Gelddrucken-Geldschöpfung

  • Bisher dachte ich immer (und denke es immer noch), dass das "Gelddrucken" eines Staates nichts anderes als "Geldschöpfung" also Kredit gegenüber der Zentralbank (bsplw. der Fed) ist....sämtiche Artikel und Forums-Poster, die immer mit dem Szenario "Hyperinflation" daherkamen, mit dem Argument des "ungehemmten Gelddruckens" hab ich daher eher ungläubig abgetan...da "Gelddrucken" für mich "Geldschöpfung" ist und daher mit Zins und Zinseszins behaftet ist...was zwar zu einer jährlichen Inflationsrate (im einstelligen Bereich), aber letztendlich durch Hereintreiben der Zinsen über den Steuerzahler zur Geldknappheit und damit eher zur Deflation führt...Nun hab ich dieses Unsinns(??)-Argument schon derart oft gelesen, dass ich mir selbst unsicher wurde...auch im Internet ist keine ordentliche Aufklärung meiner Frage zu finden...die da lautet:


    Kann der Staat auch Geld drucken, dass er nicht schöpft, d.h. er druckt schlichtweg ein paar Dollar, die er ins Ländle wirft und um deren Geldmenge, die bereits vorhandene Menge an Geld im Land inflationiert, ohne dass er dabei Zinsen zahlen muss etc.?? Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen, denn wenn er das könnte, wozu nimmt er dann Kredite über Zentralbanken auf, die ihm in die Zinsfalle bringen, wenn er doch zinslos durch staatliches (also nicht privates, durch Fed-Kredit) Papierdrucken ohne Aufwand (z.B. Steuereintreibung) seine Bürger enteignen kann, seine Währung abwertet und somit sogar die staatlichen Schulden verringert...das würde doch das Ausland nie zulassen?


    Ebenso mit dem berühmten Helikopter...wessen Geld wird da abgeworfen? Geld durch Geldschöpfung? Was soll das bringen? Dadurch wächst die Staatschuld um den gleichen Wert, wie sie durch die Inflation (durch Abwurf des Geldes) verringert wird, mit dem üblen Anhängsel "Zins"....meinte Bernake damit tatsächlich staatlich gedrucktes Geld (das kein Schuldgeld ist und ohne Zins behaftet ist?).


    Ich hoffe ihr versteht was ich sagen will...


    mfg
    Zarathustra

  • Zarathustra, ich kann voll nachvollziehen, was Du meinst.


    Ja, ich bin davon überzeugt, der Staat kann.


    Früher wurden die Gelddruckmaschinen angeworfen, heute besorgen es die Computer.


    Kontrollen finden nicht statt, da dieses nicht sein kann/darf.


    Selbstverständlich beschafft man sich weiterhin Kapital an den Weltmärkten über Anleihen, die man nicht vorhat zurückzuzahlen.


    Beruhigung der Massen.


    Man munkelt, das die USA sich die Resourcen der Welt mit frisch gedruckten/virtuellen Dollar einkaufen.


    Warum wohl sonst wird die Geldmenge M3 nicht mehr bekanntgegeben?


    Es könnte Rückschlüsse auf Manipulationen geben.


    Seien wir doch nicht so naiv zu glauben, die Chinesen, Japaner und sonstige Gläubiger der USA wüßten dieses nicht.


    Die Gläubiger positionieren sich langsam, aber sicher.


    Man kann die USA eben einfach nicht einmal so in die Luft fliegen lassen, ohne selbst Schaden zu erleiden.


    Für wenige wird es früher oder später ein Fest, für die Meisten ein Desaster.


    Dieses ist meine Meinung, ohne Anspruch auf Richtigkeit, Überprüfbarkeit, wissen tu ich gar nix.


