ABER Deine erste Frage hätte Wikipedia lösen können, auch wenn ich diese Quelle nicht sehr mag. Die von mir eingebrachten Links, bei denen ich ähnliche Fragen gestellt habe, wurden nicht gelesen sonst hätten die folgenden Postings anders ausgesehen.
Die verlinkten Debatten im Infla/Defla-Thread (u.a.mit goldmob) bezogen sich stark auf Umschichtungen, z.B. in dauerhafte Güter zum Zweck der 'Wertrettung' . Daß daraus steigende Preise in bestimmten Sektoren (und ggf. fallende Preise in anderen) entstehen (können), ist unbestritten. Kurzfristig (Carry-Trades) wie langfristig (EM-Investition). Unbestritten ist auch, daß solche Vorgänge einen Kollaps triggern können(!).
Aber gehen wir mal zur Wikipedia und zum Kernthema 'Umlaufgeschwindigkeit und Preisniveau'. Das
http://de.wikipedia.org/wiki/Umlaufgeschwindigkeit_(Geld)
soll alles gerade für den (und jeden) stabilen Kreislauf gelten. Der erste Satz lautet: "Die Umlaufgeschwindigkeit (auch Umschlagshäufigkeit) des Geldes ist die Häufigkeit, mit der die vorhandene Geldmenge innerhalb eines Jahres durchschnittlich umgesetzt wird."
'Geschwindigkeit' müsste etwas wie 1/Zeit oder Irgendwas/Zeit sein. Das hatte ich im Thread moniert. Dagegen ist die 'Umschlagshäufigkeit' eine dimensionslose Zahl. also zumindest möglicherweise ein sinnvoller Begriff. Aber warum die Häufigkeit 'in einem Jahr'? Besteht 'Wirtschaft' etwa nur aus Agrikultur? Darüber geht Wikipedia hinweg und sagt im nächsten Satz: "Die Umlaufgeschwindigkeit umfasst dabei sämtliche Zahlungsarten, wobei Barmittel relativ langsamer umlaufen als Sichtguthaben, die wesentlich häufiger für Zahlungen eingesetzt werden als das Bargeld - mit zunehmender Tendenz."
Um nicht in den diversen Unschärfen 'sämtliche Arten' 'relativ' 'wesentlich' 'zunehmend' 'Tendenz' zu versinken, sehen wir uns jetzt mal einen nachvollziehbaren Teil der Zahlungen an: Löhne/Gehälter und laufende Ausgaben für die davon gekaufte Konsumgütermenge Q, die den Wert Q°p (p wie Preis- oder Preisniveau) besitzt. Dafür wird über den Monat kumuliert die Geldmenge Q°p ausgegeben (das sollte ein Großteil der Gehaltssumme sein). Die Quantitätsgleichung sagt nun, das dafür nötige Volumen an umlaufenden Zahlungsmitteln G sei kleiner als Q*p, weil ja nicht alle gleichzeitig in den Laden gehen und auf einen Schlag alle Einkäufe des Monats tätigen. So könne ein Teil mehrfach den Kreislauf Girokonto-Laden-Bank-anderes Girokonto durchlaufen und ein mehrfaches seines Wert an Umsatz abwickeln.
Warum solche Details das Preisniveau (für Konsumgüter) beeinflussen sollen, kann man hier schon ganz abstrakt hinterfragen, denn weder die Produktion (Angebot) noch die Gesamtnachfrage noch der Gesamtumsatz dieses Monats hängen davon ab, wann genau die Leute einkaufen.
Aber weiter mit der Standardformel: G*V=Q*p wobei V mit Sicherheit eine Zahl ist. Wikipedia weiß es genauer und sagt: V ist die mittlere Häufigkeit, mit der ein Zahlungsmittel pro Jahr von einem Arbeitnehmer oder seiner Frau über einen Ladentisch geschoben wird. Offen bleibt: warum 'pro Jahr'?
