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zitat woernie
Hallo Auratico,
meinst Du nicht, dass im letzten Satz ein dezenter Widerspruch verborgen ist ?
Ist es nicht so, dass ein Markt um so anfälliger für Nachfrageschocks wird, je kleiner er ist ?
Wenn es um einen direkten und auch nachweislichen Nachfrageschock geht, also z.B. um plötzlich knapp werdende Rohstoffe für die verarbeitende Industrie (Dürren etc.) ja. Aber nicht, wenn es darum geht, schier unglaubliche Geldansprüche eines kredit- und zinsbasierten Systems zu transferieren und zuerst einmal einfach anspruchsberechtigt und liquide (die bösen US-Treasuries, der größte Anleihemarkt der Welt) „über die Runden zu bringen.“, wozu die meisten Vermögensverwalter zuvörderst angehalten sind. Mit welchem Erfolg, steht nicht fest.
Warum steigen in deutschen Großstädten die Immobilienpreise seit einigen Jahren enorm an, weit jenseits jeder realwirtschaftlichen Entwicklung (Zuzug, Arbeitsplätze, Lohnzuwächse usw.) ? - Weil damit (mit den dahin transferierten Summen) immer noch ein Cash Flow verbunden ist (Mieten steigen mit), ebenso wie traditionellerweise mit festverzinslichen Anleihen, die nun am Ende sind. Und weil es eben ein riesiger, aufnahmefähiger Markt ist, der Grundbedürfnisse abdeckt.
Alle, wirklich alle großen institutionellen Investmentadressen abseits von Hedge Fonds und Private Equity-Gesellschaften, können und müssen nur in Anlagen investieren, die in irgendeiner Weise laufende Renditen bringen. Die durften früher nicht einmal Apple kaufen, weil die jahrzehntelang keine Dividenden zahlten, obwohl der Kurs sich schon verzehnfacht hatte. Sollen die das ach so knappe Silber kaufen und vor ihren Anlegern im Rentenalter einen Preisverfall von 70% ohne laufende Zinszahlungen/Dividenden rechtfertigen ?
Jeder Terminmarktteilnehmer, nicht Kleinkunde beim örtlichen Münzenheini, kann sich heute Silber am Fälligkeitstag zu ca. 16$/oz ausliefern lassen. Go for it, wenn es denn da zumal aktuell wirklich so unglaublich knapp zugehen sollte.
Das Hauptgeschäft sind neben Währungstransaktionen/Absicherungen Schuldverschreibungen jedweder Form (90 Millionen Kapitallebensversicherungen allein in Deutschland). Bringt nun nix mehr aktuell und auch nicht in absehbarer Zeit – Aktiendividenden ersetzen inzwischen mehr und mehr diesen Renditezwang; u.a. deshalb steigen die Aktien weiter, über ihre traditionellen Bewertungsmaßstäbe hinaus. Sparer bekommen nichts mehr und werden sich über ihre billionenschweren Anlagenverwalter (z.B. US-Pensionsfonds) zu sehr hohen Bewertungen vermehrt in Aktien einkaufen müssen, temporäre Rückschläge eingeschlossen. Und zu einem Teil auch in andere Märkte, ja, auch zu einem gewissen Grad in Gold und natürlich in städtische Wohnimmobilienmärkte.
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Wenn ich als Spekulant auf die erste Aussage , nämlich darauf 'dass unglaubliche Beträge in Sicherheit gebracht werden müssen', spekulieren möchte, dann habe/hätte ich doch im kleinsten Markt die größten Chancen/den größten Hebel ?
Ja klar, das machen Spekulanten, dass mit Hebel an den Terminmärkten spekuliert wird – das machen aber die billionenschweren Pensionskassen, auf die es ankommt oder eine Allianz in Deutschland nicht bzw. nur in beschränktem Umfang. Was viele Dauergoldbullen nicht wahrhaben wollen, ist – und darauf weist u.a. Armstrong hin - dass der Goldpreisanstieg auf $ 1900 oz genauso von Futurespekulation (in diesem Falle eben long, von Hedgefonds z.B.) angetrieben wurde wie der nachfolgende Abstieg - der sich auch wieder einmal umdrehen wird.
Die physische Nachfrage dürfte sogar inzwischen deutlich höher liegen als etwa 2011 und dennoch ist der Preis noch am Boden – und übrigens, was viele nur aufs Gold fixierte Zeitgenossen nicht wahrhaben wollen, auch die Preise etlicher anderer terminmarktgehandelter Güter von Rohöl bis Kupfer und Mais. Es gibt nicht nur Gold und Silber.
Viele der Spekulanten, die den Futuregoldpreis gehebelt hochgetrieben haben, sind längst mit wehenden Fahnen raus aus diesem Markt. Irgendwann werden sie zurückkommen. Ein Teil der Gold-Community meint nein, es wird dann wegen physischer Knappheit nur noch einen Spotmarkt geben, die Asiaten werden es schon richten.
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Das müsste doch auch ein schlauer Kopf wie Armstrong 'merken' .
What goes up, must come down, sagt er immer wieder, so banal sich das auch anhören mag. Welcher Markt steigt 11 Jahre und mehr ohne schwere Delle ? Und umgekehrt – kaum eine Anlageklasse bleibt ewig am Boden. Er versucht, ziemlich selbstbewusst auf der Basis seines Systems vorauszusagen – das ist sein Anspruch (Anmaßung ? ) – wann sich was wie verhalten wird. Für ihn gibt es beim Gold auch keine wirkliche Knappheit (ein sehr wichtiger Punkt, den man auch anders sehen kann), sondern er sieht darin eine Preisfrage: bei $ 1900/oz in 2011 gab es viel mehr Verkaufswillige als Käufer, Tusch und abwärts geht´s für etliche Zeit.
Goldbullen hätten im großen Stil nachlegen können, sich tonnenweise Gold sichern und ausliefern lassen können. Stattdessen wurden über Jahre hin die zuvor mächtig angewachsenen ETF-Bestände der kurzfristigen börsenaffinen Goldanleger abverkauft.
Armstrong sieht Gold nicht, wie viele Goldbullen, als Geld. Diese Zeit ist seit 1971 und der Freigabe der Wechselkurse vorbei. Wollte man das Gold wieder als Geld „einfangen“, müssten die Notierungen schier astronomisch sein angesichts der inzwischen aufgelaufenen Fiat-Geldmengen.
Eine deflationäre Schuldenkonsolidierung, ein brutales Zurechtstutzen eines völlig aus dem Ruder gelaufenen überschuldeten Systems ist nach Armstrongs Meinung ungleich wahrscheinlicher. Warum sollte Gold als traditioneller, leicht transportabler Vermögenswert dabei schlecht abschneiden ? Nein, aber alle Realgüter werden begehrt sein, vor allem solche, die nah an dem sind, was die Menschen brauchen. Und eben die gut aufgestellten Unternehmen mit cash, die diese Güter herstellen.
Grüße
auratico