Naja, Klaus, es gibt vor allem sinnvoll eingesetzte Arbeitskraft, sinnlos eingesetzte Arbeitskraft und destruktiv eingesetzte Arbeitskraft.
Beispiele: Bürokratische Knüppelschmeißer, Bauarbeiter auf einem totgeborenen Immoprojekt.
Der "Wert" der Arbeit ist Null bis eher negativ und daher grundsätzlich überbezahlt; ganz gleich, wie ausgebeutet sich der Malocher/Bürohengst fühlt.
Die Fähigkeit des Unternehmers im positiven Sinne ist, die ihm anvertraute Arbeitskraft effizient zu organisieren und später auch zu vermarkten. Diesbzgl. gibt es himmelweite Unterschiede, paar Prozent "Profit" spielen nicht die Rolle, bzw. sollten (positiver) Anreiz sein für gute unternehmerische Leistungen.
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Nehmen wir mal ein bekanntes Beispiel: die Erzeugung von Oliven zur Verwendung als Lebensmittel. Wird allgemein mehr gearbeitet, entstehen mehr Oliven, entsteht bei ihrer Produktion und im Lebenshandel mehr Profit, werden mehr Löhne gezahlt, und davon können am Ende mehr Oliven (und andere Produkte) gekauft und gegessen (konsumiert) werden. Mehr Investitionsgüter entstehen natürlich auch, und davon wächst alles weiter. Alles in Butter und so stellen sich die verschiedenen Formen von Wirtschaftswissenschaft die Welt vor: alles wächst synchron, harmonisch und ausbalanziert. Nur was die gerechten oder optimalen Preise (und damit die gerechte oder optimale Verteilung) sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die einen glauben, utility müsse maximiert werden (derzeit die Mehrheit), andere glauben, die Profitrate müsse sich ausgleichen und dritte glauben, das solle sich an Arbeit orientieren.
Jetzt lassen wir Zustände einreißen, in denen Oliven nicht gegessen, sondern vernichtet werden und zwar der Einfachheit halber (über EU-Praxis hinausgehend) alle. Was bleibt dann übrig von dem schönen Gebäude? Nichts. Es könnte unendlich lang gearbeitet werden, aber es würde nie Oliven geben, denn mit jeder Verdoppelung der Erzeugung würde sich auch die Tätigkeit in den Vernichtungsanlagen verdoppeln. Verdoppeln würden sich aber die Umsätze und Profite der Olivenerzeugungs- wie -vernichtungsindustrie und damit fällt die Kostenrechnung in Geld (sinnvoll, profitabel, wir müssen jede Chance zur Umsatzausweitung wahrnehmen) total auseinander von der Kostenrechnung in Arbeit (und Ressourcen). Von letzterem Standpunkt ist die gesamte Tätigkeit zu 100% Verschwendung und soweit dabei noch Ressourcen verbraucht werden,ist sie destruktiv. Woher kommt nun das Einkommen der Olivenerzeugungs- und vernichtungsunternehmer und -arbeiter? Ganz einfach, per Geldzuweisung (Umverteilung) von denen, die noch etwas nutzbares erzeugen.
Wegen dieser Schizophrenie verdoppeln sich heimlich die Bedeutungen aller Begriffe. Effizienter oder mehr arbeiten ist 'sinnvoll', 'produktiv' usw. vom Standpunkt betrieblichen Kostenrechnungen der Olivenbranchen (in Geld) , aber 'unproduktiv', 'sinnlos' und sogar verschwenderisch (mit formal negativer Produktivität) bei einer Gesamtaufrechnung von Arbeit bzw. verbrauchten Ressourcen gegen das Ergebnis in konkreten Produkten. Je mehr, desto weniger! Aus dieser Perspektive sollte man das Ganze einstellen, den Olivenarbeitern ihren Lohn für Dauersiesta zahlen, den Unternehmern und Managern ihre Gewinne und Boni für die Organisation der Siesta und ggf. den Politiikern ihre Schmiergelder direkt als Gehaltserhöhung.
Wer nicht an Oliven glaubt, kann stattdessen auch an Abwrackprämien, Stuttgart21, Rüstung und ähnliches denken.
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Bei Marx war mir irgendwo alles zu "fix", auch der Wer der Arbeitskraft.
Darüber hinaus gibt es noch ein paar Punkte, z.B. die hohen Einmalkosten (Entwicklung, Marketing) und geringen Vervielfältigungskosten, auch das wird bei Marx nicht gewürdigt.
