Chinesen und Gold

  • Aus einem anderen Thread übernahm ich folgendes Zitat von auratico:
    ""Und die Chinesen sind ein äußerst goldaffines Volk...""


    Worauf stützt sich diese hier und woanders oft geäußerte Annahme?


    Ich erinnere daran, dass die jetzt in China lebenden Chinesen durch ein kommunistisches Erziehungssystem gegangen sind (frei unter dem Slogan VOM ICH ZUM WIR). Ich weiß aus eigener Erfahrung, was ein solches System, welches über die Dauer von zwei Generationen wirkt, anrichten kann.
    Und die jetzt jungen Chinesen leben sich trefflich nach westlichem Vorbild in eine Warenwunderwelt mit Papiergeldsystem ein.
    Ich kenne mich ein wenig in Asien, aber kaum in China aus. Ich habe auch keine Anhaltspunkte dafür, die Affirmität der Chinesen für Gold zu bezweifeln. Dennoch scheint mir diese Behauptung allein durch häufige Wiederholung nicht zwingend plausibel zu werden.

    "Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk; und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation. Eine ritterliche, stolze und harte Nation. … "
    Ernst Thälmann, Arbeiterführer, 1944 im KZ ermordet. Antwort auf Briefe eines Kerkergenossen, DietzVerlag Berlin 1961, S. 73

    2 Mal editiert, zuletzt von Kellermeister ()

  • Ich habe gehört dass die chinesische Regierung die Menschen gerade dazu nötigt Gold zu kaufen .. warum auch immer ... desweiteren .. der Kommunismus war zwar von stabilen Preise gekennzeichnet, aber die Versorgung war nicht besonders gut .. und am Schwarzmarkt konnte man mit harten Devisen und Gold schneller und sicherer an die Waren kommen .. das bleibt in den Köpfen so .. und es wird in der Regel etwa eine Generation weiter mit auf den Weg gegeben!


    So sehe ich das ... hattest du damals keine Lust auf die D-Mark ? Und wenn ja .. warum .. und dann weisst du warum ...


    Meine Grosseltern und meine Eltern haben immer noch im Speicher Lebensmittelreserven .. die Stück für Stück verbrauch und erneuert werden ... als "Notfallpuffer" für schwierige Zeiten ... die jetzige Generation kann dass nicht begreifen ... weil Sie es nicht erlebt hat ... und die Nähe zur "Generation die es erlebt hat" ist zu "weit" ... :D ... frei nach ... "na ja .. was Uropa erzählt, ist dämlich ... der hat keine Ahnung .. damals war alles Anders .. es ist nicht Anders ... denn es ist nie Anders .. :D


    mfg,


    greenjg

  • Hallo greenjig,
    Lust auf DM schon. Aber Gold? War mehr ein Material für Schmuck.


    Ich sehe auch gerade in Ostdeutschland, wo die Erfahrung des Systemzusammenbruchs erlebt wurde, keine sonderlich erhöhte Neigung, Papiergeld zu hinterfragen.
    Die Erfahrung der Mangelwirtschaft und des Schwarzmarktes wurde in Westdeutschland nach dem Krieg, und in der DDR permanent gemacht. Dies führte aber in der Breite nicht zur besonderen Liebe zu Gold.


    Ich glaube, dass die angebliche Neigung der Chinesen zu Gold eine Fortschreibung der Historie in die Gegenwart ist, deren Berechtigung ich hinterfrage.


    Das erinnert mich ein wenig an die erste freie Wahl in der DDR 1990, wo sich westliche Reporter nicht entblödeten, das Ergebnis mit der letzten freien Wahl Anfang der 30er Jahre zu vergleichen und überrascht waren, dass in damaligen SPD-Hochburgen die SPD niedrige Ergebnisse einfuhr.

    "Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk; und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation. Eine ritterliche, stolze und harte Nation. … "
    Ernst Thälmann, Arbeiterführer, 1944 im KZ ermordet. Antwort auf Briefe eines Kerkergenossen, DietzVerlag Berlin 1961, S. 73

  • Interessante geschichtliche Aspekte ... ich habe ein solches Regime persönlich nie erlebt .. von daher interessiert mich sowas sehr ... der "Westen" kann vom Osten mehr lernen als man denkt :]


    Die Frage ist wie schwer war es für das Volk an Devisen zu kommen ... ich vermute, dass der Zugang zu Gold einfacher war ..


    Zitat

    Ich glaube, dass die angebliche Neigung der Chinesen zu Gold eine Fortschreibung der Historie in die Gegenwart ist, deren Berechtigung ich hinterfrage.