    Goldesel

  • @ zarathustra


    Das von den Zentralbanken ausgegebene Geld ist natürlich zinsgebunden und kreditbasiert. Die hier in diesem Forum und bei den Goldbugs so vielzitierte Geldmengenausweitung "out of thin air" bezieht sich auf die absurd niedrigen Zinsen der vergangenen Jahre, weit unter der "realen" Inflationsrate, wie sie von offizieller Seite angegeben wird.
    Das japanische Experiment der Nullzinsgelpolitik, bei der Geld seit Jahren quasi verschenkt wurde, ist aber in der Tat einzigartig und ohne Vorbild. Ursprünglich ersonnen, um japanische Unternehmen zur Kreditaufnahme zu bewegen, ist daraus der möglicherweise verhängnisvolle weltweite Carry Trade -Wahnsinn hervorgegangen.
    Die Geldmenge M3 läßt sich durchaus ziemlich genau ermitteln, auch wenn sie für die USA seit März d.J. nicht mehr mitgeteilt wird. Ein Blick auf die letzten Seiten jeder Ausgabe des "Economist" zeigt, wo derzeit die größte Geldmengenausweitung stattfindet - nicht in den USA, sondern in der Eurozone und der sonstigen EU, z.B. im Falle von Dänemark gleich zweistellig.

  • Zarathustra,
    du liegst genau richtig.


    Es kann nicht einfach so Geld gedruckt werden. Daher werde ich immer mißtrauisch wenn ich "printing press" usw. höre, deutet auf mangelnde Kenntnis des Autors hin.


    Bargeld ist was anderes.. und diverse Tricks gibt es auch.


    Was mich viel mehr interessieren würde: Der Staat ist natürlich an Inflation interessiert. Aber die Zentralbanken? Eher nicht, denn die wollen ihre Macht behalten. Machtkamp Statt (Finanzministerium) vs. Zentralbank - das könnte spannend werden! Über mögliche Szenarien liest man praktisch gar nichts.


    Gruß
    S.

  • Richtig, es geht nicht ums Drucken. Da der Staat aber als Gesetzgeber und Führer der öffentlichen Haushalte prinzipiell sehr mächtig ist, kann er auch einfach versuchen, Neukredite über Banken aufzunehmen.


    Ich denke, es funktioniert auch über Steuererhöhungen. Wenn die Steuern erhöht werden, steigen sofort die Preise und damit müsste auch mehr Geld, also Kredit, angefordert werden, um die höheren Preise zu bezahlen.

    Zeit ist der Freund von wunderbaren Unternehmen und der Feind von mittelmäßigen Unternehmen. Warren Buffett

  • Zitat

    da "Gelddrucken" für mich "Geldschöpfung" ist und daher mit Zins und Zinseszins behaftet ist...was zwar zu einer jährlichen Inflationsrate (im einstelligen Bereich), aber letztendlich durch Hereintreiben der Zinsen über den Steuerzahler zur Geldknappheit und damit eher zur Deflation führt...


    Das passiert aber nur, wenn die Zinsen nicht einfach mit neuen Krediten abgeglichen werden. Hans Eichel sagte es mal so wundervoll in einem Fernsehinterview. Sinngemaess: "Wir zahlen auch nichts zurueck." Auslaufende Kredite werden durch neue ersetzt und das bisschen Schuldendienst, das der Bund im Bundeshaushalt hat, reicht hinten und vorne nicht, um die Zinsen zu begleichen. Bei 1,5 Bio EUR Bundesschuld und einem Zinssatz von rund 3,5% (hab ich mal eben gegoogelt) sind das pro Jahr 52,5 Mrd EUR Zinsen. Im Haushalt sind aber nur 40 dafuer vorgesehen. Also muessen 12,5 Mrd EUR Zinsen mit neuen Krediten beglichen werden.


