Ist das ernst gemeint oder habe ich die Ironie mißverstanden? Das ist zwar etwas OT aber könnte man mir erklären, wie D bis ins Jahr 2000 mit der Mark wirtschaften konnte - mal mehr mal weniger gut doch immer auf hohem Niveau. Ist die Schweiz oder Norwegen ein Entwicklungsland?
Hallo ad Fontes,
Erstmal: zugegeben, polemisch überhöht ist das natürlich. Tot ist die Industrie in D dann nicht gleich, aber ich denke schon, dass mit der DM2 Schluss mit lustig wäre. Prinzipiell ist eine starke Währung - und darum geht es ja, so zumindest habe ich auch dein Posting gelesen - nicht zwingend ein Problem, aber es kommt eben auf das dazugehörige Szenario an.
Für die Schweiz und Norwegen und deren starke Währungen spricht etwa, dass beide schon seit Jahrzehnten mit diesem Umstand umgehen, d.h. man hat über längere Zeiträume Anpassungsstrategien entwickelt. Auch denke ich, dass hier die Wirtschaftskraft weniger auf Industrien aufbaut, die auf sehr niedrige Lohnstückkosten setzen, wie es in Deutschland der Fall ist. FÜr die Schweiz fallen mir hier an Industrieunternehmen (im weitern Sinn) gerade mal Nestle, die wohl überwiegend im Ausland produzieren (??) und Schulthess ein, die nahezu ein Alleinstellungsmerkmal haben, ein. Ansonsten fallen mir bloß Banken (UBS und Co.) und Berge ein ... bei beiden sind Lohnstückkosten nun nicht so relevant und beides sind Wirtschaftszweige, die hinter der Währung stehen von dieser aber nicht so stark tangiert werden (der Tourismus schon, aber imo nicht in dem Umfang wie die Industrie). Im Norwegen komm ich dann immerhin auf drei Unternehmen (Marine Harvest, Seadrill, Frontline) aber auch hier, eher im weiteren Sinne industrie und alle drei nicht wirklich von Lohnstückkosten abhängig. Und in Norwegen gibt es dann auch viel Natur (die Berge sind nun nicht ganz so hoch) und statt der Banken dann Öl und Co. Auch hier würde ich nicht so auf die Industrie luren wie in Deutschland. .... Aber, wie du schon an den wenigen Industire-Firmen siehst, die ich aufzählen kann, ich bin kein wirklicher Kenner der beiden Länder.
Für Deutschland fällt imo schon mal weg, dass man eine starke Währung gewohnt ist, unsere Produkte sind seit Jahren auf dem Weltmarkt durch den Euro verwässert worden. Einmal dadurch, dass der Euro international nicht so stabil war wie die DM und zum anderen dadurch, dass er halb Europa mit im Würgegriff hat, weshalb wir ja Griechenland, Italien und Co nach der Euroeinführung plötzlich mit unseren Industriegütern fluten konnten. Hinzu kommt auch, ich spring noch einmal zurück zu der Lohnstückkostensache von oben, dass die Ausrichtung der deutschen Industrie in vielen Bereichen in den letzten 10 Jahren neue Konkurrenz bekommen hat (China, Südkorea, Indien), der man zwar begegnet ist ... aber immer nur unter EURO-Bedingungen. D.h. heutzutage mit einer starken Währung noch "richtig" auf Industrie zu machen, ist nicht mehr so leicht wie noch zu DM-Zeiten.
Mein Szenario für eine DM2 wäre von daher ein (a) unmittelbarer Aufwertungsschock gegenüber allen anderen Währungen auf dem Planeten und (b) ein genauso unmittelbarer Abwertungsschock des Resteuros (oder der dann entsprechenden nationalen europäischen Währungen, wenn der Euro komplett zerfällt). Und das Problem ist nun nicht die starke Währung an sich, sonderen dass sie von einem auf den anderen Tag kommt ... das ist zuwenig Anpassungzeit! D.h. die Exporte ins EU-Ausland (über 60 % der deutschen Exporte) würden schon wegen der starken Währung dramatisch fallen. Darüber hinaus gehe ich aber davon aus, dass ein solcher Schritt - Austritt aus der Währungsunion - fast zwingend in einem Szenario spielt, in dem die europäischen Staaten in die Endphase des wirtschaftlichen Desasters übergehen, bzw. in dem vielleicht der Austritt Deutschlands aus der Währungsunion dieses Desaster erst richtig in Schwung bringt (damit hätten wir dann gottseidank auch gleich die Schuldfrage geklärt ). Konsequent ist es von daher dann nur, dass mit dem Auftreten der DM2 auch ein Protektionismus ins Land in den Kontinent auf dem Globus Einzug hält, der Staaten, die wie D, vom Export abhängig sind in die Knie zwingen wird.
Für die DM2 wäre mein Szenario dann so:
- starke Aufwertung im Vergleich zum vorhergehenden Euro gegen alle Währungen und damit ein kurzfristiges Schlaraffenland für den Konsumenten (aber nur insofern er sein Geld nicht in Riester, LVs und Co hat, die von der Versicherungsindustrre im "sicheren" Euro-Ausland in Staatsanleihen angelegt wurden) und die Bestätigung für alle Biertischrunden im Land, die es ja schon immer gewußt haben,
- dann Exporteinbruch und Abwertung der Währung (die Schuldfrage hierwird dann für die Stammtische genauso leicht sein, wie sie oben für deren ausländischen Freunde war ) ... oder aber ein japanisches Szenario (??? - daran glaube ich aber nicht!)
- dann mühsamer Neuaufbau oder beliebige andere Optionen (DM3 oder sonstige Späße)
Aber das ist nur das reine Währungs-/Freihandelsszenario, da fehlen ja noch viele weitere Komponenten, die hier im Forum auch viellfach ausgeführt wurden (GOC etc.). Aber schon rein auf Basis dieses Szenarios - und da mag ja jeder das seine haben - sieht das für mich nicht danach aus, dass eine DM2 zu blühenden Landschaften führen würde.
good luck
wolf
Tipp- und Rechtschreibfehler wie üblich, wie üblich wird später auch nachgebessert. Sorry. Drecks mangelnde Schulbildung, verdammte Sprachverdreher, elendig Herkunft ...