Dazu passend, habe ich einen Klassiker aus dem Goldseitenforum hervorgeholt und aneinandergefügt.
Eine literarische Sternstunde von MISANTHROP, KAUFRAUSCH und CAPTAIN PROTON vom Januar 2006 unter:
GoldSeiten-Forum.de » Wirtschaftlicher Bereich » Tagesgespräch zu Börse und Wirtschaft » Börse Tokio nur eine Ausnahme?
Nebelschwaben ziehen durch die Straße und verschlucken den stumpfen Aufschrei eines Bankkunden, der in einer dunklen Gasse von dem Mob ausgeraubt wird. Der Priester am Suppenstand betet das "Ave Maria" und ein dreibeiniger Hund pieselt an die Kellergitter der Bank.
Ein Polizeipanzerwagen biegt um die Ecke und bleibt stehen. Das flackernde Blaulicht wirft gespenstische Schatten. Dann fährt der Wagen leise weiter in eine unbekannte Richtung.
Die Nebelschwaben vermählen sich mit der Dämmerung. Sie bricht herein! Die Nacht. Dunkel wards. Der Mond schien helle. Als ein Auto, blitzeschnelle, langsam um die Ecke fuhr. Drinnen lagen stehend Goldbarren. Der Bankdirektor lenkte den Wagen persönlich. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Die unterschlagenen Goldbarren schlugen leise aneinander und ließen ihren unverwechselbaren stumpfen, dumpfen Klang hören.
Das Lenkrad fest umklammert, steuert der Bankdirektor langsam auf die Hauptstraße zu, die im Schein brennender Holzbarrikaden ihr flackerndes Antlitz entblößte.
Gebückte Gestalten huschten schemenhaft vorbei und die Dunkelheit verschluckte sie. "Hoffentlich komme ich an der Barrikade vorbei", dachte sich der Bankdirektor und umklammerte das Lenkrad noch fester. Sein ausgeklügelter Fluchtplan duldete keine Verzögerung, denn das Volk rottete sich zusammen. Das konnte man überall sehen, in diesen Tagen. Und Bankdirektoren hatten an Ansehen verloren. Man war froh, Leib und Leben gerettet zu haben.
Nun aber ging es um's Ganze. Das Vermögen der Bank stand auf dem Spiel. Was sollten diese Taugenichtse da draußen schon mit dem Gold anfangen können? Der Direktor hielt an der Straßensperre, als es ihm bedeutet wurde. "Was haben Sie da hinten geladen?" fragte ein mürrischer Langhaariger mit zerrissenen Hosen. "Goldbarren!" grunzte der Direktor und setzte sein breitestes Grinsen auf. "Durchsuchen!" befahl der Langhaarige ein paar Punks, die neben ihm standen. Da fiel ein Schuss ... Der Langhaarige schaute verdutzt, torkelte leicht und fiel dann mit einem leichten Grinsen auf den Lippen rückwärts in eine Pfütze. Die Punks schauten sich an und verschwanden schnell in der Dunkelheit. Der Bankdirektor steckte seinen Revolver ein, schloss die Seitenscheibe und trat das Gaspedal seines 200er Diesel durch. Mit leichtem Aufbäumen zog das Gefährt an und die Goldbarren ließen ihr metallisches Lied hören. "Noch so eine Verzögerung und der Flieger ist ohne mich weg.....", murmelte der Bankdirektor und sein Fuss trat das Gaspedal noch weiter durch, so das der Wagen auf der regennassen Straße leicht ins Schlingern kam.
Die Barrikade lag hinter ihm und das fahle Licht der Straßenbeleuchtung ließ gespenstische Schatten an den Häuserwänden auftauchen.