    Desweiteren ist Gelddrucken ja nicht so gemeint, dass die Regierung direkt das Geld ausgibt. Es reichen nur irrsinnig niedrige Zinsen, so dass es sich fuer Banken u.ae. grosse institutionelle Investoren lohnt, sich Kredite zu besorgen und mit dem Geld dann zu spekulieren. Dass die Geldmenge jedes Jahr um 8-9% steigt, zeigt ganz klar, dass die Zinsen die Geldmenge eben nicht senken. Die Zentralbanken versenken die eingenommenen Zinszahlungen ja auch nicht dort, wo ihre Kredite herkommen, naemlich im Nirgendwo. Nein, die Ueberschuesse werden in die nationalen Haushalte ueberwiesen. Bei der Bundesbank waren das Milliarden jedes Jahr. Die Zinsen erhoehen also die Geldmenge noch zusaetzlich. Geht auch gar nicht anders. Wenn ich 100 EUR aus dem Nichts schoepfe und im naechsten Jahr 105 wieder haben moechte, muss ich die 5 zusaetzlichen EUR auch ins System bringen. Und auf die 5 EUR will ich wieder 5% Zinsen, die ich wieder ins System schiessen muss.


    Zitat

    Kann der Staat auch Geld drucken, dass er nicht schöpft, d.h. er druckt schlichtweg ein paar Dollar, die er ins Ländle wirft und um deren Geldmenge, die bereits vorhandene Menge an Geld im Land inflationiert, ohne dass er dabei Zinsen zahlen muss etc.??


    Er legt Bundesanleihen auf. Die Banken kaufen Bundesanleihen, hinterlegen sie bei der Zentralbank und bekommen dafuer eine erweiterte Kreditlinie. Dabei ist die Kreditlinie groesser als der Wert der hinterlegten Anleihen. Der Staat bekommt fuer Nichts Geld, dass er unters Volk bringen kann. Er zahlt seine Zinsen mit neuen Anleihen, die die Banken wieder hinterlegen und wieder mehr Kredit nehmen koennen. Der Staat kann mit dem Geld dann Konjunkturprogramme wie Strassenbau o.ae. auflegen.


    Zitat

    Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen, denn wenn er das könnte, wozu nimmt er dann Kredite über Zentralbanken auf, die ihm in die Zinsfalle bringen, wenn er doch zinslos durch staatliches (also nicht privates, durch Fed-Kredit) Papierdrucken ohne Aufwand (z.B. Steuereintreibung) seine Bürger enteignen kann, seine Währung abwertet und somit sogar die staatlichen Schulden verringert...das würde doch das Ausland nie zulassen?


    Also erstmal interessiert den Staat keine Zinsfalle, jedenfalls nicht inoffiziell. Offiziell ist sie natuerlich ganz schlimm, aber inoffiziell wird wie gesagt nur mit neuen Krediten gezahlt.
    Und wieso sollte es das Ausland nie zulassen? Macht doch jeder so. Und wenn du dir ansiehst, wie schnell echte Werte (Gold z.B.) im Preis sinken, sobald die FED die Zinsen um mikrige 0,25% erhoeht, ist Papier offenbar derzeit noch hochattraktiv.


    Zitat

    Ebenso mit dem berühmten Helikopter...wessen Geld wird da abgeworfen? Geld durch Geldschöpfung? Was soll das bringen? Dadurch wächst die Staatschuld um den gleichen Wert, wie sie durch die Inflation (durch Abwurf des Geldes) verringert wird, mit dem üblen Anhängsel "Zins"....meinte Bernake damit tatsächlich staatlich gedrucktes Geld (das kein Schuldgeld ist und ohne Zins behaftet ist?).


    Warum nimmt nur jeder den Helikopterspruch so ernst? Wenn etwas passiert, dann ueber staatliche Auftraege. Es wird die Strasse neu asphaltiert, die seit 50 Jahren nur Kopfsteinpflaster hat, es wird die Bruecke saniert, die bislang mit Tempo 10 ausgewiesen war, es wird die Bahnstrecke gebaut, die bislang allen zu teuer war, es wird das Schulegebaeude repariert, das bislang jeder mit "Naja, geht noch" beschrieb, es wird der Lohn der Staatsbediensteten erhoeht, es werden neue Autos fuer den landeseigenen Fuhrpark gekauft, die Bundeswehr kauft 1000 neue Panzer. Es werden Dinge gemacht, die man bisher nicht finanzieren wollte.