    Das kann man durchaus hinterfragen .. nach dem Krieg waren Zigaretten und Cognac wohl Trumpf ... :D Andere Länder andere Sitten ...


    mfg,


    greenjg

  • Zitat

    Original von greenjg
    Die Frage ist wie schwer war es für das Volk an Devisen zu kommen ... ich vermute, dass der Zugang zu Gold einfacher war ..


    Soweit ich mich erinnern kann, gab es zwar Goldschmuck zu kaufen, allerdings nur gegen "Goldabgabe". Es war deshalb nicht unüblich, die Verwandschaft nach altem Goldschmuck abzuklappern, damit für Hochzeiten die Trauringe gekauft werden konnten.

  • Weit gefehlt greenjg,


    die SED-Funktionäre waren wohl durchaus über den Devisen-Charakter des Goldes informiert. Ich kann hier allerdings nur über die letzten 15 -20 Jahre der DDR schreiben.
    Gold war nicht käuflich. Wer ein goldenes Schmuckstück kaufen wollte, musste Altgold in gleicher Menge abgeben. Gleiches galt bei Zahngold. Anlagegold gab es nicht zu erwerben.
    Wer frisches Gold wollte, brauchte DM, USD, GBP, CHF .....
    Dies war in der DDR natürlich auch nicht offiziell eintauschbar. Hauptstrom an Devisen für den Privatmann war die teils noch vorhandene verwandtschaftliche Beziehung nach Westdeutschland, und dies war in der Summe kein Strom sondern ein Rinnsal.


    Jetzt bin ich aber weit weg vom Thema China...

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    Ernst Thälmann, Arbeiterführer, 1944 im KZ ermordet. Antwort auf Briefe eines Kerkergenossen, DietzVerlag Berlin 1961, S. 73

    Einmal editiert, zuletzt von Kellermeister ()

  • aaalso vielleicht kann ich euch bezüglich china etwas weiter bringen


    die chinesen sahen es immer schon als sehr wichtig und weise an, "etwas zur seite zu legen", also zu sparen. das ist auf das konfuzianische denken zurück zu führen. Also die generelle auffassung: Sparen ist gut.


    Das hat sich natürlich gerade bei den jüngeren chinesen weitgehend realtiviert seit der reform und öffnungspolitik chinas. die meisten pfeifen jetzt auf sparen und kaufen sich lieber allen möglichen schrott, sprich der konsum ist enorm angestiegen, was die älteren chinesen als sehr unverantwortlich bewerten.


    Gut, also sparen wissen wir jetzt. Wie man jetzt unbedingt auf Gold kommt, kann ich nicht hundertprozentig sagen. Jedenfalls haben die Chinesen schon sehr früh in der Geschichte erfahrungen mit FIAT MONEY gemacht. Zuerst merkten sie, dass der Kupfergehalt der umlaufenden Münzen in der Song-Dynastie immer schön gemindert wurde (was dazu führte, dass man die Münzen mit hohem Kupfergehalt behielt) und gegen ende der Song Dynastie wurde dann auch noch in China die erste Papiergeld-Währung der Welt eingeführt, natürlich auch entsprechend inflationär.


    Ich kann mir das nur so erklären, dass die dann auf den Trip gekommen sind, gold zu horten und damit immer sehr gut gefahren sind.

  • Hi Ihr!


    Also alle Edelmetalle sind meinen Informationen nach in China recht beliebt.
    In den 30er Jahren sollen sie ihre Währung mit Silber hinterlegt haben.
    Waren wohl also regelrechte Silberfetischisten. :D


    Ich hab das immer mal wieder hier und da gelesen, leider keine Quelle zur Hand.


    Insbesondere soll Palladium als Schmuckmetall da prozentual gesehen beliebter sein, als anderswo in der Welt (Zahlen von Platinum Matthey für 2005 gehen auch in die Rictung.)


    Gold zu Anlagezwecken zu erwerben war für den Privatmenschen in China bis - ich denke 2003, wenn ichs reichtig erinnere - sogar verboten!


    Insofern sollte man wirklich noch vorsichtig sein, mit den Einschätzungen.
    2003 ist noch nicht lange her.


    Ist aber ein wichtiger und sehr guter Thread hier denke ich, denn die Chinesen können den Edelmetall-Markt ganz schön aufwirbeln, wenn sie erst mal kollektiv mehr Luxusgüter anpeilen ... .
    (Ich sehe es also weniger von der Sbsicherungsperspektive her, in dem Fall, sondern von der Luxusgüterseite her, also der Schmuckindustrie.)


    Grüsse,
    gutso

  • Zitat

    Original von Kellermeister
    Aus einem anderen Thread übernahm ich folgendes Zitat von auratico:
    ""Und die Chinesen sind ein äußerst goldaffines Volk...""


