„Das Verbrechen des Jahrhunderts“ –Interview mit Jim Puplava
Zusammenfassung in Deutsch. Dies kann das Anhören des Originals mit Puplava, der mit starken Worten und leidenschaftlich spricht, natürlich nicht ersetzen.
Jim Puplava hat 35 Jahre Erfahrung in praktisch allen beruflichen Positionen, die es an der Wall Street gibt. Die letzten 20 Jahre ist er als Berater für kleine Firmen tätig.
Der Snider-Report auf Bloomberg vor einiger Zeit hat Anlass zu diesem Interview gegeben. Die in diesem Report erwähnte Zahl von Aktien, die verkauft, aber nicht geliefert werden ('nackte Leerverkäufe'), hat in der Zwischenzeit von wertmässig 6 Mia USD täglich auf über 13 Mia USD täglich zugenommen. Leer verkaufte Positionen (‚failed to deliver’) gebe es heute querbeet über den ganzen Markt und übertreffe heute die Zahl ausgegebener Aktien! Und nicht nur auf dem Aktienmarkt, sondern auf jedem anderen Markt (Bonds, Rohstoffe) auch. Weil vieles auf versteckten Konnten ablaufe, seien die Zahlen zu tief geschätzt.
Das System mit seinen Schlupflöchern erlaube es heute, dass Aktien ‚gespielt’ (‚gamed’) würden, gemäss Spieltheorie, die in den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts ausgehend von der Uni Princeton (ja, dort, wo A.Einstein mal gelehrt hatte) entwickelt worden sei.
Die meisten der durch Leerverkäufe attackierten Firmen würden gar nicht oder nur in verkrüppelter Form überleben. Bear Stearns ist ein Paradebeispiel aus jüngster Zeit. Da wurde praktisch in 24 Stunden die gesamte Marktkapitalisation von mehreren Mia USD ausgelöscht, ‚von den Leerverkäufern gestohlen’.
1999 war ein Versuch unternommen worden, die ungedeckten Leerverkäufe einzudämmen. Man sah aber, dass die Pflicht, einzudecken, fast die gesamte Brokerage-Industrie ausgelöscht hätte und machte in 6 Jahren Bemühen nur irgendwelche schwachen Regeln mit sehr vielen Ausnahmen (‚grandfathering’ z.B., was schon bestehende short-Positionen vom Eindecken befreite).
Das Ausmass der ungedeckten (‚nackten’) Leerverkäufe heute ist gigantisch, unvorstellbar und nicht mehr einzudecken, ohne die ganze Wertschriftenindustrie zu zerstören. Man lässt es also offenbar eher zu, dass statt dessen Tausende von Firmen durch Leerverkäufe zerstört werden! 192 Mia (am. billions) USD in Aktien und 1.9 Billionen (am. trillions) in Bonds heute! Es ist eine systematische Attacke auf alles existierende Vermögen auf der Welt, die da in krimineller Weise abläuft, mittels Millionen von Phantomaktien in versteckten Konten.
Ein grotesker Skandal war das Programm ‚Energy Independence for the USA’ das im Jahre 1974 begonnen worden war. Es beinhaltete Steuerrabatte (‚tax shelter’) für alle einheimischen Energierohstoff-Förderer. Die Finanzindustrie sammelte von der Investorengemeinde über eine Billion (am. trillion) USD im Rahmen dieses Programms ein. Einige Zeit darauf begannen short-attacken auf alle diese Firmen. Das Programm wurde ein Hohn. Kein einziger dieser Tax-shelter hat je rentiert und nur mit Glück bekamen einige Investoren ihr Geld zurück. Allein in Texas seien in dieser Zeit etwa eine Million Leute in den Bankrott getrieben worden.
Ein anderer Skandal sei das ‚Zurückholen’ der 14 Bundesstaaten, die 1914 nicht beim FED-System mitgemacht hatten. Nach der ‚tax reform act’ 1986 seien systematisch alle Finanzinstitutionen in diesen Staaten mit Leerverkäufen attackiert und zerstört worden.
Das SEC versteige sich sogar, zu behaupten, es gäbe keine Leerverkäufe, aber in Realität seien diese riesig. Es werde einfach nicht oder kaum untersucht. Ein Ausmisten der SEC genüge nicht, sie müsse aufgelöst werden (‚broken up’).
Es besteht ein grosser Unterschied zu Europa, wo anschliessend an eine Untersuchung durch die Zeitschrift ‚Euro Money’ die drei-Tage-Regel eingeführt worden sei. Leerverkäufe müssen in Europa innert dreier Tage eingedeckt werden (Aktien ausgeliehen und hinterlegt werden). Diese Massnahme habe das ungedeckte (‚nackte’) Leerverkaufen effizient unterbunden. Diese Frist ist in den USA 13 Tage, aber vieles sei ohnehin auf versteckten Konnten und mit elektronischen Aktienregistern sei das Fälschen von Aktien einfacher geworden als es früher gewesen war ('paper hangers' - gefälschte Aktienzertifikate, mit denen man das Klo tapeziert hatte).
