FRANKFURT (Dow Jones)--Bei außerordentlichen Repo-Geschäften der US-Notenbank, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat sich am Mittwoch eine starke Nachfrage ergeben. Dabei teilten die Fed 20 Mrd USD, die EZB 10 Mrd USD und die SNB 4 Mrd USD an zusätzlicher Liquidität zu, um der Liquiditätskrise an den Geldmärkten zu begegnen.
Beobachter verwiesen darauf, dass die Liquiditätsspritzen vor allem psychologisch von großer Wichtigkeit seien. Es sei fraglich, ob sie nachhaltig zu niedrigeren Geldmarktsätzen führen würden.
Im Einzelnen stieß das Repo-Geschäft der US-Notenbank mit einer Laufzeit von 28 Tagen auf ein Bietungsvolumen von 61,553 Mrd USD. Das Geschäft wurde zu einem marginalen Satz von 4,65% abgewickelt, wie die Fed mitteilte. Der Mindestbietungssatz für das Geschäft wurde mit 4,17% angegeben.
Drei weitere Repo-Operationen zur Behebung des Ungleichgewichts am US-Geldmarkt sind vorerst noch geplant, das nächste steht bereits für den 21. Dezember an. Es wird eine Laufzeit von 35 Tagen haben, bei einem beabsichtigten Zuteilungsvolumen von ebenfalls 20 Mrd USD und einen Mindestbietungssatz von 4,15%.
Beim parallel laufenden Tender der EZB, der zu den gleichen Konditionen wie die Fed-Operation abgewickelt wurde, hatten 39 Institute Gebote über 22,08 Mrd USD abgegeben. Die 10 Mrd USD für die Zuteilung wurden dabei im Rahmen einer Devisenswap-Linie von der Fed zur Verfügung gestellt.
Allerdings hatte die EZB am Dienstag einen auf Euro lautenden Tender von ganz anderer Dimension abgewickelt: Bei dem 16-Tage-Repo hatte die Notenbank den Rekordbetrag von 348,6 Mrd EUR in den Markt gepumpt. Angesichts eines am selben Tag auslaufenden Geschäfts über 218,5 Mrd EUR gab die EZB damit 130 Mrd EUR an frischen Mitteln an die Banken.
Ferner hatte die EZB am Mittwochvormittag bereits bei einem langfristigen Refinanzierungsgeschäft knapp 50 Mrd EUR zugeteilt. Gleichzeitig entzog sie kurz danach dem Markt ganz kurzfristige Liquidität über 133 Mrd EUR. Für Freitag steht ein weiterer Dollar-Tender über 10 Mrd USD an; auch dieser findet zeitgleich mit der Fed-Operation statt.
Nachdem die Geldmarktsätze im Euroraum am Dienstag noch kräftig gefallen waren, zeigten sie sich am Mittwoch eher stabil. Dreimonatsgeld notierte zur Haupthandelszeit zwischen 4,74% und 4,78% (Dienstag: 4,75% bis 4,85%), Sechsmonatsgeld zwischen 4,73% und 4,78% (4,70% bis 4,85%). Insgesamt liegen die Zinsen über einen Großteil des Fristenspektrums aber weiterhin über den Sätzen, die beim gegenwärtigen EZB-Leitzins von 4,00% normal wären.
Geldmarktexperten hoben angesichts der eher geringen Zuteilungsmengen bei den Dollar-Operationen deren psychologische Wirkung hervor: "Es zählen nicht so sehr die Repo-Volumen, sondern vielmehr die Tatsache, dass hier Vertrauen in die Märkte gepumpt wird", sagte Henry Munster von Dexia-BIL.
Auf jeden Fall zeigt die hohe Nachfrage, unter welcher Anspannung die Geldmärkte leiden", erklärte T.J. Marta von RBC Capital Markets. Bis Jahresende rechne er angesichts der konzertierten Notenbank-Anstrengungen mit einer entspannteren Lage an den Geldmärkten. Danach könnten die Probleme aber von neuem beginnen, so Marta.
Die SNB teilte bei ihrem 28-Tage-Tender 4 Mrd USD zu, was ebenfalls der beabsichtigten Zuteilungsmenge entsprach. Das Geschäft wurde zu einem marginalen Satz von 4,50% abgewickelt, das Bietungsvolumen belief sich auf 17,013 Mrd USD. Der Mindestbietungssatz für das Geschäft wurde mit 4,17% angegeben. An der Auktion nahmen 17 Banken teil. Auch hier wurden die US-Dollar im Rahmen einer Swap-Linie von der US-Notenbank zur Verfügung gestellt.
Hintergrund der anhaltenden Geldmarktinjektionen ist die globale Krise auf den Kreditmärkten, die von den Problemen auf dem US-Immobilienmarkt ausgelöst wurde. Ausfälle bei zweitklassigen Hypotheken haben dabei zu hohen Wertverlusten bei verbrieften Krediten geführt. Da laufend neue Abschreibungen bei den Banken bekannt werden, haben diese das Vertrauen untereinander verloren. Davon ist auch die Mittelvergabe zwischen den Banken auf dem Geldmarkt betroffen.