=> Die ausführlichen Spekulationen des silver surfers auf Basis eines fehlinterpretierten Zitats sind ebenfalls "faszinierend". Die Mathematikvorlesung jedenfalls führt völlig am Artikelthema vorbei. Jedenfalls empfehle ich dringend erst Lektüre, dann Kommentar.
=> Andeutung, weil ich den Artikel nunmal nicht online stellen kann (wir arbeiten daran): es handelt sich um zwei zeitlich nacheinander gültige Korrelationsgleichungen (einmal 2001-2008, einmal 2008-2010) mit jeweils nur zwei Variablen (x = Goldpreis; y = Silberpreis). Völlig trivial - ist sogar ohne Mathematikvorlesung verständlich.
Aber genau deshalb unverständlich für Ökonomen. Was ihr nach deiner Beschreibung beobachtet habt, ist nämlich der Fakt, daß vor 2008 ein anderer Zusammenhang zwischen POS und POG bestand als nach 2008. Man könnte auch sagen: in 2008 hat sich ein Verhaltensgesetz geändert. Und wie silver_surfer selbst schreibt: genau das kann sich kein akademischer Ökonom vorstellen, denn alle Zweige dieser (Pseudo)Wissenschaft arbeiten an 'den' Gesetzen 'des(!) Wirtschaftlichen', wobei jeder Zweig andere eindeutige und ewig gültige Gesetze gefunden hat und deshalb auch manchmal der eine Zweig recht hat und manchmal der andere (blöd ist, daß man vorher nie weiß, welcher recht haben wird). Um diesen Eindeutigkeitswahn ging es mir und um seine Begründung nicht etwa durch vereinfachte Mathematik, sondern durch bereits auf relativ niedrigem Niveau explizit falsche Mathematik.
In der Naturwissenschaft (eine hab ich mal erlernt, und zwar den experimentellen Zweig unter Verwendung von u.a. Silber, Platin und Rhodium in den Apparaturen) würde man jetzt nach anderen Veränderungen suchen, die in 2008 stattfanden, und auf die man die Veränderung der POS(POG)-(Korrelations)Funktion kausal zurückführen könnte. Da stößt man natürlich sofort auf die 'Finanzkrise'. Aber WIE diese auf die POS(POG)-Funktion einwirkt, ist noch lange nicht damit geklärt, DASS sie eingewirkt hat. Dazu müßte man sich die Details ansehen und da bin ich mal gespannt. Wenn sich einfach nur Angebots/Nachfrage-Verhältnisse verschoben haben, dann könnte man das vielleicht daran sehen, wie die Effekte im Zeitverlauf mit der Krise über den Globus gewandert sind? Wenn die Reservepolitik der BoC sich geändert hat (wäre das eine 'Manipulation'?), dann sollten bestimmte Effekte in Asien deutlicher hervortreten als in USA. Oder es sollte irgendein Zusammenhang mit Aktivitäten der BoC oder der Regierung Chinas erscheinen. Und wenn umgekehrt JPM massiv manipuliert, dann...usw. Wie gesagt, ich bin gespannt.
Im Idealfall kommt man noch ein Stück weiter. An einer Analogie erklärt: auch ein Pendel oder eine Feder kann verschiedene Bewegungsformen ausführen: sinusförmig frei schwingend (im Vakuum), gedämpft schwingend (in Luft, Flüssiggas oder Wasser) und kriechend (in genügend dickem Sirup). Die Bewegung kann man beobachten und aufzeichnen als Funktion x(t) [Ort(Zeit)], und empirisch kann man feststellen, daß die Bewegung sich von sinus-schwingend zu kriechend verändert, wenn man das Ding aus Luft in genügend dicken Sirup absenkt, Man kann aber darüber hinaus für ein solches System die gesamte Funktion x(t), d.h. sowohl die BewegungsFORM als auch die jedesmal unendlich vielen Wertepaare (x,t) aus einer einzigen Gleichung (einer sog. 'Differentialgleichung') herleiten, die neben der Funktion nur zwei Parameter enthält, nämlich die Rückstellkraft und die Reibung. D.h., da ist ein kausaler Zusammenhang explizit und quantitativ nachprüfbar eingebaut. Auf diesem NIveau kann man die Änderung der Bewegungsform rechnerisch darauf zurückführen, dass das Verhältnis von Reibungs- zu Rückstellkraft eine bestimmte Relation erreicht hat und das kann man mit Realität vergleichen (gerade bei Finanzmodellen sollte das kein Problem sein, denn über Börsengeschäfte gibts weit mehr Daten als über Pendel).
Der Idealfall wäre, die realen Preise durch eine solche Gleichung mit kausalen(!) Elementen zu simulieren, wenn man 'Manipulation' nachweisen will. Der erste Schritt wäre, zumindest empirische Korrelationen zwischen Eigenschaften der Funktion POS(POG) und nachweisbaren Aktivitäten oder Kennzahlen von JPM (oder anderen Kandidaten) zu finden.Als nächstes müßte ein plausibler Mechanismus gefunden werden, der diese Korrelationen erklären kann. Und dann klappt vielleicht auch noch der letzte Schritt.
Gruß
Klaus_H.