Wieso geschehe in den USA nichts in dieser Richtung? Puplava meint, die Leute am Drücker seien
- politisch zu mächtig
- hätten Unsummen Geld zur Verfügung (hunderte Mia., am.billions USD)
- die Masche sei immens profitabel
- die Leute seien völlig rücksichtslos (ruthless)
Eine ‚hilfreiche’ und verbreitete Taktik für die Leerverkäufer sei das Schreibenlassen unwahrer schlechter Analysten-Berichte gegen Bezahlung in allen dazu zur Verfügung stehenden Medien (also auch I-net-Foren, Blogs). Im April 2009 stehe in Kalifornien ein Gerichtsverfahren gegen einen solchen Schreiberling an, das Aussicht auf Erfolg habe. In diesem Falle würde das ‚Schockwellen durch die Industrie’ schicken.
Eine ganz besonders stossende Tatsache sei die, dass Leerverkäufe nicht mehr eingedeckt werden müssen, wenn eine Gesellschaft unter den Attacken zusammengebrochen sei oder wenigstens die Börsennotiz verloren habe. Für die Leerverkäufer ist der so entstandene Gewinn (= Diebstahl der Marktkapitalisation) STEUERFREI, da es nach GAAP (generally accepted accounting practices) kein ‚revenue recognition event’ (‚Einkommensereignis’ o.ä.) und deshalb kein ‚tax event’ (Steuerfall) sei!
Nicht nur deshalb können sich die Leute wie die Maden im Speck benehmen, sondern auch, weil seit 1993 einzelne Institutionen, besonders hedge funds, market makers und arbitrage accounts vollständig davon ausgenommen seien, ihre Leerverkäufe überhaupt je durch Aktienhinterlage decken zu müssen.
Über 10,000 Hedgefonds existierten allein auf den Cayman Islands. Viele weitere an andern Orten, Puplava nannte Zypern und Costarica. Hunderte von Milliarden USD sei von diesen Leuten durch short-raids eigentlich gestohlen worden (Diebstahl der Marktkapitalisation der attackierten Firmen).
Die top 200 hedgefund-Manager würden gemäss einem kürzliche durchgeführten survey jährlich 877 Mio. USD kassieren. Irgendwo muss das Geld herkommen! Mit ihrem Raubtierinstinkt betrügen sie in grossem Stil Pensionskassen und Immobilienbesitzer (im Immobereich mit Hypotheken, Verbriefungen, Hypothekarinstituten laufe das Gleiche ab).
Die Märkte seien korrupt von oben bis unten, von hinten bis vorn. Puplava befürchtet wegen der Immobilienkrise einen weltweiten Finanzzusammenbruch einiges grösser als es derjenige von 1929 es gewesen war. Die Amerikaner hätten ein zu kurzes Gedächtnis, und seien ‚asleep at the switch’ (am Lichtschalter eingeschlafen). Ja, er sagt sogar ‚ the system will crash’ (Das System wird zusammenbrechen). Es sei ein fataler Fehler in der Demokratie, welche mit Ausnahme aller andern Systeme das schlechteste System sei, das es gäbe, dass man den Leuten, welche das Finanzsystem betreiben, nichts anhaben könne, da sie zu raffiniert, zu mächtig, zu reich und zu rücksichtslos seien. Er sieht fast keinen Ausweg, denn wenn man die Leute, welche die Sauerei verursacht hätten, weiter machen lasse, gäbe es schlicht eine noch grössere Sauerei.
Er erwähnt einen Mann, der aktuell für 11 Jahre hinter Gittern sässe und aus dem Gefängnis heraus eine Website betreibe: Antony Ogindi. Seine Organisation habe nachgewiesenermassen 2200 Firmen durch short-attacken zerstört. Und das seien nur die bekannt gewordenen Fälle.
Tragisch findet er besonders, dass heute keine kleineren und mittleren Firmen mehr eine Chance hätten, denn sie seien es gewesen, die den grössten Teil aller Arbeitsplätze und den grössten Teil aller Vermögen geschaffen hätten.
Er sagt dann doch noch, was man seiner Ansicht nach dagegen tun solle: Alle Aktionäre einer Firma sollen sich zu Interessengruppen vereinigen und zusammen mit der Firma gegen Brokerhäuser vorgehen. Denn wenn nachgewiesen werden kann, dass niemand Aktien ausgeliehen hat und trotzdem 20 Mio mehr Stücke als Aktien ausgegeben an der Aktionärsversammlung abstimmen wollen, dann wäre der Betrug offensichtlich. Ohne Zusammenarbeit aller Aktionäre ist das nie möglich.
Und man solle ‚alles auf deepcapture.com’ lesen. Auf ‚Christian Traders Radio’ habe er vor 3 Jahren eine 5-teilige Serie ähnlicher Art aus damalige Sicht gemacht ( ist natürlich auch wieder englisch…)
Ich glaube, das Wesentliche habe ich beisammen. Aber das Original zu hören, ist unübertrefflich….
Ich bin etwas geschafft, erschüttert und desillusioniert. Da analysieren wir hier mit Sachkenntnis und Engagement unsere Lieblingsaktien und dann kommen rücksichtlose Verbrecher und machen die Firmen kaputt
Das braucht nun etwas zu trinken, einen doppelten 2.69, 21-jährig, 'velvety and warming' (samtig und wärmend), ist vielleicht auch dreifach, hab's nicht abgemessen.
Lucky