Crystallex /Gold Reserve
Venezolanischer Präsident verunsichert erneut
die Aktionäre
In der vorletzten Septemberwoche hielt Venezuelas Präsident
Hugo Chavez eine seiner berüchtigten Ansprachen ans Volk.
Diesmal standen die dortige Minen- und die Farmindustrie im
Mittelpunkt.
Im Rahmen seines frei gehaltenen Vortrags erklärte Chavez,
eine „Volksmine“ in der Las-Cristinas-Region gründen zu
wollen. Zudem kündigte er an, sämtliche nicht genutzte Konzessionen
aller ausländischen Minengesellschaften kündigen zu wollen.
Der Markt reagierte daraufhin panisch. Sogleich ging Crystallex
in den freien Fall über. Gold Reserve, auch in Venezuela
involviert, kam ebenfalls unter Druck. Dabei hatte Chavez überhaupt keine Namen genannt. Das Crystallex-Management teilte dazu sofort mit, dass keine Nachrichten aus Venezuela vorlägen und die bestehende Vereinbarung mit der staatlichen CVG über den Status einer Konzession hinausginge. Der Haken an der Sache: Eine Fördergenehmigung liegt bis heute nicht vor. Der Goldmarkt befindet
sich in einem Haussetrend, und das haben die Verantwortlichen
in Venezuela mittlerweile auch verstanden. Dementsprechend
wollen sie angesichts einer Reserve von 12,8
Mio. Unzen in Las Cristinas an den gestiegenen Goldpreisen
partizipieren. Wer also Förderflächen brach liegen lässt, soll
demnach seine Konzession wieder entzogen bekommen, was
auf den ersten Blick sogar verständlich ist.
Unklar bleibt jedoch, welche Unternehmen letztlich davon
betroffen sein werden. Das Crystallex-Management kündigte
bereits an, für die Entwicklung von Las Cristinas rund 300 Mio.
US$ zu benötigen. Das Investitionsvolumen überrascht niemanden,
da diese Höhe vorab immer einkalkuliert worden ist.
Im Nachhinein stellt sich die Strategie des Crystallex-Management
aber als falsch heraus. Dort wollte man zunächst die Fördergenehmigung erhalten und erst dann eine Kapitalerhöhung
zur Finanzierung des Projekts durchführen bzw. sich auf die
Suche nach einem größeren Partner begeben.
Aus venezolanischer Sicht war und ist dieser Weg aber wohl
zu unsicher. Hätte Crystallex die Kapitalerhöhung zu wesentlich
höheren Kursen durchgezogen, stünde das Geld für das
Projekt zur Verfügung. So aber blieb alles auf Verhandlungsebene
stecken. Es ist durchaus vorstellbar, dass Chavez einfach
der Kragen geplatzt ist. Solange kein offizielles Statement
über die weitere Zusammenarbeit mit Crystallex erfolgt,
wird die Aktie auf niedrigem Kursniveau tendieren.
Dies betrifft auch Gold Reserve (ebenso Hecla und Bolivar
Gold), die zwar nicht schwerpunktmäßig in Venezuela involviert
ist, aber ebenfalls klären muss, was nun mit der bestehenden
Konzession geschehen soll.
Wer Sie jetzt noch hat "Halten" bis Klarheit herrscht, ob die Ankündigungen von Chavez überhaupt umgesetzt werden bzw. ob mit den Minenbetreibern konkret über die Zukunft der Projekte verhandelt wird. Die Börsenreaktionen waren angesichts der unklaren Ankündigungen jedenfalls arg übertrieben. Beide Aktien wurden
Anfang Oktober auf Kursniveaus gehandelt, die den
schlimmsten Fall bereits einschließen. Jedes positive Signal
wird somit deutliche Kurserholungen nach sich ziehen.