  • kaufrausch,
    "Ich denke, es funktioniert auch über Steuererhöhungen. Wenn die Steuern erhöht werden, steigen sofort die Preise und damit müsste auch mehr Geld, also Kredit, angefordert werden, um die höheren Preise zu bezahlen. "


    nope, das wird nicht klappen. Es steigen ja nicht nur die Steuern sondern auch die Staatsquote. Steuern kann man beliebig steigern, die Staatsquate kann aber niemals über 100% steigen (60-65% haben wir derzeit). Am Ende weicht eben alles in Eigenregie und Nachbarschaftshilfe aus..


    Und das ist noch nicht einmal Schwarzarbeit. Wer will mich daran hindern statt 5 Stunden meinem Akademikerberuf nachzugehen um 1h Handwerker bezahlen zu können eben lieber selber gemüse im Garten anbaue, das Dach neu decke usw. usw.? Es geht eben einfach nicht mehr.


    Schonmal Deutsche Telekom angesehen (yahoo Zahlen von 2005 in US$?
    Income Before Tax 6,411,157,000
    Income Tax Expense 104,227,000
    Steuern somit: 1,625%


    Das ist keine Ausnahme in Deutschland!


    Wenn ich dann sehe, daß so mancher Akademiker in Deutschland netto für unter 10 Euro arbeiten geht.. Solche Leute machen die Preise kaputt. Während den Firmen Dumping untersagt wird, wird es den Arbeitnehmers vorgeschrieben.


    Gruß
    S.

  • Zitat

    Original von Saccard
    ..... Wenn ich dann sehe, daß so mancher Akademiker in Deutschland netto für unter 10 Euro arbeiten geht.. ...
    Gruß
    S.


    Was hatten dann solche Strategen auf dem Campus verloren?
    Der Titel alleine machts nicht, erst recht nicht, wenn er noch nicht mal ein
    lukratives Betätigungsfeld für sich ausmachen kann.
    Die gehören mittels Alltagsbewältigungstest bis zum Vordiplom ausgesiebt.


    Am Ende ist aber wieder Papa Staat schuld, der keinen entsprechenden
    Arbeitsplatz für die titelführenden 08/15 Absolventen bereithält.


    Ist aber ne andere Baustelle.


    catinth

  • Zitat

    Original von Saccard
    nope, das wird nicht klappen. Es steigen ja nicht nur die Steuern sondern auch die Staatsquote. Steuern kann man beliebig steigern, die Staatsquate kann aber niemals über 100% steigen (60-65% haben wir derzeit). Am Ende weicht eben alles in Eigenregie und Nachbarschaftshilfe aus..


    Und das ist noch nicht einmal Schwarzarbeit. Wer will mich daran hindern statt 5 Stunden meinem Akademikerberuf nachzugehen um 1h Handwerker bezahlen zu können eben lieber selber gemüse im Garten anbaue, das Dach neu decke usw. usw.? Es geht eben einfach nicht mehr.


    Hallo Saccard,


    dass bei 100% Steuern Schluss mit lustig ist, ist mir klar. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Und unseren Polit-Fritzchen fällt dann vielleicht parallel eine steuerfreie Subvention ein. :D


    Es kann und wird auch nicht jeder die Steuererhöhungen umschiffen. Auch wenn die Tendenz natürlich erst mal gegeben ist. Nehmen wir als Beispiel doch nur mal die Umsatzsteuer und verfolgen den Weg des Geldes dafür.


    1. Der Unternehmer benötigt für die Vorfinanzierung 3% mehr Geld. Er fordert also 3% mehr Geld bei der Bank an. Damit erhöht sich die Geldmenge genau um 3%.


    2. Nun muss er langfristig diese 3% und etwas mehr (Zinsen) auf den Preis aufschlagen.


    3. Wenn der Kunde das Produkt kauft, dann zahlt er jetzt die 3% plus Zinsen. Der Unternehmer bekommt seine Vorsteuern vom Finanzamt irgendwann später, je nach Veranlagung, allerdings zurück.


    Am Ende sind 3% plus Vorfinanzierungszinsen mehr an Kreditgeld abgefordert worden. Na, wenn das keine Inflation ist, was dann? Hinzu kommt noch, dass durch stetige Steuererhöhungen die Freibetragsgrenzen faktisch fallen. D. h. dadurch fallen zusätzlich auch noch immer mehr Steuern an.