Der Motor summte sein sonores Lied und das Klingklang der Barren verstummte, denn die Straßen waren besser hier, im Südwesten der Stadt. Aber es war jetzt fast gespenstisch still. Niemand war mehr hier auf den Straßen zu sehen. Viele waren weggezogen. Der Direktor dachte nach. Würde seine Beech noch im Hangar stehen? Wäre sie noch flugtauglich? Oder hatten vielleicht längst dunkle Gestalten die Avionik geklaut? Oder das Avgas aus den Tanks gezapft? Die Straße machte jetzt eine leichte Biegung und es ging durch ein kleines Waldstück. Der Regen tropfte hier noch von den Tannen auf die Straße. Es war feuchtkalt und ein eigenartiger Modergeruch lag in der Luft, der aber nicht von den Tannen zu kommen schien. Der Bankdirektor riß das Duftbäumchen ab, das am Spiegel baumelte und warf es angewiedert aus dem Fenster des Wagens. Der Airport lag vor ihm.
Schnell lud er die Goldbarren in seine Beech, rollte zum Rollhalteort der Startbahn 31, wartete auf die Startfreigabe des Towers und nachdem das ready erfolgte, schob er den Gashebel nach vorne und nahm Fahrt auf. Das Ende der Landebahn kam immer näher. Der Flieger nahm kein Fahrt auf. Jetzt setze er alles auf eine Karte. Nach 1.200 Metern war das Landebahnende erreicht. Die Fahrt reichte nicht aus und die Beech krachte in den Fangzaun und brannte aus. Das Gewicht der Barren war einfach zu hoch. Der Bankdirektor konnte sich gerade noch rechtzeitig retten. Außer ein paar Schürfwunden hatte er nichts abbekommen. Allerdings war nun guter Rat teuer. Die Feuerwehrwagen rückten an und löschten den Brand. Verstört fuhr der Direktor in einem roten Wagen zum Tower mit zurück. Das Gold hatte glücklicherweise bisher niemand bemerkt. Er überlegte, während er die Wendeltreppe zu Charlie hinaufstieg, was als nächstes zu tun sei. Da klingelte sein Handy . Seine Frau war dran und fragte nach wo er blieb. Das Essen stünde schon auf dem Tisch. Angewiedert und ohne Antwort schmiß er das Handy aus dem Feuerwehrwagen. Wie würde er jetzt nur rechtzeitig zu seiner Geliebten kommen, die am Frankfurter Flughafen auf ihn wartet? Die beiden Tickets in die Karibik für sie und für ihn verbrannten gerade in der Beech, die Barren hatten ihre Schmelztemperatur erreicht und tropften auf die Landebahn.
Sein linker Arm schmerzte und er dachte nach. Das Heulen von Sirenen weckte den Frühpensionär aus dem unruhigen Schlaf. Irgendwas muss auf dem kleinen Flughafen passiert sein, denn ein rötlicher Feuerschein flackerte hinter dem Wäldchen. Er war wohl doch eingeschlafen, nachdem er so lange grübelnd im Bett lag. Den halben Tag hatte Er vor der Bank verbracht und gewartet.
Am Nachmittag versuchte Er, den Bankdirektor am Telefon zu erreichen. Vergebens. dabei war Er mit dem Direktor befreundet. Sein liebster Tennispartner. Der Pensionär sah zu seiner Frau herüber, die friedlich schlief. Sie wird schon Recht haben, als sie sagte, der Bankdirektor hat an solche Tagen keine Zeit zum telefonieren. Sie meint auch, daß morgen ganz bestimmt die Bank wieder geöffnet ist.
Schliesslich leben Wir in in einem Rechtsstaat, wo Eigentum das höchste Recht darstellt. Das gilt auch für unsere Goldbarren. Ja, ich habe Alles richtig gemacht, dachte der Frühpensionär. Einige Goldbarren gekauft, als es noch richtig billig war. Und da Er einen Bankdirektor zum Duzfreund hat, war für die sichere Verwahrung des Goldes auch gesorgt. Der Frühpensionär dachte, jetzt muss ich noch etwas Schlaf finden und morgen früh um 9 Uhr hole ich das Gold ab. Meine Frau wird Recht behalten und die Bank hat morgen geöffnet.
