Derivate und Börse. Der Schwanz wedelt mit dem Hund.
Ich habe mir das Zeuchs auch n bisschen angeschaut.
Ich denke da kann man ohne Probleme 700 Billionen Virtuelle Derivate erschaffen, die aber jeweils am Verfallstag abgerechnet werden. Die Zeit ist aber wie die Dummheit unendlich.
Das funktioniert zum Beispiel so:
Herr Fuchs hält 1 Call-Option für 1 Dachs zu 10'000 Unzen am Tag X. Er hat aber nur 1000 Unzen auf dem Konto. Aber egal es ist Börse.
Dann darf Herr Fuchs z.Bsp. 1 Call-Option für 1 Dachs zu 1 Unze am Tag X, oder einen anderen vorherigen (!) Tag verkaufen.
Sagen wir der Dachs kostet heute 8'800 Unzen. Aber egal jetzt darf Herr Fuchs sein Konto virtuell durch den Verkauf dieser Option füllen. So hat er plötzlich gute 9'000 Unzen (=Optionspreis) mehr auf dem Konto. Vorher hatte er aber evtl. nur 1000 Unzen und eine Call-Option auf dem Konto! Herr Fuchs schuldet nun aber dem einem einen Dachs zu einer Unze. Ein anderer schuldet Herr Fuchs einen Dachs für 10'000 Unzen.
Herr Fuchs hat mit einer Option und 1000 Unzen einen "Wert" von 9000 Unzen "erschaffen".
Ja was nun dieser Herr Fuchs oder ein anderer mit den Unzen oder dem Dachs bis zum Tag X machen steht in den Sternen, oder in den Mindestanforderungen der Börse oder den Zwischenhändlern.
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Viel schlimmer ist ein anderer Aspekt: Herr Fuchs hat 9 Mio. EUR 'Kapital' erschaffen, d.h. 'Wert', der rentieren will. Woher kann die zusätzliche Rendite kommen, ohne daß einem Handelspartner ein Verlust aufgedrückt wird? Ganz sicher nicht aus Handelsgeschäften, denn nach jedem gibts stets genau soviel Ware und Geld wie vorher, es wurde nur anders verteilt. Macht einer dabei mehr Gewinn, entsteht anderswo Verlust (oder zumindest Gewinnminderung).
Netto kann der notwendige neue Gewinn nur drei Quellen haben:
a) weitere Geldschöpfung (das läuft zur Zeit in großem Umfang und verschiebt das Problem auf Kosten seiner Vergrößerung in die Zukunft)
b) Umverteilung zu Lasten Dritter (Lohnsenkung, Rentensenkung oder Beschlagnahme unbelasteter Vermögenswerte). Diese Vorgänge greifen derzeit auf den Mittelstand über, weil sich ganz unten so gut wie nichts mehr holen läßt. Die Grenze dieser Methode liegt bei Lohn=0 und Drittvermögen=0.
c) Mehr Arbeiten (die klassische industrielle Methode). Sobald die gesamte Bevölkerung in die (Geld-)Wirtschaft einbezogen ist, verschwindet aber auch diese Option, spätestens mit der 7*24h-Woche.
Ist all das ausgeschöpft, bleibt nur noch eine Senkung der Durchschnittsrendite nach der Formel: Gesamtkapital*Durchschnittsrendite=const.. Damit fährt das System irgendwann an die Wand. Nicht weil es zu wenig produzierte brauchbare Waren gibt, sondern weil es zuviel Kapital gibt. Statt 'Kapital' kann man hier (edit: gemeint ist 'heute') auch fast schon 'Geld' schreiben).
Im Grunde wußten all das schon die klassischen Ökonomen. Im Marxismus lebt dieses Thema bis heute fort als 'tendenzieller Fall der Profitrate'. Es wurde allerdings immer in der verengten und etwas verqueren Form behandelt, der einzelne(!) Kapitalist könne seine immer zahlreicheren und teureren Maschinen ('mehr Kapital') nicht mehr hinreichend rentabel einsetzen. Hier fehlt - wie in der Ökonomie insgesamt - jedes Verständnis von Zusammenhängen und insbes. von der Funktion von Geld (man stößf mit etwas Suchen auf völlig abenteuerliche Gedankenführungen, viel Spaß damit).
Zitat von goldwing
Die Banken und Fonds sind voll mit gehedgten Positionen, die sich gegenseitig neutralisieren.
Dieses Argument wird im Gelben oft vorgebracht. Das mit dem 'Neutralisieren' stimmt auch - aber es darf dabei keiner (kein Systemnotwendiger, keine große Anzahl Mitspieler) in die Verlustzone geraten. Es reicht eben nicht, daß insgesamt (weil immer noch produktiv gearbeitet wird) Gewinn entsteht, sondern JEDER muß Gewinn machen oder zumindest ausgeglichen arbeiten. Bei 0.1% Durchschnittsrendite wird das verdammt schwierig; die kleinste Veränderung der Preise (Wechselkurse, Provisionen...) drückt wieder viele unter Wasser und zwingt den Staat zum Eingreifen, notfalls per Kavallerie. Morgen läufts dann andersrum; jetzt sind die einen profitabel, aber die anderen müssen 'gerettet' werden.
Gruß
Klaus_H.