    Beste Grüße


    KR

    Zeit ist der Freund von wunderbaren Unternehmen und der Feind von mittelmäßigen Unternehmen. Warren Buffett

  • Zitat

    Original von Zarathustra
    ...
    Kann der Staat auch Geld drucken, dass er nicht schöpft, d.h. er druckt schlichtweg ein paar Dollar, die er ins Ländle wirft und um deren Geldmenge, die bereits vorhandene Menge an Geld im Land inflationiert, ohne dass er dabei Zinsen zahlen muss etc.??
    ...


    Ich verstehe die Frage so: kann der Staat zusammen mit der Zentralbank (nach ein paar Gesetzesänderungen) Geld drucken?
    Naürlich können beide, wenn sie es wollen. Die Zentralbank kauft einfach direkt beliebig hohe neue Bundesanleihen(z.B. mit Zinszahlung erst bei Fälligkeit in 50 Jahren) des Staates auf (die Zentralbank kann, wenn sie will / es gesetzlich erlaubt ist, alles monetarisieren).


    Dies führt zu viel höheren Staatsausgaben. Und wenn die Markteilnehmer dieses Gelddrucken mitbekommen, wird jeder versuchen, sein Geld schnell auszugeben -> steigende Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Auflösung der 'Verankerung' der Inflationserwartungen. Beginn einer Hyperinflation. [EDIT] Deshalb wird heute von Staat und Zentralbank kein Geld einfach so gedruckt. [/EDIT]


    Die Frage ist nicht, kann der Staat in Zusammenarbeit mit der Zentralbank Geld drucken. Die Frage ist: wann ist der Staat und die Zentralbank so verzweifelt, wann ist die Lage so aussichtslos, dass sie zu diesem Mittel greifen (und die Hyperinflation in Kauf nehmen)?

  • Hallo Kaufrausch,


    "1. Der Unternehmer benötigt für die Vorfinanzierung 3% mehr Geld. Er fordert also 3% mehr Geld bei der Bank an. Damit erhöht sich die Geldmenge genau um 3%."


    Wenn die Bank genügend Einlagen von Sparern hat, muss sie diese 3% nicht neu schöpfen, sondern entnimmt sie aus den Einlagen. Dann steigt auch die Geldmenge nicht.


    Viele Grüße,
    Victor

  • Hallo Victor,


    erstmal welcome on board!


    Ja, wenn. Die Spareinlagen wachsen ja aber um keinen Cent mit diesem neuen Kredit. Und die Banken dürfen meines Wissens in einem gewissen Verhältnis zu den Sichteinlagen hinaus selbst Geld schöpfen, was sie auch schon getan haben. Es ist ja nicht so, dass Banken nur das Geld wieder verleihen, was Oma auf dem Sparbuch hat. Jede Bank darf Kredite in Summe vergeben, die deutlich darüber hinaus gehen. Daher ist auch jede Bank an der Geldschöpfung beteiligt. Als Gegenleistung fordert sie halt Sicherheiten, aber das gehört eigentlich nicht zum Thema.


    Die Frage war, wie der Staat für Inflation sorgt. Über die Steuern kann er das halt indirekt machen, wie ich oben gezeigt habe. Letztlich wird durch Inflation ja auch nur ein fiktiver Wert, nämlich der Preis erhöht. Alle Preise sind ja erstmal fiktive Werte. Was spielt es für eine Rolle, wenn der Preis eines Brotes sich um 50% verteuert, wenn im gleichen Augenblick die Löhne um 50% steigen? Wenn man im selben Augenblick alle Preise, Löhne und Sparguthaben um die Hälfte reduzieren würde, hätte niemand gewonnen oder verloren. Alles bliebe gleich.


    Das eigentich Skanalöse ist ja, dass man den Leuten vormacht, die Inflation wäre viel niedriger. Nur dadurch verlieren sie, weil sie vielleicht noch denken, mit den 3% auf dem Tagesgeldkonto, hätten sie einen Goldesel.


