Mich ärgern die hohen Aufpreise der meisten Anlagemünzen, insbesondere beim Silber. In Foren wie diesem erkenne ich, dass diese Entwicklung von Vielen akzeptiert und sogar gefördert wird. Ich kann das beim besten Willen nicht verstehen und möchte es somit hier zur Diskussion stellen: (Falls es eine identische Diskussion bereits gibt, bitte ich dies zu entschuldigen. Ich verfolge dieses Forum seit einiger Zeit und habe keine auf die gleichen Aspekte abzielende Diskussion gefunden.)
Es geht also um das gewaltige Agio (Premium) welches für quasi alle Anlagemünzen bezahlt wird. Wer maximal viel Silber für sein Geld erhalten will, was ja eigentlich der Sinn von "Anlagemünzen" ist, der kann derzeit letztlich nur Andorra Eagle kaufen, stellenweise auch Cook Islands. Und es steht zu befürchten, dass auch bei diesen Münzen die "Aufschlagsblase" früher oder später beginnt zu wachsen, womit es dann quasi gar keine reinen Anlagemünzen in Silber mehr gäbe.
Anlagemünzen sollen wie der Name ja bereits eindeutig verkündet, der Geld-/Wert- Anlage dienen. Sie sollen also eine Möglichkeit bieten, sich Edelmetalle in einer ansehlichen, sozusagen genormten und weltweit bekannten physischen Form zuzulegen, um hierdurch den späteren Wiederverkauf aufgrund der damit einhergehenden Fälschungssicherheit zu vereinfachen. Der Gesetzgeber sieht für diese Münzen im Falle von Silber (Gold ist ja ohnehin UST-befreit) den ermässigten Mehrwertsteuersatz vor, was sie neben der oben beschriebenen relativen Fälschungssicherheit, gegenüber Barren bzw. "Rounds" von privaten Münzereien (ohne Zahlungsmittelfunktion im Herstellerland, sprich ohne Nennwert) bevorteilt.
Eine Unze Silber ist eine Unze Silber! Soviel steht mal fest! Es kann also bei der "Bewertung" als Anlageobjekt letztlich nur darum gehen, wie hoch eine bestimmte physische Form dieses Materials besteuert wird und wie problemlos sie wiederverkäuflich ist, was eng mit der Fälschungssicherheit zusammenhängt.
Die Aufschläge für bestimmte Anlagemünzen bzw. einzelne Motive und Jahrgänge hingegen sind letztlich nichts als eine "Sammler-Spekulationsblase"! Was bitteschön haben diese irrationalen, wechselnden Modeströmungen unterliegenden "Sammler-Aspekte" im Bereich der Anlagemünzen zu suchen? Haben hier die eingefleischten Numismatiker den Bereich Anlagemünzen "gekapert", nur weil es eben um kleine runde Objekte mit (theoretischer, aufgrund der Nennwerte aber nie in Anspruch genommener) Zahlungsmittelfunktion geht? Warum soll ich als reiner Anleger ohne numismatisches Faible für völlig irrationale Wertzumessungen mitbezahlen? Was soll diese Spekulationsblase mitten im ja ansich gegenteilig orientierten physischen Gold-/Silbermarkt? Ist es nicht absurd, wenn nicht gar gefährlich, die Fehler der Papierfinanzwelt ausgerechnet in diesem Bereich zu wiederholen?
Zwei Hauptanwendungen sehe ich für das Anlageobjekt Anlagemünze: Die eine ist die Nutzung im Falle eines echten Finanzcrashs (Hyperinflation), wann auch immer dieser Fall theoretisch eintritt. Für viele ist physisches Gold/Silber ja in erster Linie eine Art Versicherung gegen genau diesen Fall, den ja immerhin niemand zu 100% ausschliesen kann. Das macht also durchaus Sinn. Die andere Anwendung ist die Nutzung in ferner Zukunft, wobei man sein investiertes Geld bis dahin sicher und kaufkrafterhaltend speichern möchte. Für alle anderen Anlagezeiträume und Ziele gibt es bessere Anlageformen, daher blende ich diese bewusst aus.
Im ersten Fall - Hyperinflation/Währungsreform, Chaos, alle verlieren ihr Geld... - ist ganz sicher nicht damit zu rechnen, dass man für eine Unze "Panda" auch nur eine Kartoffel mehr bekommt als für eine Unze "Andorra Eagle". Warum also die "Aufschlagspolitik"?
Im zweiten Fall - gelegen in ferner Zukunft, wenn wir oder unsere Kinder das Edelmetall wieder gegen Geld oder sonstwas umtauschen wollen - kann kein Mensch sagen, ob die teils bis zu 100% (und sogar mehr) betragenden "Sammleraufschläge" gegenüber dem Materialwert noch aktuell sind. Auch hier die Frage: Was soll also die Aufschlagspolitik? Sie widerspricht den sonstigen (sicheren) Eigenschaften des Materials diametral! Zwar ist in ferner Zukunft mit einem so hohen Wertzuwachs zu rechnen, dass der Mehrpreis entsprechend nicht mehr so sehr zu Buche schlägt, aber 100% sicher ist das nicht und falls es aber doch eintritt: Warum bitteschön rauben sich die Anleger selbst eines Teils ihrer Rendite?
Da lese ich dann hier oder anderswo in Foren Abhandlungen darüber, warum die "Andorra Eagle" keine echte Anlagemünze wäre und dergleichen. Sorry, aber das ist doch numismatisches Seemannsgarn, welches mit dem Anlageobjekt nichts zu tun hat (s.o.)! Eine Silbermünze von einer Unze Feingewicht, welche im Ausgeberland von der staatlichen Münzerei geprägt wird und dort offizielle Zahlungsfunktion hat, somit bei uns mit nur 7% Mehrwertsteuer belegt wird, IST DEFINITIV eine Anlagemünze! Da gibt es garnichts zu diskutieren. Zum Silberpreis zzgl. Herstellungs- und Vertriebskosten und Steuer wird man die jederzeit (sofort / in einer Krise / in ferner Zukunft) wieder los. Man hält also ein Objekt in Händen, dessen Wert rein vom Silberkurs abhängt. Genau so wie es sein soll bei Anlagemünzen! Die Sammleraufschläge von Panda und Co. sind hingegen nichts als heisse Luft, die man vielleicht bei Wiederverkauf auch dem Nächsten wieder "andrehen" kann - oder eben auch nicht.
Hier hätte ich gerne Eure Meinung gehört. Habe ich nicht recht, dass sich hier die irrationale Welt der Numismatik in unvorteilhafter Weise mit der (idealerweise) rationalen Welt der Gold/Silber Geldanlage vermischt?