal so ergiebig wie Olympic Dam. In diesem Fall wären die enormen Aufwendungen mehr als gerechtfertigt, die durch die Anlage einer Tagebaumine, einer Aufbereitungsanlage und die Schaffung der nötigen Infrastruktur entstehen.
Ende des Jahres werden Bohrungen die Frage beantworten, wie umfangreich der Erzkörper in San Fernando ist. Dann wird Bewegung in die Aktie kommen: Sie könnte abstürzen, sie könnte sich aber auch im Kurswert verzehnfachen. Solche Titel eignen sich natürlich nur für sehr risikobereite Anleger, und selbst diese sollten allenfalls ein paar Prozent ihres Kapitals einsetzen. Die Cardero-Aktie ist in Toronto und an mehreren deutschen Börsenplätzen notiert.
http://www.ftd.de/bm/ga/1097737059090.html?nv=hpm