    Viele Grüße


    KR

    Zeit ist der Freund von wunderbaren Unternehmen und der Feind von mittelmäßigen Unternehmen. Warren Buffett


  • Hallo Kaufrausch,


    vielen Dank für deine freundliche Begrüssung.


    zu deinem Statement (1):
    Warum sollten die Banken neues "Geld" schöpfen, wenn genügend Spareinlagen vorhanden sind? Immerhin müssen sie den Zins für die vorhandenen Spareinlagen erwirtschaften. Dazu müssen sie sie also weiter verleihen. (Giralgeld-)Schöpfung müssen sie also erst dann betreiben, wenn die Einlagen nicht mehr ausreichen. Dann wird es (über alle Geschäftsbanken hinweg gesehen) tatsächlich notwendig, die Geldmenge zu erhöhen. Lasse dich da von Egon W. Kreutzer nicht verwirren ;)


    zu deinem Statement (2):
    Es ist richtig, dass Inflation (und auch Deflation) kein Problem wären , wenn alle wirtschaftlichen Grössen (z.B. die Löhne) sich zeitgleich und im selben Masse anpassen würden. In der Praxis ist das aber leider nicht so. Beispiel: Löhne - die sind heute durch die Globalisierung so unter Druck, dass es häufig nicht einmal möglich ist, die offizielle Inflationsrate auszugleichen. Ganz zu schweigen von der tatsächlichen.


    Viele Grüße,
    Victor

  • Zitat

    Original von Victor
    Warum sollten die Banken neues "Geld" schöpfen, wenn genügend Spareinlagen vorhanden sind? Immerhin müssen sie den Zins für die vorhandenen Spareinlagen erwirtschaften. Dazu müssen sie sie also weiter verleihen. (Giralgeld-)Schöpfung müssen sie also erst dann betreiben, wenn die Einlagen nicht mehr ausreichen.


    Sie muessen die Zinsen fuer Spareinlagen aber nicht mit den Einlagen selbst erwirtschaften.
    Wenn man als Bank die Wahl hat, 100 EUR Spareinlage als Kredit weiterzureichen oder die 100 EUR bei der Zentralbank zu hinterlegen und dafuer 10.000 EUR als Kredit zu bekommen, dann macht sie logischerweise letzteres. Dann kann sie naemlich nicht nur 100 EUR als Kredit zu enormen Zinsen weiterverleihen, sondern die hundertfache Menge. Oder sie nehmen das Geld und spekulieren damit irgendwo herum.


    Es ist doch ganz einfach: wuerden die Banken den Zentralbankkredit nur im aeussersten Notfall nutzen, haetten wir keine M3-Steigerung von 8/9% im Jahr. Oder aber man muesste zugeben, dass die Not so gross ist, dass die Banken nur noch mit enormen Zentralbankkrediten ueberlebensfaehig sind.

  • Zitat

    Original von TeeKay


    Sie muessen die Zinsen fuer Spareinlagen aber nicht mit den Einlagen selbst erwirtschaften.
    Wenn man als Bank die Wahl hat, 100 EUR Spareinlage als Kredit weiterzureichen oder die 100 EUR bei der Zentralbank zu hinterlegen und dafuer 10.000 EUR als Kredit zu bekommen, dann macht sie logischerweise letzteres. Dann kann sie naemlich nicht nur 100 EUR als Kredit zu enormen Zinsen weiterverleihen, sondern die hundertfache Menge. Oder sie nehmen das Geld und spekulieren damit irgendwo herum.


    Es ist doch ganz einfach: wuerden die Banken den Zentralbankkredit nur im aeussersten Notfall nutzen, haetten wir keine M3-Steigerung von 8/9% im Jahr. Oder aber man muesste zugeben, dass die Not so gross ist, dass die Banken nur noch mit enormen Zentralbankkrediten ueberlebensfaehig sind.