Alles wird gut dachte er. Dann schlief der Pensionär ein. Er träumte schlecht. Im Traum sah er den Bankdirektor mit den Goldbarren abhauen. Er sah, wie der Direktor in den Zaun krachte, die Wendeltreppe hochstieg und das Handy aus dem Feuerwehrwagen schmiss.
Schweißgebadet wachte er auf, als das Telefon schrillte. Die schnarrige Stimme am anderen Ende der Leitung kannte er von irgendwoher. Sie befahl, dass er so schnell wie möglich seinen Lada mit dem großen Hänger an den Rand der Stadt fährt. In dem Pensionär stiegen unwillkürlich Fragen hoch: "Wer, wie, was, warum, woher, ..." stammelte er. "Später!", raunzte der Bankdirektor am anderen Ende der Leitung. Dann beschrieb er ihm den genauen Weg zur Absturzstelle. "Ja, aber ..." bekam der verdutzte Pensionär noch gesagt, dann war die Leitung tot. Jetzt war auch seine Frau erwacht. "Was ist, Dickerchen?", fragte sie ihn mit leicht näselnder Stimme. "Ach nichts, ich muss los" . Er zog sich an und hustete sich dabei fast die Luge aus dem Leib "Scheiß Raucherhusten", dachte er, nahm sich von irgendwoher ein Sockenpaar, roch daran und zog sich diese im Dunkeln an. Dann schlurfte er in die Küche, zündete sich seinen alten Stumpen an und suchte seine ausgelatschten Schuhe die er unterm Küchentisch auszuziehen pflegte. Dabei stieß er sich an der Kante der Küchentischs und seine Frau keifte. "Eines Tages dreh ich ihr die Gurgel um", dachte er noch, zog die Haustüre hinter sich zu und ging zu seinem Lada.
Er war auf dem Weg zum Flughafen. Es regnete und die Scheibenwischer konnten nicht so schnell wischen wie der Regen fiel. Vor ihm fuhren 2 Fahradfahrer auf einem Tandem. Plötzlich rutschte der erste Radfahrer mit dem Fuss vom Pedal und verriß den Lenker. Der alte Mann in dem Lada konnte nicht mehr reagieren und erwischte das Tandem in voller Breitseite. Der Stumpen fiel ihm aus dem Mundwinkel, sein Handy klingelte, der Regen prasselte noch stärker
auf das Wagendach und vermischte sich mit dem Blut auf der geborstenen Windschutzscheibe.
Quitschend kam der Wagen zum Stehen. Wie ein riesiges Spinnennetz haben sich Risse über die Scheibe gezogen. Doch der Pensionär sah weder die flache Delle auf der Motorhaube noch die 2 reglosen Gestalten im Rückspiegel, die mit den unnatürlich verkrümmten Gliedmassen an Schaufensterpuppen erinnerten.
Nein er blickt immer noch in die Augen der jungen Frau, deren Gesicht sich scheinbar in Zeitlupe der Windschutzscheibe seines Autos nähert. Diese hellgrauen, weit aufgerissenen Augen. Nur langsam verschwindet dieses Bild.
Der Motor ist abgewürgt, nur ein leises Klingeln unter seinem Sitz stört die Stille. Wie im Reflex greift die zittrige Hand nach unten. Beim zweiten Versuch findet der Daumen den kleinen grünen Knopf und der alte Mann drückt sich das Handy scheinbar mit aller Kraft an das rechte Ohr, um zu hören wer dran ist. In dem Augenblick verstummte das Handy. Er schreckte zusammen, als es an der Seitenscheibe derb hämmerte. Er kurbelte die Seitenscheibe runter. Da stand sein Direktor. "Rutsch auf den anderen Sitz" krächzte der und schob ihn mit einer Handbewegung auf den Beifahrersitz. "Ich fahre." sagte der Direktor bestimmt. Dann setzte sich der Wagen wieder in Bewegung. Der Pensionär versuchte zu erklären: "Ich habe gerade, - das Blut, siehst Du, ...". "Still jetzt, später!" sagte der Bankdirektor. "Hast Du die Beretta mitgebracht?" Der Pensionär nickte und zeigte nach hinten auf den Rücksitz. Der Direktor nickte zufrieden, als er barsch bremste.
