Greenspan warnt vor Ende des US-Immobilienbooms
von Mark Schieritz, Berlin
Der Chef der amerikanischen Notenbank, Alan Greenspan, hat vor einem Ende des Immobilienbooms in den USA gewarnt. Für die Stabilität der globalen Konjunktur ist diese Nachricht äußerst brisant.
US-Notenbankchef Alan Greenspan"Der Häuserboom wird sich unweigerlich abkühlen", sagte Greenspan auf einer Zentralbankkonferenz in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Damit räumte die Notenbank erstmals ein, dass sie die Lage am US-Immobilienmarkt als prekär einschätzt. Bisher hatte sie nur von regional beschränkten Immobilienblasen berichtet.
Der starke Anstieg der Häuserpreise in den vergangenen Jahren gilt als wichtige Stütze der US-Wirtschaft. Experten befürchten, dass die gesamte Wirtschaft in die Krise rutschen könnte, wenn nun der Immobilienmarkt schwächelt oder gar einbricht. Wegen des großen ökonomischen Gewichts der USA müssten auch Europäer und Japaner mit Einbußen rechnen. Hoffnungen auf eine Belebung der deutschen Wirtschaft würden dann einen erheblichen Dämpfer erhalten. Die Konjunktureinschätzungen der Notenbank werden aufmerksam registriert, weil sie über detaillierte Informationen zum Zustand der US-Wirtschaft verfügt.
Belastung für den Konsum
"Die Eigenheimumsätze werden von ihren derzeitigen historischen Höhen zurückgehen, während der Anstieg der Immobilienpreise sich verringern wird und die Preise sogar sinken könnten", sagte Greenspan. Dies werde den Konsum belasten, da die Verbraucher dann nicht mehr - wie es bislang geschieht - wegen des steigenden Wertes ihrer Häuser immer neue Kredite aufnehmen könnten, die sie für Waren ausgeben.
Zu den Folgeschäden der zu erwartenden Preiskorrektur für die Konjunktur äußerte sich Greenspan nur indirekt. Wie gravierend die Konsequenzen ausfielen, hänge davon ab, wie flexibel die Wirtschaft sei. Er sagte jedoch, die Geschichte sei bislang "nicht nett umgegangen" mit Perioden, die wie die derzeitige von einem geringen Risikobewusstsein der Anleger gekennzeichnet seien.
Bundesbankpräsident Axel Weber zeigte sich indes noch zuversichtlich, dass Deutschland die Talsohle durchschritten hat. "Das Wachstum zieht allmählich an", sagte er. "Die Binnennachfrage belebt sich allmählich. Aber das ist noch nicht wirklich stark."
Aus der FTD vom 29.08.2005
© 2005 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP