ZitatOriginal von Mehlwurm
Es geht prinzipiell immer um den Verkauf von Überschüssen. Kartoffeln sind nicht ewig lagerbar und wenn der Bauer genügend zu Essen und auch ausreichend Produktionsmittel für die nächsten x Jahre hat, wird er gegen Edelmetalle verkaufen.
Soll heissen, der Bauer produziert einfach mal so drauf los seine Kartoffeln, und wenn er genug davon hat, um für sich und die seinen Kartoffelsuppe, Pommes frites und Püree zuzubereiten, dann fängt er an, seine Ernte zu verkaufen ? Ich gebe zu, dass das die Logik ist, die sich noch in vielen Ökonomie-Büchern findet. Ich äußere aber die Befürchtung, auch und vor allem aufgrund der guten persönlichen Bekanntschaft mit einer ganzen Reihe von Bauern, dass es so simpel wohl nicht ist.
Der heutige Bauer produziert das, was er meint, am besten absetzen zu können. Völlig ungeachtet seines "eigenen" Bedarfs an der Sache. Der Bauer, der heute von Zuckerrüben umsattelt auf Bioenergie, hatte zu keiner Zeit persönliches Interesse an Zuckerrüben, und er hat auch kein persönliches Interesse an Bioenergie. Er versucht lediglich das zu produzieren, was ihm ein ausreichendes Einkommen verschafft.
Nehmen wir also mal an, es herrscht bittere Not, Geld ist knapp, und du tauchst mit deinen Goldmünzen beim Bauern auf, um ihm 3 Sack Kartoffel abzukaufen. Der Bauer wird deine Goldmünzen überhaupt nur dann akzeptieren, wenn sie für seine Zwecke als "Zahlungsmittel" wiederverwendbar sind, d.h. seine Gläubiger, seine Arbeiter, etc. Goldmünzen überhaupt als solches akzeptieren.
Welchen "Wert" wird er dir dafür zubilligen ? In einem offiziellen Goldstandard-System, in dem als allgemeingültige Konvention festgelegt wird, "1 Unze Gold = 300 Euro", und demnach jeder 1 Unze Gold als Gegenleistung für einen Transaktionswert von 300 Euro akzeptieren muß, ist die Sache klar und bedarf keiner weiteren Diskussion.
Außerhalb eines solchen offiziellen Standards hat der Bauer jedoch 2 Alternativen:
a) er hat über eine bisherigen Umsätze seine eigenen Vorfinanzierungskosten , seine eigene Subsistenz, die Löhne der Arbeiter, etc. bereits erwirtschaftet. Diese 3 Säcke Kartoffel, die du von ihm haben möchtest, haben daher ein vergleichsweise geringes "Grenzprodukt", sie entscheiden für den Bauern nicht mehr über Leben und Tod. Er wird dir also deine Goldmünzen zu einem vergleichsweise "guten" Kurs abnehmen, der aber dennoch unter dem Wert liegen wird, den unmittelbar verfügbares Cash in dieser VoWi hat. Warum ? Weil er mittels Cash deutlich schneller und flexibler seine Kosten bestreiten kann, als mit deinem Gold, dieses muß er erst wieder verkaufen, oder er muß mit einem Gläubiger verhandeln, das Gold an Geldes statt zu akzeptieren, womöglich zu mindestens demselben "Kurs", den er dir gewährt hat.
b) er hat seine Kosten noch nicht erwirtschaftet. In diesem Fall ist das Grenzprodukt der 3 Säcke deutlich höher. Er wird sie dir also verkaufen, und zwar mindestens zu dem Preis, den er anderweitig erzielen könnte. Dabei wird er dir einen solchen Kurs für die Unze Gold abpressen, der nötig ist, um trotz Zahlung mittels Gold auf den selben subjektiven "Wert" zu kommen, den der Bauer mit einer Zahlung in Cash verbindet. Der Bauer wird sich also sagen, "wenn ich diese 3 Säcke am Markt verkaufe, erhalte ich 50 Euro in Cash. Cash , dass ich unmittelbar für meine Finanzierung benötige. Wenn ich jetzt stattdessen Gold akzeptiere, welchen Kurs darf ich maximal gewähren, um mit dem Gold denselben Finanzierungseffekt zu erreichen, wie mit Cash."
Der Kurs für deine Unze Gold, bzw. ihre "Kaufkraft", wird dir in einem solchen Szenario möglicherweise nicht gefallen, in Relation zur Kaufkraft von "Geld".
Zitat
Zum Thema Deflation. Da wird hier ständig aneinander vorbeigeredet. Deflation = breiter Preisrückgang bei Konsumgütern, Sachwerten (Aktien, Immobilien) und die "Alternativwährung" Gold wird auch betroffen sein. Die Kaufkraft von Geld gegenüber allen anderen Dingen steigt. Geld ist somit die ideale Anlageform. Das Problem: eine Deflation ist von Schuldner- und Bankenpleiten geprägt. Mein Geld auf dem Konto gewinnt zwar an Kaufkraft, morgen geht aber leider meine Bank Pleite und ich habe nichts davon. Deshalb muß das Geld in einer Deflation außerhalb des Bankensystems gehalten werden. Entweder bar oder als kurzlaufende Staatsanleihe (der Staat geht als letztes pleite).
Sehr gut erkannt, und sehr schön formuliert.
Zitat
Gold ist in einer Deflation neben Bargeld auch eine Möglichkeit, zumal sich die Deflation auch irgendwie mal auflösen muß !!! - entweder per Inflation oder Währungssschnitt. Eine andere Möglichkeit hat der Staat nicht, um eine Pleite abzuwenden (oder er geht bankrott und die AAA-Anleihen sind wertlos). Aus diesem Grund wird der Goldpreis in Papierwährung gerechnet fallen - Gold bleibt aber weiterhin ein Fluchtpunkt und wird gegenüber anderen Sachwerten und Konsumgütern an Kaufkraft gewinnen. Es verliert nur gegen "Geld", solange der Staat an diesem "Geld" festhält.
Auch richtig, siehe oben das Beispiel mit dem Bauern.
Zitat
Man kann ohne Gold nur mit Bargeld/Anleihen auf eine Deflation spekulieren. Wenn sie nicht kommt hat man Pech. Wenn man in der Deflation die rechtzeitige Umschichtung verpennt, hat man ebenfalls Pech.
Und wieder richtig. Wer den Verlauf der Dinge richtig einzuordnen vermag, am Gipfel einer Inflation in Cash umschichtet, und dann am Low der Deflation damit Sachwerte aufkauft, braucht wahrscheinlich sein Leben lang nie wieder zu arbeiten. Er wird reich sein wie Krösus. Wäre ich daher für Verschwörungstheorien anfällig, ich würde dieses Szenario durchaus als sehr wünschenswert für gewisse Kreise ansehen.
Das Problem ist: wenn man sich im Verlauf der Dinge täuscht, alles in Cash umschichtet, und dann die ganz große Inflation erst kommt ... tja, dann hat man leider die Arschkarte gezogen ... womit wir wieder auf Feld 1 zurück wären und uns die Frage stellen müssen: "Was kommt, Inflation oder Deflation?"