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Eiskalt umdeponieren von Hanna Grabbe - FTD.de, 08.01.2009
Mietkautionen sind meist nicht zu umgehen. Wer das eingefrorene Geld clever anlegt, kann davon profitieren.
Gepflegt, geputzt und frisch gestrichen, so wünscht man sich das neue Heim beim Einzug. Damit das auch beim Auszug wieder so ist, bezahlt der Mieter eine Kaution. Für den Vermieter bietet sie Sicherheit, Mieter dagegen ärgern sich meist über das eingefrorene Geld, das langfristig an Wert verliert. Doch wer seine Kaution geschickt anlegt, kann damit sogar Geld verdienen.
Erste Voraussetzung ist, dass der Vermieter mit der Art der Kaution einverstanden sein muss. Ein Recht, das Geld auf einem speziellen Mietkautionskonto zu deponieren, hat der Mieter nicht. Das Gesetz schreibt lediglich vor, dass der Vermieter die Kaution getrennt von seinem Vermögen anlegen muss, damit das Geld geschützt ist, falls der Vermieter Insolvenz anmeldet.
Die gängigste Methode ist, ein ganz normales Sparbuch zu verpfänden. Das Konto läuft auf den Namen des Mieters, der es an den Vermieter verpfändet. Damit kann der Vermieter jederzeit auf das Konto zugreifen, der Mieter muss darüber aber informiert werden und hat somit die Kontrolle über sein Geld. Außerdem bleibt die Summe bei Insolvenz des Vermieters unangetastet. Allerdings bekommen die Anleger bei einem Sparbuch meist nur ein halbes oder ein Prozent Zinsen - bedenkt man den Kaufkraftverlust, bedeutet das bei langfristigen Kautionseinlagen ein Verlustgeschäft.
Eine Ausnahme bildet das Mietkautionskonto der Umweltbank, das mit 3,25 Prozent im Vergleich sehr gut verzinst ist. Allerdings ist die Umweltbank lediglich Mitglied in dem gesetzlichen Einlagensicherungsfonds, nicht aber wie die meisten anderen Banken in einem zusätzlichen privaten Sicherungsfonds. "Das ist gerade in Zeiten wie diesen nicht empfehlenswert", warnt Michael Sittig, Finanzexperte der Stiftung Warentest.
Neben dem üblichen Sparbuch ist ein verpfändetes Tagesgeldkonto eine Alternative. Es ist genauso sicher wie das Sparbuch, bietet aber höhere Zinsen. Jedoch ist es nicht bei allen Banken möglich, das Tagesgeldkonto zu verpfänden. Viele Banken räumen diese Möglichkeit nur auf Anfrage ein, etwa die DAB Bank, die Neukunden mit 5,5 Prozent Zinsen für Tagesgeld wirbt.
Nach dem gleichen Prinzip können auch Fondsanteile an den Vermieter verpfändet werden. Unter anderem bei Deka oder DWS bekommen Kunden problemlos die nötigen Verpfändungsformulare. Zwar locken hier hohe Renditen, doch diese können stark schwanken "Der Mieter sollte wissen, dass seine Kaution auch im Wert sinken kann", sagt Michael Sittig. "Selbst einige gern als Alternative zum Tagesgeld angebotene Geldmarktfonds mussten in der Finanzkrise Einbußen hinnehmen." Auch seien fixe Kosten etwa für die Depotführung nicht zu unterschätzen. "Die tollsten Renditeaussichten bringen nichts, wenn die tatsächliche Rendite durch Gebühren wieder aufgefressen wird." Wer dennoch auf Fonds setzen will, sollte sich an Rentenfonds halten - mit einer risikoarmen Anlage sind auch die Vermieter am ehesten zu überzeugen.
Wer seine Kaution nicht direkt auf den Tisch legen kann oder will, für den könnte eine Bankbürgschaft die Lösung sein. Allerdings geht diese oft mit einer hohen Bereitstellungsgebühr und jährlichen Prämien einher, die je nach Bonität des Kunden variieren. Viele Banken stellen eine Bürgschaft für Privatleute gar nicht erst zur Verfügung.
In diese Marktlücke stoßen seit kurzem Anbieter wie die Eurokautions GmbH oder die Deutsche Kautionskasse. Das Unternehmen vermittelt eine sogenannte Wohnbürgschaft, eine Art Versicherung auf den Kautionsfall. Dabei muss kein Geld hinterlegt werden, denn der Mieter zahlt die Kaution erst, wenn es tatsächlich erforderlich wird. Im Kautionsfall bekommt der Vermieter das Geld vom Bürgschaftsgeber. Bei der Deutschen Kautionskasse ist das der Versicherer AIG, dieser fordert es dann wiederum beim Mieter ein.
Für den Mieter liegt der Vorteil auf der Hand: Er kann das Geld gleich in die neue Wohnung investieren. Nachteil: Voraussetzung für die Bürgschaft ist eine umfassende Bonitätsprüfung. Gegen die Wohnbürgschaft sprechen auch die laufenden Kosten: Neben der einmaligen Urkundengebühr von 50 Euro fallen jährlich fünf Prozent Prämie und zehn Euro Verwaltungsgebühr an. Wer also eine Bürgschaft über 3000 Euro beantragt, zahlt dafür jedes Jahr 160 Euro.
Finanzexperten sehen derzeit eigentlich nur eine lohnende Adresse, um Mietkautionen anzulegen: die Bundesfinanzagentur. Künftig soll es möglich sein, mit einem speziellen Formular die Tagesanleihe des Bundes zu verpfänden - auch als Mietkaution. Das neueste Bundeswertpapier kombiniert die tägliche Verfügbarkeit eines Tagesgeldkontos mit der Rückzahlungssicherheit einer Bundesanleihe. Derzeit liegt der Zinssatz für die Tagesanleihe bei gut zwei Prozent, er war aber auch schon doppelt so hoch. "Das Ding ist unschlagbar", sagt Max Herbst von der FMH Finanzberatung. Problem: Das Formular ist noch nicht auf dem Markt. "Spätestens im Frühjahr 2009" werde es aber erhältlich sein, versichert ein Sprecher der Finanzagentur.