Goldanlage im Zwielicht
Stark gestiegene Edelmetallpreise haben in jüngster Zeit dazu geführt, daß Anleger ihren Fokus vermehrt auf sichere Anlagemöglichkeiten in Gold und Silber richten.
Doch hier ist sehr viel Sachkenntnis geboten, schließlich ist nicht alles Gold was glänzt. Wie leicht ein Anleger dabei auf das falsche Pferd setzen kann, läßt sich an einem Anlagemodell demonstrieren, das relativ neu auf dem Markt ist.
Im Juni 05 gründeten die Gebr. Jürgen und Stefan Müller (89547 Gerstetten) eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, um Anlegern die Möglichkeit zu bieten, Gelder in physische Gold- und Silberbarren zu investieren.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Durch Großeinkäufe werden günstigere Einkaufspreise erzielt, die zudem nicht durch Mwst. belastet sind.
Im Prospekt der Gold & Silber Einkaufsgemeinschaft wird das Modell leichtverständlich und anschaulich beschrieben. Der Anleger ist mit seinen Anteilen an dem Gesamtvermögen der Gesellschaft beteiligt, er ist gegen Risiken weitgehend abgesichert und kann sogar die Auslieferung der Edelmetallbarren, entsprechend seiner Gesellschafteranteile, verlangen. Auf Basis der vorhandenen Vermögenswerte wird der Ausgabepreis der Gesellschafteranteile am Beginn eines jeden Monats neu berechnet, der Rückgabepreis wird hingegen einmal wöchentlich auf Grundlage des Londoner Preisfixing der Edelmetalle festgesetzt.
Wo also ist der Haken?
Um es kurz zu machen, bei dieser Konstellation können sich die Anteile der G&S nicht adäquat zum Gold- und Silberpreis entwickeln, sie werden stets ca. 50% darunter bleiben. An einer vereinfachten Modellrechnung läßt sich demonstrieren, wozu das in einem Extremfall führen kann.
Wir legen einen Monat zugrunde, in dem der Goldpreis um 30% ansteigt. Der Ausgabepreis der Gesellschafteranteile wird am Beginn dieses Monats auf 25,-- Euro festgesetzt. Ein Goldbarren kostet zu diesem Zeitpunkt 1000,-- Euro.
Anleger A kauft am ersten d. M. 40 Gesellschafteranteile. Mühelos kann er sich ausrechnen, daß die Gesellschaft mit seiner Einlage einen Goldbarren im Werte von 1000,- Euro erwirbt. Bis zum Ende des Monats steigt der Goldpreis um 30%. Anleger B steigt jetzt ein und auch er kauft Gesellschafteranteile, die dem aktuellen Gegenwert eines Goldbarren entsprechen. Er muß folglich 52 Anteile erwerben, da der Barren zu diesem Zeitpunkt 1300,- Euro kostet. Einen Tag später, am Ersten des neuen Monats, wird der Ausgabepreis der Anteile neu berechnet.
Die Rechnung sieht wie folgt aus:
Vermögen der Gesellschaft:
2 Goldbarren im Werte von 2600,-- Euro.
Verkaufte Anteile: 92 (40+52)
2600,-- geteilt durch 92 = 28,26 (Ausgabepreis des neuen Monats)
Anleger A hat also nicht, wie geglaubt, 30% Gewinn gemacht sondern nur 13%.
13% Gewinn hat aber auch Anleger B gemacht und das innerhalb von 24 Stunden, und ohne daß der Goldpreis weiter gestiegen wäre.
Fazit: Dem langfristig orientierten Anleger ist von dieser Anlage abzuraten. Der Zocker sollte sie hingegen im Auge behalten. Bei der Methode, den Ausgabepreis einmal monatlich, den Rückgabepreis dagegen wöchentlich festzulegen, ist es bei einem fulminanten Goldpreisanstieg innerhalb eines Monats nämlich durchaus vorstellbar, daß der Rückgabepreis am Ende dieses Monats höher notiert als der Ausgabepreis.