Das letzte ist ein wichtiger Punkt.Spätestens bei geistiger Arbeit wird das schöne Prinzip des völlig oder annähernd linearen Zusammenhangs zwischen Aufwand (egal ob Materialaufwand, Arbeit oder Büroquadratmetern) und Ergebnis obsolet, das Kostenrechnungen' aller Typen zugrundeliegt. Denn ein Erfinder wird niemals dieselbe Arbeit exakt wiederholen und schon gar nicht wird er in doppelter Arbeitszeit zweimal dasselbe erfinden. Das macht schon die Quantifizierung von Arbeit selber problematisch,
Ich bin kein Marx-Experte, der im Detail nachvollziehen könnte, welche Bedeutung bei Marx welche Stelle hat und ob er 'wirklich das gesagt' und das 'auch wirklich so gemeint' hat. Die Streitereien darüber sind uferlos, und werden es vermutlich bleiben, denn es ist kaum vorstellbar, daß jemand mit dieser Biographie nicht selber immer wieder mal seine Sichtweise revidiert hat. Vor allem wenn er ais Hauptthese vertritt, daß alles aufgrund der eigenen Dynamik sein Ende haben muß. Stellen bei Marx wie die von mir erwähnte lösen das für mich quasi innerhalb der eigenen Theoriebildung ein, eine Fähigkeit, die der etablierten Wirtschaftswissenschaft völlig abhanden gekommen ist.
Zitat
Sinnlos und sogar gesamtgesellschaftlich äußerst spaltend/schädlich ist das Dogma von den "Verteilungskämpfen". Als ob die zur Verfügung stehende Gütermenge irgendwo "fix" oder begrenzt wäre (das ist sie dann tatsächlich in der sozialistischen Mangelwirtschaft
- nie im Kapitalismus).
Zig "Gerechtigkeitskämpfer" wenden hierfür ihre Energien auf.
Schädlich wird es, wenn man 'den Bösen' sucht, statt den Sinn des Konkurrenzkampfs also solchen zu hinterfragen, nachdem es lange schon viel mehr als 'genug' von allem gibt. Bzw. gäbe, wenn man mehr in Rechnung stellen würde, inwieweit irgendeine Aktivität am Ende etwas sinnvolles hervorbringt bzw. dazu beiträgt..Die Konkurrenz kann dieses Problem nicht lösen. Ob der obige Olivenproduzent oder einer von vielen miteinander konkurrierenden Olivenprodizuzenten etwas im materiellen Sinn 'sinnvolles' tut, entscheidet sich daran, ob die Oliven am Ende gegessen oder eingestampft werden, Das kann er aber heute gar nicht beeinflussen, häufig noch nicht einmal wissen. Alles, was er sieht, ist die Absatzchance, und der jagt er nach mit allen Kräften und Ressourcen, die er zur Verfügung hat..
Zitat
Einfacher wäre es, einfach einen größeren Kuchen zu backen.
Aber manche Leute haben nie "Backen" gelernt
- und lassen sich halt lieber von der "Verteilungsindustrie" alimentieren.
Je größer der materielle Reichtum wird, desto einfacher wird die Bedienung per Umverteilung gegenüber der Produktionsteigerung (die Frage nach dem 'sinnvoll' der Produkte lassen wir hier mal weg.). Eine einfache Überlegung nach marginalistischen Grundsätzen, aber mit einer positiven statt negativen zweiten Ableitung der Nutzenfunktion, zeigt, daß dann die Zahl der Betriebswirte gegenüber derjenigen der Ingenieure unbegrenzt anwächst und ebenso die Zahl der Sozialtrickser gegenüber der Zahl derjenigen, die was 'sinnvolles' lernen und tun wollen. Und die Bedeutung der Banken gegen derjenigen der Industrie, und die Anzahl korrupter Beamter gegenüber korrekten usw. usw.. Ich schätze diese Verhältnisse mittlerweile auf irgendwo zwischen 1:1 und 4:1. Genau läßt sich das nicht angeben, weil man ja vorher insbes. überlegen müßte, was man als 'sinnvoll' akzeptieren will. Bei Projekten wie Olivenvenrichtung fällt mir eine Antwort vom Typ ja/nein relativ leicht, bei solchen vom Typ S21 wird sie differenzierter ausfallen müssen.
Gruß
Klaus_H.