Beiträge von weissgarnix


    Ich denke, die Antwort, die Du suchst lautet "kurzlaufende Staatsanleihen", d.h. Bunds mit 1-2 Jahren RLZ.


    1) ja, die sind für die nächsten paar Jahre so gut wie garantiert
    2) im Falle einer deflationären Rezession werden sie ziemlich sicher eine höhere Rendite erwirtschaften als physisches Gold
    3) im Falle einer Stagflation brennt vom Standpunkt der Geldentwertung aus gesehen auch nicht groß was an

    Zitat

    Original von mesodor39
    Vertrauen ist gut. Kontrolle(=Goldgeld) ist besser. Das wusste schon Lenin.


    Und das Bessere ist stets der Feind des Guten.


    Auch Lenin hätte sich besser etwas genauer über Finanzkrisen in goldgedeckten Währungssystemen informiert, um zu sehen, dass die ganze Bandbreite von inflationärer Bubble bis deflationärem Kollaps immer und überall mit an Board war. Die spektakulärsten deflationären Crashs und Beinahe-Crashs sogar fast immer im Kontext von Metallwährungen (was quasi in der Natur der Sache lag).
    Darüber hinaus war "Credit" im Sinne von "Vertrauen" genauso wie heute das defacto alleinentscheidende über Wohl und Wehe, und wer sich einmal W. Bagehots "Lombard Street" oder C.Kindlebergers "Manias, Panics and Crashes" von vorne bis hinten reingezogen hat wird ganz schnell feststellen, dass die Zentralbänker des 19. Jahrhunderts nur in Nuancen von ihren Kollegen des 20. und 21. in ihrem Agieren/Reagieren zu unterscheiden waren.

    Hi,


    der US-amerikanische Ökonom Nouriel Roubini, der bereits in der Vergangenheit bekanntlich nicht gerade zimperliche Aussagen zur unmittelbaren wirtschaftlichen Zukunft der USA gemacht hat und sich als "Doomsayer" in Davos Schulter an Schulter mit Morgan Stanley Ökonom Stephen Roach dem staunenden Weltpublikum präsentierte, outet sich nun endgültig als Fan des hier wohl nicht unbekannten Paul C. Martin, alias "dottore", und verwöhnt seine Leser mit einem "12 Stufen-Szenario für den Untergang", inklusive kreativer Wortneuschöpfung "Stag-deflation" als Sonderbonus.


    Wie sehen diese 12 Stufen aus ?


    1: US-Immokrise entwickelt sich zur schlimmsten der US Geschichte
    2: Subprime-Krise wird zur generellen Hypothekenkrise, d.h. auch die prime Hypos müssen beträchtlich abgewertet werden (und alles was ABS/CDO-technisch damit zusammenhängt)
    3:Im Zuge der einsetzenden Rezession werden auch andere Arten von Krediten zunehmend ausfallsanfällig, insbesondere Kreditkarten und Autoloans
    4: Die Monolines werden ebenfalls stärker beansprucht und schliesslich downgegraded, und das wiederum führt zu weiteren Einbrüchen auf den Asset-Märkten, insbesondere den Aktienbörsen
    5: Der Commercial Real Estate Makt erleidet in Kürze einen ähnlichen tailspin wie der private Immomarkt, wegen ebenso laxer Kreditpraktiken
    6: Eine große regionale oder gar nationale Bank geht schliesslich K.O., was private Bankkunden nervös machen und das Risiko von "Bank runs" à la Northern Rock erhöhen wird
    7: Syndizierungs- und Securitisationmöglichkeiten der Banken reduzieren sich auf ein Minimum, was dazu führt, dass eine Reihe ausstehender Jumbo-loans in die eigenen Bücher genommen und wertberichtigt werden wird müssen
    8: Im Zuge der stärker werdenden Rezession werden auch die Konkurs- und default-Quoten im Corporate Bereich stark zulegen, und mit ihnen die Risikoprämien für Bonds. Was die Refinanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen noch weiter einschränkt.
    9: Das "Schattenbankensystem" (i.e. die Geldmarkfonds, Investmentbanken, PE Häuser, etc), damit sind alle gemeint, die ähnlich wie banken am kurzen Ende leihen und am langen Ende investieren, wird in heftigste Schwierigkeiten geraten, weil ihnen die Finanzierungsquellen wegbrechen.
    10. Die weltweiten Aktienmärkte preisen die US Rezession voll ein, der S&P 500 verliert rund 30%.
    11: Kreditquellen sind nun weitestgehend versiegt, im Inter-Bankenbereich und auf Teilmärkten auch wegen zunehmend wahrgenommenen "Counterparty"-Risikos (= Vertrauensverlust).
    12: Der "vicious circle" von fire sales, forced sales, weiteren Abschreibungen, Eigenkapitalverlusten, Bankrotten, etc. setzt ein und wird an den asset Märkten zu Preisfeststellungen führen, die deutlich unter den "inneren Werten" liegen.


    Roubini meint am Schluß, weder die Sovereign Wealth Funds, die sich neuerdings so aufopfernd um die Rekapitalisierung der westlichen Banken bemühen, noch die Zentralbanken werden an diesem Szenario groß was ändern können. Und auch hier folgt er im wesentlichen der Argumentationslinie von dottore, wobei letzterer eher von "nicht können" spricht wo Roubini meint, die Bernanke et alii würden aus welchen Gründen auch immer "nicht wollen".


    Das interessante daran ist, dass etwa ein Marc Faber vom Grundsatz her ähnlich argumentiert, der FED aber voraussagt, sie würde ein komplettes "debasing" der Währung vornehmen, sprich hyperinflationäre Zeiten einleuten. Wo sich also aus Roubinis/dottores Ansicht keinerlei Hoffnung für Assets aller Couleur abzeichnet und damit auch den "Goldbugs" ganz schlechte Zeiten ins Haus stehen, sieht Faber bekanntlich für Gold als Inflationhedge Höchstkurse vorprogrammiert.


    Mein eigener take ist der, dass ich grundsätzlich an das dottorsche Szenario glaube, d.h. wir stehen am Rande eines kreditdeflationären Zusammenbruchs, der aber als "Vorspiel" noch einmal ein signifikantes Ansteigen der Inflationsraten sehen wird. Und mit ihnen auch des Goldpreises.


    Die 64.000-Dollarfrage ist, wie üblich, die des exakten Timings, und dazu habe ich die Antwort, liebe Freunde der kleinen Nachtmusik, leider auch nicht. An ein unmittelbar bevorstehendes "Game over", mit dem unser geschätzer Freund dottore seine Fans im Gelben Forum kürzlich um den Schlaf brachte, kann ich allerdings nicht so recht glauben. Und wollen tu ich es sowieso nicht.