Es sah unwirklich aus. Düster und bedrohlich. Die letzten Rauchschwaden bahnten sich den Weg aus dem Flugzeugwrack. Unter dem Wrack hatte sich eine goldgelbe Masse gesammelt. Eine Art Platte mit unbestimmten Abmaßen. "Hol die Brechstange!" befahl der Direktor. Der Pensionär gehorchte. Schon früher war das Verhältnis nicht zum Besten bestellt gewesen. Und wenn der Pensionär doch mal widersprochen hatte, ging immer irgendwas schief. Also hatte er sich angewöhnt, wenig Fragen zu stellen, wenn der Direktor einen Wunsch hatte. Sie lösten die Goldplatte mit der Brechstange vom Asphalt der darunter liegenden Straße. Die Platte musste mindestens ein Gewicht von 250 kg haben. Es war schwer, aber sie schafften es schließlich schnaufend, die Platte auf den Hänger zu hieven. Plötzlich klingelte wieder das Handy. "Guten Morgen, Dickerchen! Das Frühstück steht auf dem Tisch.
Wo bleibst du nur? Du weisst doch, was Du heute alles zu erledigen hast! Also trödel nicht und komm nach Hause ...."
Der Pensionär hielt das quäkende Handy weit von sich. Mein Gott, wie verhasst Ihm diese Stimme in den letzten Jahren geworden war. Dieses sinnentlehrte Gezeter. und immer mit einem anklagenden Unterton. Nein, es ist nicht mehr zum aushalten. Der Direktor sah mit einem kaum merklichen Kopfschütteln kurz auf das Handy. Da wusste der Pensionär:Ich muss diese Stimme nie mehr ertragen. In einer nahezu optimalen ballistischen Bahn flog das Handy über den nahen Flughafenzaun und landete im Unterholz.
"Also komm, Wir haben keine Zeit" sagte der Direktor. Dann fuhren sie mit dem Hänger zum Hangar. Sie hievten die Goldplatte in die Reservemaschine des Direktors. Dann flogen sie damit in ein Steuerparadies. Sie versuchten, das Gold zu verkaufen. Leider war aber in der Zwischenzeit die Krise überwunden worden und das Gold auf einen historischen Tiefstand von 10 RFIDschekel pro Unze gefallen. RFIDschekel war die neue Weltwährung geworden. Daraufhin genehmigte sich der Pensionär einen Whiskey, während der Direktor seine Kleinkalibrige hervorholte. Erst zielte er damit auf sein Whiskeyglas dann auf Hugo, den Pensionär. Der Knall zerstörte die friedliche Ruhe des einsamen Platzes. Bunte Papageien stoben mit Gekreische aus den umliegenden Bäumen.
Hugo bekam von alledem nichts mehr mit. Der Direx nahm das Glas und leerte es in einem Zug.
Der irische Saft brannte in der Kehle. "Dann ist mein Rachen wenigstens desinfiziert", dachte der Direx und lachte mit einem wirren Blick in den blutunterlaufenen Augen den Papageien hinterher.
Der Zeitungsbote warf die neue Tageszeitung in den Vorgarten. Der Direx spannte den Abzug seines "kleinen Freundes" Die Vögel setzten sich wieder auf den Bäumen ab. "Peng"
Das leere Glas fiel zu Boden. In großen Lettern prangte die Headline der Zeitung in der Sonne:
CHINA KAUFT DEN GOLDMARKT LEER.....Finanzminister Knall Peng kauft die Unze zu jedem Preis.
Und die Moral von der Geschicht'
häng Dein Leben
an's Golde nicht!