Lassen wir erstmal einen Monat ablaufen und beobachten, dass im MIttel während dieses Monats.jede Euromünze im Schnitt v-mal (klein-v!) zum Einkaufen benutzt wird. Dann sollte gelten:
G*v=Q*p
Danach ist alles dem Konsumgüterkreislauf dienende Zahlungsmittel über die Läden wieder bei deren Banken angekommen und diese Banken zahlen im Auftrag ihrer diversen Arbeitgeberkunden wieder Lohn undGehalt aus, wonach sich das Spiel wiederholt und zwar mit denselben Zahlungsmitteln G. Nach einem Jahr oder 12 Monaten sind Konsumgüter im Wert 12°Q°p ge/verkauft worden aber die dafür(!) umlaufenden Zahlungsmittel sind immer dieselben im Nominalwert G Den auf der linken Seite in der Jahresbilanz fehlenden Faktor 12 muß der Faktor V dann zuwegebringen, falls die Gleichung gelten soll. Wir müssen V=12*v wählen, Wenn man also die 'Häufigkeit der Verwendung einer Euromünze in einem Jahr' als Geschwindigkeit definiert und die Quantitätsgleichung für die Vorgänge dieses Jahres aufschreibt, erhält man so den zwölffachen Wert, als wenn '1 Monat' als Intervall gewählt wird..Bei zwei Jahren wäre es ein Faktor 24 und bei allgemeiner Einführung des Tagelohns ein Faktor von ca. 1/30. Solange man also nicht einen stichhaltigen Grund für die Wahl des Zeitraums hat, kommt über diese Hintertür die im Begriff 'Geschwindigkeit' enthaltene unsinnige Zeitabhängigkeit wieder herein und das Ergebnis kann damit beliebig gestaltet werden. Die angeblich so aussagekräftige Kennzahl ist in Wirklichkeit nur eine Kennzahl dafür, für welchen Bilanzierungzeitraum wir uns entscheiden. Im vorliegenden Fall würde die Festlegung auf '1 Jahr' die Zahl V um etwa einen Faktor 12 größer bestimmen als die 'sinnvollere' Zahl v (sofern in dem Ganzen überhaupt ein Sinn steckt!).Das ist etwa so, als würde man die zwölffache Geschwindigkeit erhalten, wenn man 12 Runden von Michael Schumacher aufzeichnet statt einer. (was sich dabei verzwölffacht ist die Wegstrecke bzw. der Umsatz - nicht die Geschwindigkeit).
Den Basiszeitraum könnte man natürlich auch an anderen Zyklen ausrichten als an dem der Gehaltszahlung (Monat) oder Bilanzierung (Jahr). Z.B. an 4 Tagen (Verderblichkeit frischer Milch), oder 40 Jahren (Betriebszeit industrieller Großanlagen) oder was es sonst noch gibt.
Noch schlimmer wird es, wenn man Handel mit dauerhaften Vermögenswerten wie EM-Münzen einbezieht. Die sind nach 30 Jahren immer noch so frisch wie heute (Zyklus gegen 'unendlich'!) und warum soll ein allgemein preistreibender Effekt davon ausgehen, wenn die Bugs in dieser Zeit untereinander hektisch handeln? Weil dann viel gekauft wird? Es wird aber auch genausoviel verkauft! Weiteres Problem: ist Q auf der rechten Seite dann die dauerhaft vorhandene (feste) EM-Menge oder die Summe aller im Handel umgesetzten Mengen? Solange es bei Ausdrücken wie 'Gütermenge' bleibt, lässt sich nach dem V auch noch die rechte Seite der Gleichung beliebig machen und schon vor dem letzten noch fehlenden Schritt, über alle Handelsvorgänge zu mittteln (wie???), ist die Freiheit unbegrenzt für den Ökonomen, genau das auszurechnen was er will. Oder wozu er beauftragt war,
Gruß
Klaus_H.