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Welche zehn Punkte Anleger beachten sollten
Von John Dorfman, Kolumnist bei Bloomberg News
08. Juli 2004 Nach einem schwachen Start ins neue Börsenjahr könnte es für amerikanische Aktien in der zweiten Jahreshälfte noch mal spannend werden. Zehn Aspekte sollten die Investoren dabei im Auge behalten.
1. John Edwards: Am Dienstag dieser Woche hat der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry seinen Vize nominiert. Senator John Edwards, früher Strafverteidiger, wird die Börse nicht fürchten, außerdem gilt er als rühriger Wahlkämpfer mit hohem Beliebtheitsgrad.
2. Die Präsidentschaftswahlen: Berechnungen von Ned Davis Research Inc. haben gezeigt, daß der Standard & Poor's 500 Index durchschnittlich 18,4 Prozent gestiegen ist, wenn ein republikanischer Präsident im Amt bestätigt wurde. Verlor er die Wahl, festigte sich der Leitindex nur 1,7 Prozent. In der Regel ist die Börse von Republikanern sehr angetan. Noch lieber sind ihr allerdings die Demokraten. Waren die am Ruder, haben die Kurse in den vier Jahren im Schnitt 30,4 Prozent zugelegt, verglichen mit 26 Prozent in republikanische Amtszeiten.
3. Die amerikanische Notenbank: Mit ein Grund für die Aktienrally Ende der 90er Jahre waren die niedrigen Zinsen. Sie beendeten auch die Börsentalfahrt 2003. Am 30. Juni hat die Federal Reserve zum ersten Mal seit vier Jahren die Zinsschraube fester gezogen. Doch das ist kein Grund zur Sorge, zeigt eine Studie von Gary Shilling. In einem typischen Bullenmarkt steigen die Kurse vor der ersten Zinserhöhung rund 30 Prozent und legen danach noch mal 23 Prozent zu, ermittelte der Volkswirt.
4. Die Marktbreite: Ein Indikator für den Gesundheitszustand der Börse ist die Marktbreite der Kursgewinne. Steigen die Aktien auf breiter Front, ist das ein Zeichen von Stärke. Die Advance/Decline Line (ADL), also die Summe aus Gewinnern abzüglich Verlierern, zeigt, daß es an der New York Stock Exchange dieses Jahr 8.874 mehr Kursgewinner als Verlierer gab. Am stärksten war die ADL am 2. April ausgeprägt, damals lag die Differenz bei 10.826. Am 10. Mai rutschte sie mit minus 6.731 in den negativen Bereich ab. In den letzten drei Wochen hielt sich der Indikator jedoch auf positivem Terrain.
5. Das Internet: Die in diesem Jahr stärksten Branchen im S&P 500 sind Internetsoftware und Internetdienstleister mit plus 47 Prozent und Interneteinzelhändler mit plus 39 Prozent. Einzige, aber auch prominenteste, Vertreter sind Yahoo! Inc. und EBay Inc. Die Frage ist, wie lange die beiden das rasante Tempo halten können.
6. Zinssensitive Werte: Zwei Aktiengruppen reagieren besonders empfindlich auf die Zinsen: Bauunternehmen und Automobilhersteller. Dieses Jahr haben die entsprechenden S&P- Subindizes 2,3 Prozent beziehungsweise zwölf Prozent eingebüßt. Größere Kurssprünge sind in den nächsten zwölf Monaten zwar nicht zu erwarten, aber bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 7,7 dürften die Bauwerte solide bleiben. Denn für die eigenen vier Wände ist keine Nullzinspolitik nötig.
7. Gold: Nach einem Anstieg um 67 Prozent im letzten Jahr, ist der S&P Gold Index, der allerdings nur aus Newmont Mining Corp. besteht, seit Jahresanfang 18 Prozent gefallen. Goldaktien notieren immer noch auf hohem Niveau, sie dürften nur dann weiter steigen, wenn ein größerer Terroranschlag die Investoren in den sicheren Hafen flüchten läßt.
8. Halbleiterausrüster: Die Gruppe der Halbleiterausrüster ist das Schlußlicht im S&P 500. Sie hat dieses Jahr 21 Prozent verloren, angeführt von Applied Materials Inc. Bei einem Kurs- Umsatz-Verhältnis von fünf und einem KGV von 89 ist eine Trendwende in den nächsten zwölf Monaten unwahrscheinlich.
9. Biotechnologie: Hier stehen psychologische Aspekte im Vordergrund, denn die optimistische Bewertung der Biotechunternehmen grenzt schon fast an Hysterie. Investoren sollten Werte wie Telik Inc. oder Human Genome Sciences Inc. im Auge behalten.
10. Börsenbaromter: Bis Mittwoch dieser Woche kommt der S&P 500 auf ein Jahresplus von 1,4 Prozent, Dividenden mitgerechnet. Der Dow Jones Industrial Average ist seit Jahresbeginn 1,1 Prozent gefallen. Der technologielastige Nasdaq Composite hat sogar 1,7 Prozent verloren.
In den vergangenen zehn Jahren konnte sich keines der drei Börsenbarometer bis Jahresende in der "normalen" Bandbreite von plus fünf bis zehn Prozent halten. Immer gab es Tränen, entweder der Freude oder der Verzweiflung. Die zweite Jahreshälfte verspricht mehr Volatilität und wahrscheinlich auch mehr Gewinne als die erste. Wir dürfen gespannt sein
Quelle: http://www.faz.net/