    Worauf stützt sich diese hier und woanders oft geäußerte Annahme?


    .


    Kellermeister


    Von "den Chinesen" zu sprechen ist natürlich zuerst einmal eine Pauschalisierung, aber ich habe bei solchen Formulierungen schon auch die enorme Bevölkerung Chinas im Hinterkopf.
    Völlig richtig ist der Einwand, daß die junge Generation in China sich mit Haut und Haaren dem Konsum verschrieben hat und viele der Ärmeren, die dennoch oft bis zu 40% ihres mageren Einkommens sparen, dies freilich nicht in Gold tun, was bei den verfügbaren Summen ja auch kaum möglich wäre. Eigene Erfahrungen mit solchen chinesischen Sparern nach vier Besuchen in China 2004 und 2005 habe ich schon früher einmal gepostet, weiß aber nicht mehr in welchem Thread.


    Gold ist in China nicht einfach ein x-beliebiger Stoff, es ist vor allem ein glückverheissendes, ultimatives Material - in physischer Realität schier unerreichbar für die Allermeisten -, das für Wohlergehen und Prosperität und Macht steht , und dies so übertrieben aus westlicher Sicht, daß man es bald schon nicht mehr sehen kann - all die vergoldeten Drachen und Goldimitationen überall. Die Billigvariante davon kannst du in jedem westlichen China-Restaurant erleben.
    Und wenn du wüßtest, wie "abergläubig" die Chinesen bei all ihrer Geschäftigkeit sind - da könnte ich stundenlang berichten.
    Und die wohlhabenderen Nomaden in Tibet haben Goldzähne im Mund - bei den jungen Frauen auch einfach zu Schmuckzwecken -, das könnte sich ein deutscher Durchschnittsverdiener mit Familie und auch ein chinesischer Angestellter gar nicht mehr leisten. Wo sie das Geld dafür hernehmen, habe ich auch erfahren - es wird einfach ein Yak verkauft und mit dem Erlös wird das Gebiss vergoldet.


    Ich denke vielmehr, daß eine größere Nachfrage nach Gold sowohl als Sparfunktion als auch durch Schmucknachfrage natürlich nur von der immer größeren Schicht der Wohlhabenden kommen kann, nicht rasant, sondern kontinuierlich. Und es bleibt zumindest im Moment so, daß der chinesische Normalbürger recht leicht an Gold kommen kann, an die internationalen Aktienmärkte hingegen kaum.
    Also, ich erwarte keinen Gold-Boom in China, sondern eine schon allein aus den Fundamentaldaten sich ergebende steigende Nachfrage, die im Falle einer Währungskrise sich freilich dramatisch zuspitzen würde.
    Und damit haben die Chinesen als die Erfinder des Papiergeldes nun wirklich genug Erfahrung...


    grüsse


    auratico

  • Mein Chinese, mit dem ich in D Geschäfte mache, hat mir mal folgendes erzählt.


    Wenn er zu seiner Verwandschaft nach China fährt muß er auf jeden Fall Geschenke mitbringen. Da er bei allen als dicker Geschäftsmann im Westen beliebt sein will muß es GOLD sein, nur Geld schenken geht nicht und es muß was richtig "wertiges" sein.
    Also kauft er bei einem Händler in China kurz nach seiner Ankunft Gold ein und schleppt es zum Goldschmied in China und läßt Ketten und Ringe für die Verwanten daraus machen. Die holt er nach 2-5 Tagen ab und beschenkt seine Sippe.


    Er macht das beim Goldschmied in China weil hier alles zu teuer ist und sie dort seinen Geschmack besser verstehen und speziell anfertigen :D


    Also mögen tun die schon Gold und haben es immer als geil empfunden auch als es verboten war. :D


    Gruß Hase


    PS: Palladium und Platin sollen die Asiaten mögen weil es nicht so "dick" auffällt wie Gold.

  • PHP
    Also mögen tun die schon Gold und haben es immer als geil empfunden auch als es verboten war. :D


    Das ist der bullish´ste Indikator den ich kenne! =) =) =)


    Viele Grüße


    white knight

    "Heut`mach ich mir kein Abendbrot,heut´mach ich mir Gedanken." [smilie_denk]


    Noch watt: ich sachma so, ich hab kein Einfluss auf die Gestaltung und auf die Inhalte von die verlinkten Seiten und datte dich dat merken tust, ich distanziere mich getz schon von alle fremden Inhalte!

