Inflation-Diskussionen sind deshalb für die Katz, weil jeder definiert wie er will. Wenn ich Katze sage, aber Elefant meine und darauf eine hitzige Diskussion über die Funktion des Rüssels unhinterfragt geführt wird, dann ist das vergleichbar mit dem Pisa-Inflations-Deflations-Palaver, end- und sinnlos.
Was soll das bringen? Wenn einerseits Preis A steigt, Preis B sinkt und die Geldmenge sinkt oder steigt, dann ergeben sich allein durch diese gerade noch überschaubaren Parameter Kombinationsmöglichkeiten, die das Fassungsvermögen der meisten Menschen übersteigt.
Wenn z.B. aufgrund von klimatischen Veränderungen die Getreidesorten weniger Ertrag abwerfen und die Brotpreise steigen, ist das dann Inflation? Oder ist es nur Inflation, wenn begleitend die Geldmünzen verdünnt (durch Legierungen), die Banknoten durch Druck oder elektronisches Geld durch Kommaverschiebungen nach rechts vermehrt werden? Macht unter solchen Umständen eine Diskussion über eine Brotpreisinflation überhaupt Sinn, wenn z.B. gleichzeitig eine Textilpreisdeflation herrscht?
Das Brot/Textil-Beispiel macht soweit Sinn, als du dich fragen kannst. ob du (die Menschheit insgesamt) den Lebensstandard halten kannst. A/B macht wenig Sinn, solange man nicht sagt, was A und was B ist.
Beispiel: 95% der Geldmenge fließen an 'Investoren' und 95% der dahinterstehenden Arbeit dienen zum Betrieb von Bankapparaten, Dubai-Türmen, Luxushotels und - restaurants, Protzkarossen u.ä.. 5% der Geldmittel/Arbeit fließen in die Herstellung von Gütern, die Grundbedürfnisse befriedigen. Da kann der Dubai-Turm die Preise erhöhen oder senken oder pleitegehen - solange die Relationen zwischen Löhnen und Brotpreisen und Textilpreise unverändert bleiben, können Bankangestellte, Architekten, Lehrer, Bauarbeiter und Flugzeugbesatzungen (kurz: die große Mehrheit) so weiterleben wie bisher.
Was aber passiert, wenn durch Entwicklungen im Bank-, Turm- und sonstigen Luxuswesen dort die Profitchancen steigen, während sie in der Landwirtschaft fallen. Sollte man dann nicht sofort alles Kapital hier abziehen und dort 'investieren'? Getreide kann man ja auch auf dem Markt kaufen. 5 Jahre lang wird die Regierung die Knappheit durch Auflösung von Reserven unterdrücken, dann werden sie alle sein, und man wird feststellen, daß die weltweite Produktion von Nahrungsmitteln nur noch 70% des welweiten Bedarfs deckt. So wie man vor zwei Jahren hochüberrascht feststellte, daß alle Banken 'eigentlich' pleite sind.
Allen gängigen Wirtschaftstheorien bis hin zu den Marxisten liegt letztendlich irgendeine Idealvorstellung zugrunde, wie der Geldkreislauf den Kreislauf der physischen Wirtschaftsgüter optimal regeln könne. Die Inflations/Deflations/Krisen-Debatten drehen sich aber um nichts anderes als um das Thema, daß der Geldkreislauf nicht mal sich selber mehr halbwegs brauchbar regeln kann. Wenn man davon einen Schritt weiter denkt, wird einem ganz schön mulmig. Ganz so blöd ist es jedenfalls nicht, sich mit Zyklen und ihrem Chaos zu beschäftigen -vielleicht hilft das ja, ihnen noch rechtzeitig von der Schippe zu springen.
Gruß
Klaus_H