Beiträge von Mehlwurm

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    Zwei sehr gegensätzliche Ansichten. Wie kommt es dazu?
    Weil jeder nur einen Teil des Problems sieht - oder sehen will.


    Besser ist: oder sehen kann. Jeder hat seine eigene Erfahrungswelt. Ich bin deutschlandweit unterwegs. Ich weiß, wie schwierig es bspw. in Aschaffenburg ist bzw. war, einen arbeitswilligen, bezahlbaren Lagerarbeiter (Qualifikation egal) zu bekommen. Als Bayer oder Baden-Württemberger würde ich Echtsilbers Aussage wahrscheinlich unterschreiben. Ich kenne aber auch die Zustände in Stadt Brandenburg (als Extrem) und anderswo. Auf die gleiche Stelle bewerben sich dort 100+ Arbeitssuchende mit abgeschlossener Berufsausbildung. Die reißen sich bei der Arbeit noch ein Bein aus (wegen des Konkurrenzdrucks) und werden schlechter als in Süddeutschland bezahlt.


    Aus diesem Grund habe ich etwas gegen Echtsilbers Verallgemeinerung.

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    Jaja... die armen Leute.. sie können ja nix dafür... Gut, sie haben keine oder kaum Schulbildung, entweder weil sie es wirklich nciht verstehen, oder eher, weil sie es nie verstehen wollten, und Schule für sie nur störend war. Wenn sie überhaupt eine Ausbildung gemacht haben, dann diese auch mehr schlecht als recht... denn Bock hatten sie dazu auch nicht...


    Erzähl das bitte den gut ausgebildeten Facharbeitern, die ich zum 01.01. in Kurzarbeit schicken muß (nein, ich bin kein Unternehmer sondern auch nur angestellt). Mit Pech geht es danach gleich in die Arbeitslosigkeit. Heute wertvolles Mitglied der Gesellschaft, morgen "dumm, faul und Schmarotzer" (gemäß deiner Definition).


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    Wir haben 2006 versucht Leute zu finden, die wir kostenlos in Konstruktion und CAD ausbilden können, damit unsere Kunden im Maschinen- und Anlagenbau Leute für Entwicklung, QM, AV haben. Wir haben niemanden gefunden und die zuständigen Damen und Herren vom A-Amt, hatten niemanden, den sie uns vermitteln konnten.


    Das Arbeitsamt hat noch nie anständig vermittelt (kenne kaum noch Firmen, die gute Stellen über das Amt besetzen). Vielleicht war eure Suche auch nicht besonders effizient. Vielleicht habt ihr auch nur den falschen Standort? Im Südwesten der Republik mit Arbeitslosigkeitsraten von unter 5% kann die Suche schwierig sein. Komm aber mal in den Norden oder geh in den Osten - du wirst überhäuft mit Bewerbungen. Mich nervt nur deine Verallgemeinerung und Arroganz. Nur weil man bspw. die bayerischen Verhältnisse kennt, hat man noch lange keinen Einblick in die Situation der "Schmarotzer" in anderen Teilen der Republik.


    Ich weiß, gleich kommt das Schlagwort "Flexibiltät". Die die es sich leisten können (jung, keine Familie), sind schon längst weg. Die Anderen können nicht zwangsläufig, da Häuser, arbeitende Ehegatten, Angehörige, Kinder usw. ein Hindernis sein können.

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    Na sowas. Was sind denn 18%? Die Mehrheit?


    Echtsilbers Rechnung: 80% Mitte (Unternehmer, Selbstständige, gut bezahlte Arbeitnehmer usw. = Hauptsteuerzahler) + 2% "Oben" + 18% Geringverdiener, Arbeitslose usw. = 100%.


    Laut Echtsilber sind diese 18% "das Prekariat, aus faulen, dummen und Versagern". Diese 18% Prozent bestehen aber nur zu einem Bruchteil (=Minderheit) aus echten Schmarotzer.

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    Noch gehören 80% der Deutschen zur Mitte, nämlich die, die mehr als 50% der Gehaltes abgeben müssen. So wie die von dir angesprochenen KMU. Denn diese haben Gehälter erhöht... aber Netto kam nichts beim Bürger an.


    Warum kam Netto nichts an? Weil oben entlastet wurde auf Kosten der Mitte, die die Zusatzkosten in Form erhöhter Steuern tragen muß -> indirekte Umverteilung nach oben.


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    2% der Deutschen, gehören vielleicht zu denen, die du Oben nennst. Dazu gehören aber auch alle Politiker und Lobbyisten.


    2% sind viel, wenn entprechend viel Vermögen (in absoluten Zahlen) dahinter steht. Wenn da zu stark entlastet wird, reichen auch deine 80% Mitte nicht aus, um den Steuerausfall zu kompensieren.


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    Die restlichen 18% sind das Prekariat, aus faulen, dummen und Versagern...


    Ich wünsche dir, dass dich die kommende Depression mit voller Wucht erwischt - also Arbeitslosigkeit oder Konkurs falls selbstständig. Dann bitte bloß keine Hilfe vom Staat oder der Suppenküche in Anspruch nehmen. Mann, ich kenne Leute in meinem Dorf, die 35 und mehr Stunden in der Woche arbeiten und trotzdem zur Arge müssen, um das Gehalt aufzustocken (1,35 Millionen gibt es davon momentan). Und das sind keine dummen Leute, sondern durchaus welche mit Ausbildung. Gleiches gilt auch für die arbeitslosen 50+ Ingenieure und Armutsrentner, die dir deine Ausbildung und die heutige Infrastrukuktur bezahlt haben. Echte Schmarotzer gibt es zwar auch, die sind aber die Minderheit.

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    Wo ist denn die Umverteilung?


    Wer verteilt an wen?


    1) Die Wertschöpfung geht immer mehr zugunsten des Kapitals - sinkende Reallöhne, Lohnquoten etc.-> Verteilung von der Mitte nach oben.
    2) Der Staat hat die Situation durch Entlastung der oberen Einkommen, Kapitaleinkommen etc. verschärft. Um die soziale Gleichheit und die Gesellschaftsstrukturen zumindest rudimentär aufrecht zu erhalten, mußten deshalb die Arbeitnehmer/Mitte immer weiter belastet werden. -> Verteilung von der Mitte nach unten und indirekt auch nach oben, da die Mitte jetzt die zusätzlichen Kosten/Entlastung von "Oben" tragen muß.
    3) Die notwendige Verteilung von oben nach unten (bzw. zur Mitte) wurde durch den Staat stark reduziert. Die Arbeitsmarktreformen haben Punkt 1 ermöglicht, die Steuergesetzgebung ist für Punkt 2 verantwortlich.


    PS: Zur Mitte zählen auch die KMUs, die so ziemlich verar... wurden. Man kann zwar viel über den Punkt soziale Gerichtigkeit/notwendige Umverteilung streiten, die Frage "Wer verteilt an wen" ist allerdings reichlich naiv. Die Umverteilung nach oben ist übrigens neben der Geldpolitik ein Hauptgrund für die aktuelle Krise. Das "Oben" hatte ernorme Überschußrenditen und -kapital, mit dem es nichts anzufangen wußte. Also wurde es so spekulativ angelegt (Private Equity, Hedgefonds, strukturierte Produkte usw.), wie man es gesehen hat.