  • Zitat

    Original von Kellermeister
    Weit gefehlt greenjg,


    die SED-Funktionäre waren wohl durchaus über den Devisen-Charakter des Goldes informiert. Ich kann hier allerdings nur über die letzten 15 -20 Jahre der DDR schreiben.
    Gold war nicht käuflich. Wer ein goldenes Schmuckstück kaufen wollte, musste Altgold in gleicher Menge abgeben. Gleiches galt bei Zahngold. Anlagegold gab es nicht zu erwerben.


    Das kann ich so bestätigen. Nach Unterhaltungen mit älteren Generationen in meiner Familie wurde mir auch berichtet, dass Gold Ende der 50er Anfang der 60er Jahre über die Betriebe angeboten wurde. Allerdings hatte kaum jemand das entsprechende Kleingeld. Zum Preis konnte keine konkrete Aussage gemacht werden.

  • Zitat

    Original von Argentum 999


    Das kann ich so bestätigen. Nach Unterhaltungen mit älteren Generationen in meiner Familie wurde mir auch berichtet, dass Gold Ende der 50er Anfang der 60er Jahre über die Betriebe angeboten wurde. Allerdings hatte kaum jemand das entsprechende Kleingeld. Zum Preis konnte keine konkrete Aussage gemacht werden.


    Preis 1990 BRD = 20 DM/g
    Preis 1990 DDR = 188 Ost-Mark /g (Ankauf Festpreis egal was auf dem Weltmarkt kostet :D)


    Ofizieller SED Kurs 1DM = 1DDR-Mark


    Sonst noch offene Fragen in Sachen DDR-Bonzen und Devisen :D

  • Ich sehe das ganz anders:


    Die Chinesen waren bislang mangels Goldzugang und Konsummöglichkeiten eine Edelmetall-Horter-Gesellschaft.
    Angesichts sich grundlegender verändernder Rahmenbedingungen im privaten Konsum ändert sich dies gerade - das vorhandene Edelmetall (so weit kein Schmuck) wird zu Geld gemacht um damit bei Ikea&Co einkaufen zu können.
    Gerade bei älteren Silbermünzen ist momentan in China ein deutlicher Preisverfall zu beobachten. Das Zeug wird gerade tonnenweise in die Scheideanstalten und über Kuriositätenmärkte umgeschichtet.


    Bei Schmuckgold existiert aktuell noch ein großer Nachholbedarf im Reich der Mitte. Anlagegold wird indes kaum von der privaten Hand gekauft.


    Was der chinesische Staat macht - das steht ja auf einem ganz anderen Blatt.
    Bei uns hat ja das Bundesbankgold auch herzlich wenig mit dem Gold in Privatbesitz zu tun.

  • Zitat

    Original von Osterhase
    Preis 1990 BRD = 20 DM/g
    Preis 1990 DDR = 188 Ost-Mark /g (Ankauf Festpreis egal was auf dem Weltmarkt kostet :D)


    Ofizieller SED Kurs 1DM = 1DDR-Mark


    Sonst noch offene Fragen in Sachen DDR-Bonzen und Devisen :D


    Man sollte vielleicht noch erwähnen dass es in der DDR Goldprodukte (Schmuck/Zahngold) quasi nur gegen "Einlieferung von Altwaren" (Bruchgold usw.) gab.
    Der private Goldbestand war ohnedies schon seit dem Ende des ersten Weltkriegs äußerst gering - und bestand von ein paar einzelnen Münzen abgesehen meist aus Schmuckgold.
    Der Anleger der Zwischenkriegszeit investierte bekanntlich in US-Dollar (die damals ja noch so gut wie Gold waren - aber dabei so leicht wie Papier...)


    Egal welcher Preis hier auch immer wo festgelegt war - er spielte keine reale Rolle sondern fungierte quasi nur als Verrechnungseinheit für Differenzbeträge.


    Die DDR konnte ja schlecht bei Einlieferung von einem Schmuckstück das z.B. 20,76 g Gold enthielt - und Auslieferung eines Zahnes der z.B. 18,87 g Gold wog - dem Kunden vom Schmuck etwas Goldstaub runterfeilen. Umgekehrt gab es ja auch Leute die nicht genug Gold für einen Zahn hatten und "zuzahlen mußten".


    Man kann natürlich aus jeder Mücke einen Elephanten machen und Skandal rufen. :)

  • Zitat

    Original von Ritterwacht
    (...)
    Gerade bei älteren Silbermünzen ist momentan in China ein deutlicher Preisverfall zu beobachten. Das Zeug wird gerade tonnenweise in die Scheideanstalten und über Kuriositätenmärkte umgeschichtet.
    (..-)


    Hi,


    sind das echte Münzen (nachweislich) oder ist die Sache in der Explosion von Fake Coins bzw. Counterfeit Coins begründet?
    (Bitte Gerne mit Quellen).


    gruss,
    gutso

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