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Original von Goldkueken
Es gibt wohl zwei ganz unterschiedliche Definitionen von Inflation:
1. Wachstum der Geldmenge
Nein, diese Definition gibt es so nicht. Was es hingeben gibt, ist der Satz als Schlußfolgerung, als Ergebnis der sogenannten "Quantitätsgleichung", die immer wieder durch die Ökonomie und die Foren dieser Welt geistert. Die lautet wie folgt: Gütermenge x Preis = Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (ULG). Und damit kann man, wenn man die ULG konstant setzt, sagen: steigt die Geldmenge, steigt bei gegebener Gütermenge das Preisniveau (=Inflation). Somit alles easy ? - Nein, weil:
1) die Quantitätsgleichung noch nicht mal eine korrekte wissenschaftliche Aussage ist, sondern eine Tautologie: "Was der Kaufmann - in Geld ausgedrückt - verkauft, wird ihm in einer gleichhohen Summe bezahlt". Wow! Genau denselben Aussagewert hat der Satz: "Wenn die Sonne scheint und es warm ist, zeigt das Thermometer höhere Temperaturen an".
Ist dir damit geholfen ? Vermutlich nicht.
Hinzu kommt 2) , dass die QG eine Gleichung mit 4 Unbekannten ist, denn das Preisniveau, der reale Güteroutput, als auch die Geldmenge läßt sich so gut wie gar nicht simultan bestimmen, und die ULG schon gar nicht, die muß immer als Restgröße ermittelt werden. Die Bibliotheken dieser Welt sind voll von schwachsinnigem Gebrabbel zur Umlaufgeschwindigkeit, inklusive des ganzen Kokolores der Freiwirtschaftslehre, die ganz massiv auf der ULG aufbaut.
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2. Teuerungsrate, vor allem bei Konsumguetern
Schön, vor allem schön einfach ... einigen people vielleicht zu einfach, um sich damit einen "akademischen Anstrich" geben zu können, daher müssen dann solche Wischiwaschi-Begriffe wie "Geldmenge" eingeflochten werden, damit das ganze pseudowissenschaftlicher daherkommt. Aber richtig wird es damit halt keineswegs.
In obigem Satz liegt schon fast die ganze Wahrheit. Wann steigen die Preise ? - Wenn mehr gekauft wird, als am Markt angeboten. Wann ist das so ? - Wenn die Leute bereit sind, zu kaufen, d.h. zunächst mal sich zu "verschulden". Und wann herrscht dieser schöne Zustand ? - Wenn die Erwartungen der potenziellen Käufer entsprechend sind.
Unser allseits geschätzter dottore brachte mal vor Jahren im "Gelben" folgendes Beispiel: man stelle sich vor, alle Leutchen in Deutschland würden morgen auf die Idee kommen, sich ein Cabriolet eines ganz bestimmten Autotyps zu kaufen. Und zwar alle den exakt gleichen. Geld zur Barzahlung haben sie keines, aber die Verkäufer akzeptieren Kreditkarte oder stunden den Kaufpreis für 3 Wochen. Was würde dann passieren ? - Der Preis dieses Autotyps würde kerzengerade in die Höhe schiessen, es lege also unzweifelhaft eine "Teuerung" vor. Hätte sich die Geldmenge bewegt ? - Nein, die Geldmenge hätte sich nicht einen einzigen Millimeter bewegt. Und die ULG der Monetaristen ? - NULL, weil Geld überhaupt nicht angefaßt wurde.
Übrigens, weil es ja hier auch ein paar Goldfreunde geben soll: in der Literatur (zB bei Fisher) sind zahlreiche historische Beispiele beschrieben, in denen die Geldmenge (dann: "Goldmenge") rasant stieg, das allgemeine Preisniveau aber annähernd konstant blieb. Wie könnte das denn sein, deiner Meinung nach, wenn die Monetaristen mit ihrer QG rechthaben ?
Übrigens: zwischen den Klassikern und den Keynesianern besteht in dieser (falschen) Auffassung kein Dissens, weil die Keynesianer langfristig ebenfalls davon ausgehen, dass das BIP am Potenzialmaximum operiert, und damit bei gegebenen Kapazitäten konstant ist. Dies unterstellen die Klassiker (Monetaristen) bekanntlich auch auf kurze Sicht, daher besteht ein Dissens zwischen beiden Schulen nur in der kurzfristigen Betrachtung. Is aber eh egal, weil falsch liegen sie damit beide.
Alles klar ? Merke: die Geldmenge kann sich so oder so entwickeln, das ist dem BIP sowas von egal, mehr egal geht schon gar nicht mehr. Es mag Phasen geben, wo die beiden Größen mal synchron verlaufen, aber daraus Gesetzmäßigkeiten entwickeln zu wollen ist Mumpitz. Insbesondere zur obigen "Quantitätsgleichung" gilt: sie ist tot, töter, am tötesten ... bitte ehrenvoll begraben und in Frieden ruhen lassen.
Der Grund für Inflation ist, ohne, dass ich in die Tiefen des dottorschen "Debitismus" zu weit hinabsteigen möchte, ganz einfach der, dass sich über das bestehende Niveau an Krediten und Schulden aller Art hinaus noch Leute bereit finden, Neuverschuldung einzugehen, aka "kaufen". Das Phänomen der Inflation ist also kein solches des "Geldes" sondern des "Kredits".
Vorschlag: da du dich eh auch im Gelben tummelst, frag doch einfach mal dottore nach einer Kurzerklärung. Wundere dich aber nicht, wenn die sehr simpel und praxisnah ausfällt, ohne großes pseudo-wissenschaftliches Tamtam.
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und bezichtigen die Anhaenger der zweiten, Medien und Politik so unterwandert zu haben, dass die meisten Menschen (z.B. Du, weissgarnix) unter Inflation das zweite verstehen.
Die Frage, liebes Goldküken, ist total simpel: was will ich mit "Inflation" erklären ? - Ein reales Phänomen, dass für alle die "Unterwanderten" à la longue auch zum "Problem" mutiert, oder ein akademisches Konzept anhand von Größen, die in der Praxis schon schwer auszumachen sind, geschweige denn, von den Leutchen als Grundlage ihrer Entscheidungen herangezogen werden?
Ich persönlich verstehe unter "Inflation", dass alles teurer wird. Punkt. Was vestehst du darunter ?