    Das widerspricht ja nicht meiner Aussage. Wenn die Bank nicht genügend Einlagen hat, um zugleich einen Kredit an einen neuen Kreditnehmer zu vergeben und gleichzeitig zu spekulieren, dann wird sie tatsächlich per Giralgeldschöpfung "neues" "Geld" "out of thin air" schöpfen.


    Viele Grüße,
    Victor

  • Zur ursprünglichen Frage ... ja es geht ... das läuft über den "Repo-Market" ... Offenmarktpolitik ...


    Die Zentralbank kann Bundesanleihen frei am Markt erwerben und gegen
    Bargeld eintauschen ... und genau das ist das was die Amerikaner mit der Einstellung der M3 Zahlen nicht sichtbar machen wollen ... sowas wir gern getan wenn Banken "Wanken" und Liquidität benötigt wird ...


    http://de.wikipedia.org/wiki/Offenmarktpolitik

  • Sicher wird es auch langsam der Lezte begriffen haben.
    Unser aller Geld kommt aus einem Kredit, der nie getilgt werden darf und kann, sonst würde unser Geld ja verschwinden. Jede staatliche Kedit-Tilgung, ist extrem riskant, zieht Liquidität aus dem Markt, und schädigt die Wirtschaft und Bevölkerung.Jedes Kreditgeld muss und kann nur inflationiert werden,wer anderes beabsichtigt zerstört das System, schafft Arbeitslosigkeit und Armut, siehe Rumänien, ein Staat ohne Staatsschulden.
    Sollte sich eine Kommune oder Stadt entschulden wollen,müsste sie sich separieren,praktisch aus dem Staatsverbund ausscheiden,mit der Folge eines Bürgerkrieges,siehe Juguslawien, wo es weniger um ethnische Konflikte ging, sondern um Schulden und Zinsen, die nicht mehr bedienbar waren.Der totale Staatsbankrott war die Folge.
    Die Politik betreibt ein sehr riskantes Spiel mit uns,die Spannungen werden immer größer,irgend wann fliegt uns der ganze Laden um die Ohren.

  • Zitat

    Original von Yousuf810...
    Jedes Kreditgeld muss und kann nur inflationiert werden,wer anderes beabsichtigt zerstört das System, schafft Arbeitslosigkeit und Armut, siehe Rumänien, ein Staat ohne Staatsschulden....


    Ich komme gerade heute aus Rumänien zurück - beruflich.


    1. Die Arbeitslosigkeit z.B. im Großraum Timisoara ist unter 2% - es ist ein traumhafter Bewerbermarkt.
    2. Die Armut insbesondere in den trostlosen Ecken jenseits der größeren Städte ist frappierend.
    3. Die Teuerung in den letzten 2-3 Jahren lag bei ca. 40 % für den Arbeitnehmer.
    4. Ein Immokredit wird derzeit mit 7.5% verzinst.
    5. Die Löhne steigen und stiegen erheblich. Ein Masch.-Bau Ingenieur ohne Personalverantwortung bekommt mit 5 Jahren Berufserfahrung 5-600€ netto.


    Allerdings kriege ich nicht recht den Bogen zu deiner Argumentation.
    Rumänien hat in den letzten 3 Jahren sicher keine Arbeitslosigkeit zusätzlich geschaffen und Konsumentenkreditte "brummen" gerade so richtig. und ab 01.01.07 gehören sie auch zum Klub.


    catinth

  • Yousufs Argumentation ist auch mal wieder nicht stichhaltig. Wer Kredite aufnimmt, ist in einem Kreditgeldsystem egal. Es benoetigt keinen verschuldeten Staat, wenn sich nur genug andere Schuldner finden.


    Laut CIA Factbook (erinnerst du dich Yousuf, damit wurde schon deine Algerienluege aufgedeckt) hat Rumaenien eine Arbeitslosigkeit von 5,9%, bei der Armut hat er allerdings recht. 25% leben unter der Armutsgrenze. Ob das an der Staatsverschuldung liegt, wage ich aber zu bezweifeln. Die Staatsverschuldung liegt bei 20% vom BIP - soviel zu Staat ohne Staatsschulden. Die Auslandsschulden betragen 36 Mrd Dollar.

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